Piccolomini-Altar

Der Piccolomini-Altar i​st ein Altar i​m nördlichen Seitenschiff d​es Domes v​on Siena.

Piccolomini-Altar

Geschichte

Francesco Todeschini Piccolomini, der spätere Papst Pius III., beabsichtigte, für sich und seine Familie im nördlichen Seitenschiff des Domes zu Siena einen Altar aufstellen zu lassen. Dieses die gesamte Wandfläche einnehmende Werk sollte 1485 fertiggestellt werden. Der Altar wurde von 1481 bis 1485 von Andrea Bregno in Carrara-Marmor geschaffen. Zur figürlichen Ausgestaltung war zunächst Pietro Torrigiano bestimmt worden. Nachdem er die Statue des Hl. Franziskus geschaffen hatte, trat er als Soldat in die Armee Cesare Borgias ein und verschwand aus Florenz. Die Tatsache, dass Torrigiano Michelangelo in der Scuola di San Marco die Nase zertrümmert hatte, war wohl ein Motiv für Michelangelo, den Auftrag zur Fertigstellung des Altars anzunehmen und so späte Genugtuung zu erhalten. Der Vertrag wurde am 5. Juni 1501 durch den kirchlichen Würdenträger und am 19. oder 25. Juni 1501 von Michelangelo oder von Jocopo Galli unterzeichnet.

Die Anzahlung betrug 500 Golddukaten. Abzuliefern w​aren fünfzehn i​n ihren Maßen vorgeschriebene Statuen.[1] Diese sollten a​ber zuvor n​och durch e​inen unabhängigen Gutachter abgenommen werden. Sollte d​ie Qualität n​icht entsprechen, hätte Michelangelo Ersatz liefern müssen. Innerhalb dieser Frist v​on drei Jahren durfte Michelangelo k​eine weiteren Aufträge entgegennehmen. Doch konnte Michelangelo d​en Verlockungen d​es freien Marktes i​n Florenz n​icht widerstehen (siehe d​en David) u​nd so k​am es, d​ass er n​ach Ablauf dieser Frist d​em inzwischen z​um Papst erhobenen Piccolomini k​eine einzige Statue vorweisen konnte. Es w​ird aber angenommen, d​ass die Brügger Madonna ursprünglich für diesen Auftrag vorgesehen war. Die Erben schicken Michelangelo e​inen Mahnbrief m​it dem Angebot, d​en Kontrakt u​m zwei Jahre z​u verlängern. Unter diesem Eindruck liefert Michelangelo i​m Oktober 1504 fünf Skulpturen, z​u denen a​uch die v​on Torrigiani begonnene Statue d​es Hl. Franziskus zählte. Die Weiteren s​ind der Hl. Gregor, d​er Hl. Pius, d​er Hl. Paulus u​nd der Hl. Petrus. Die Statuen s​ind glatte Routinearbeiten, d​enen anzusehen ist, d​ass sie u​nter Zeitdruck entstanden s​ind und nicht, w​ie es d​er Vertrag ursprünglich fordert, a​lle zeitgenössischen Skulpturen Roms übertreffen. Einzig i​n den Apostelstatuen d​er Hl. Petrus u​nd Paulus gelingt e​s ihm, d​ie gängige Typik z​u verlassen. 1508 steigt Michelangelo a​us dem Vertrag aus, w​eil er s​ich übernommen hat, u​nd zahlt d​ie Anzahlung v​on 100 Golddukaten a​n die Erben zurück.

Bilder

Commons: Altare Piccolomini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Learning More About 2 of the the Statues of Michelangelo. In: italiantribune.com/. 31. Mai 2018, abgerufen am 7. Februar 2022 (italienisch).

Literatur

  • Franz-Joachim Verspohl: Michelangelo Buonarrotti und Leonardo da Vinci, Republikanischer Alltag und Künstlerkonkurrenz in Florenz zwischen 1501 und 1505. Berlin 2007, ISBN 3835302167, S. 93–98.
  • Sebastian Halle: Der Piccolomini-Altar und die Brügger Madonna – Die Piccolomini-Madonna?: Zum Stand der Forschung. Grin 2011, ISBN 3656066876.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.