Pierre de Margerie
Bruno François Marie Pierre Jacquin de Margerie (* 6. Oktober 1861 in Nancy; † 1. Juni 1942) war ein französischer Diplomat. Zuletzt war er von 1922 bis 1931 Botschafter in Berlin.
Leben
Pierre de Margerie war Sohn des katholischen Professors der Philosophie und Dekans an der Universität Lille Amédée de Margerie (1825–1905). Sein Sohn Roland de Margerie war nach dem Zweiten Weltkrieg Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland.
Er trat 1883 in den französischen diplomatischen Dienst ein. Von 1907 bis 1909 war er Gesandter in Siam und von 1909 bis 1912 in Peking. Anschließend arbeitete er im Außenministerium in Paris, ab 1914 als Direktor für politische und kommerzielle Angelegenheiten (Directeur des Affaires politiques et commerciales). Im August 1914 nahm er die Kriegserklärung des deutschen Botschafters, Graf von Schoen, entgegen. Im Jahr 1918 erlitt er einen Zusammenbruch und als er nach Monaten der Abwesenheit ins Ministerium zurückkehrte, hatte ihn ein Konkurrent von seinem Posten verdrängt. Damit wurde er auch nicht Sekretär der Friedensverhandlungen in Versailles. Stattdessen wurde er 1919 Botschafter in Brüssel.
Im Jahr 1922 wechselte er nach Berlin. Den Posten als Botschafter in Deutschland behielt er bis August 1931. Er hat dabei versucht eine Vermittlerrolle zwischen Paris und der Reichsregierung einzunehmen. Der Konfrontationspolitik der Regierung von Raymond Poincaré mit dem Höhepunkt der Ruhrbesetzung 1923 stand er skeptisch gegenüber, musste aber die Weisungen aus Paris ausführen. Für die Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland gerade auch auf geistig-kulturellen Gebiet spielte er eine wichtige Rolle. Er war mit verschiedenen deutschen Autoren befreundet und förderte die Begegnung mit der französischen Kunst und Kultur.[1] In seiner Zeit wurde die Botschaft in Berlin umgestaltet. Für seine Ablösung waren innenpolitische Interessen ausschlaggebend. Hinzu kam, dass er 1931 in den Jahren der Krise als zu alt und zu sehr in der Routine erstarrt schien. Reichskanzler Heinrich Brüning dagegen versuchte Margerie zu halten, weil er ihn für einen verlässlichen Partner hielt.[2]
Ab 1930 hatte er eine Liaison mit der Fotografin Frieda Riess. 1932 gab sie ihr Atelier in Berlin auf und folgte dem als Pensionär nach Paris zurückgekehrten de Margerie. Die Beziehung hielt bis zu seinem Tode am 1. Juni 1942.[3]
Einzelnachweise
- Dominique Bourel: Berlin und der europäische Westen: Der Fall-Paris Berlin. In: Berlin in der Neuzeit. Berlin, 1990 S. 253
- Annette Messemer: Andre Francois-Poncet und Deutschland. In: VfZ Heft 4 1991 S. 517
- Marion Beckers, Elisabeth Moortgat (Hrsg.): Die Riess. Fotografisches Atelier und Salon 1918–1932 in Berlin. = Die Riess. Photographic studio and salon in Berlin 1918–1932. Das Verborgene Museum, Berlin 2008, ISBN 978-3-8030-3326-0, S. 199
Literatur
- Bernard Auffray: Pierre de Margerie (1861–1942) et la vie politique de son temps. Paris, 1976
- Henning Köhler: Rezension: Bernard Auffray: Pierre de Margerie In: Francia 6/1978 S. 883f.
Weblinks
- Geschichte der französischen Botschaft in Berlin
- Pierre de Margerie in der Online-Version der Edition Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik