Phyllium siccifolium
Phyllium siccifolium, genauer Phyllium (Phyllium) siccifolium (von gr. φύλλον = Blatt und lat. siccus = trocken, folium = Blatt – 'trockenes Blatt') ist die der Wissenschaft am längsten bekannte Art der Wandelnden Blätter (Phylliidae). Sie wurde bereits im Jahre 1758 von Linné unter dem Namen Gryllus siccifolius lauri beschrieben und gehört damit zusammen mit Phasma gigas und Pseudophasma phthisicus zu den drei ersten beschriebenen Gespenstschreckenarten überhaupt.[1] Im englischen Sprachraum wird die Art zu Ehren ihres Erstbeschreibers „Linnaeus' Leaf Insect“ genannt.[2]
Phyllium siccifolium | ||||||||||||
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Phyllium siccifolium, Darstellung eines Weibchens in Brehms Thierleben | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Phyllium siccifolium | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Systematik
Phyllium siccifolium wird der Untergattung Phyllium zugerechnet, die sich durch das Fehlen von Loben auf der Außenseite der Vordertibien von der Untergattung Pulchriphyllium unterscheidet. Damit lautet der vollständige Artname Phyllium (Phyllium) siccifolium. Der Holotypus ist ein weibliches Tier, welches sich im Zoologischen Institut der Universität Uppsala befindet.
Hennemann et al. schlagen außerdem vor die Gattung Phyllium unterhalb der Untergattungen in Artengruppen einzuteilen. Phyllium siccifolium wird dabei als namensgebend für die siccifolium-Artengruppe vorgeschlagen.[3]
Die Art wurde im 18. und 19. Jahrhundert mehrfach unter den hier aufgeführten verschiedenen Namen beschrieben. Diese gelten heute als Synonyme zu Phyllium siccifolium:[4]
- Phyllium brevicorne Latreille, 1807
- Phasma chlorophyllia Stoll, 1813
- Phyllium chlorophyllia (Stoll, 1813)
- Phasma citrifolium Lichtenstein, 1796
- Phyllium donovani Gray, G.R., 1835
- Mantis foliatus Perry, 1811
- Gryllus folium lauri Linnaeus, 1754
- Phyllium gorgon Gray, G.R., 1835
- Phyllium stollii Lepeletier & Serville, 1825
Laut Hennemann et al. soll auch Phyllium tobeloense Grösser, 2007
synonym zu Phyllium siccfolium sein. Detlef Größer, der diese Art u. a. anhand eines aus dem Ovipositor entnommenen Eis beschrieben hat, widersprach dem in einer jüngeren Arbeit und argumentiert, dass Hennemann et al. in derselben Arbeit ebendiese Methode zur Abgrenzung und Neubeschreibung von Phyllium mindorense Hennemann, Conle, Gottardo & Bresseel, 2009 herangezogen haben. Die Art gilt mittlerweile wieder als valid.[2][3][5]
Weiterhin zeigt Größer anhand vergleichender Untersuchungen der inneren Sklerite der Weibchen sowie der Eier und Schlüpflinge, dass Phyllium bilobatum, Phyllium hausleithneri und die neu beschriebene Phyllium philippinicum sehr ähnliche und dabei stark variierende Merkmale haben, so dass es sich bei diesen auch um Synonyme oder Unterarten von Phyllium siccifolium handeln könnte.[5]
Vorkommen
Obwohl noch nicht endgültig klar ist wie groß das Verbreitungsgebiet der Art tatsächlich ist, gilt ihr Vorkommen auf den Molukken als gesichert. Dies ist damit zu erklären, dass der von Carl von Linné gesammelte Holotypus sehr wahrscheinlich von der Insel Ambon oder einer benachbarten Molukken Insel stammt. Außer auf Ambon kommt Phyllium siccifolium auch auf den Inseln Halmahera, Seram (früher Ceram), Buru, Banggai und den Sula-Inseln vor. Dagegen ist umstritten, ob die Tiere aus China, Malaysia, Indien und von den Philippinen tatsächlich Phyllium siccifolium sind oder zu anderen nahe verwandten Arten der siccifolium-Artengruppe gezählt werden müssen.[3][5]
Haltung im Terrarium
Nachdem viele Jahre davon ausgegangen wurde, dass es sich bei dem von der Phasmid Study Group unter der PSG-Nummer 76 geführten Stamm aus Westmalaysia um Phyllium siccifolium handelt, gehen Hennemann et al. davon aus, dass diese Tiere zu Phyllium hausleithneri zu zählen sind, während sowohl die Phasmid Study Group, als auch Detlef Größer diese Tiere weiterhin als Phyllium siccifolium ansprechen. Die unter der PSG-Nummer 278 geführte Phyllium spec. (Philippinen) steht ebenfalls weiterhin im Verdacht Phyllium siccifolium zu sein. Da diese im Jahr 2009 als Phyllium philippinicum beschrieben wurde, ist Phyllium siccifolium nach Auffassung von Hennemann et al. bisher nicht in Zucht.[3][6]
Weblinks
Einzelnachweise
- Phasmatodea Seite von Oskar V. Conle und Frank H. Hennemann
- Paul D. Brock: Phasmida Species File Online. Version 2.1/4.0 (abgerufen am 11. April 2011)
- Frank H. Hennemann, Oskar V. Conle, Marco Gottardo & Joachim Bresseel: Zootaxa 2322: On certain species of the genus Phyllium Illiger, 1798, with proposals for an intra-generic systematization and the descriptions of five new species from the Philippines and Palawan (Phasmatodea: Phylliidae: Phylliinae: Phylliini), Magnolia Press, Auckland, New Zealand 2009, ISSN 1175-5326
- Detlef Größer: Wandelnde Blätter, Edition Chimaira, 2001, Frankfurt am Main. ISBN 3-930612-46-1
- Detlef Größer: New Insights and Critical Remarks on certain species of Walking Leaves (Insecta: Phasmatodea: Phylliidae), Arthropoda Generalis 3, Sungaya Verlag 2011, ISSN 2191-4427
- PSG Culture List auf der Website der Phasmid Study Group (englisch).