Philipp Fauth
Philipp Johann Heinrich Fauth (* 19. März 1867 in Bad Dürkheim; † 4. Januar 1941 in Grünwald bei München) war deutscher Volksschullehrer und Astronom. Bekannt wurde er vor allem durch seine Beobachtungen am Mond.
Leben und Wirken
Fauth war ein ambitionierter Amateurastronom, der Mond, Saturn, Mars und Jupiter intensiv beobachtete. Er fertigte zahlreiche Karten an. Sein eigentliches Lebenswerk aber, die Große Mondkarte im Maßstab 1:1.000.000 mit einem Durchmesser von 3,5 m, hat er nur im Entwurf hinterlassen. Die Vollendung der Reinzeichnung konnte sein Sohn Hermann Fauth erst in den 1950er Jahren durchführen und die 22 Großblätter damit druckreif machen. Sie wurden im Oktober 1964 als "Mondatlas von Philipp Fauth" von der astronomischen Olbers-Gesellschaft in Bremen herausgegeben und stellen die letzte, größte und beste Mondkarte dar, die ein einzelner Forscher jemals auf Grund visueller Beobachtungen geschaffen hat. Sie gilt heute als Rarität.
Sternwarte
Fauth erbaute 1890 seine erste Sternwarte auf dem Lämmchesberg, im Süden von Kaiserslautern. Durch seine Vorträge und ersten Veröffentlichungen stand er in Verbindung mit führenden Astronomen im In- und Ausland. 1895 verlegte Fauth die Kaiserslauterer Sternwarte auf den Kirchberg bei Landstuhl, fünf Jahre vor dem Bau des dortigen Bismarckturmes. Für sein neues und größeres Fernrohr, das berühmte „Schupmann'sche Medial“ wurde im Jahre 1911 eine größere Sternwarte errichtet, südlich der vorigen.
1923 kam Philipp Fauth nach München. 1930 holte er seine Sternwarte nach und baute sie in Grünwald auf, 14 km südlich von München.
In den Orten Kaiserslautern, Landstuhl und Bad Dürkheim wurden Straßen nach Fauth benannt. Auch die internationale Astronomische Union in London würdigte seine Leistungen durch die Benennung eines 40 km südlich des großen Copernicus gelegenen Doppelkraters des Mondes (1923) mit dem Namen Fauth.
Welteislehre
Anfang des 20. Jahrhunderts kam Fauth in Kontakt mit Hanns Hörbiger, einem österreichischen Ingenieur, Physiker und Amateur-Astronom, der 1894 bei der Beobachtung des Mondes intuitiv erkannt haben wollte, dass die gesamte Mondoberfläche von einer kilometerdicken Schicht aus Wassereis überzogen sei. Hörbiger entwickelte aus dieser Erkenntnis eine Theorie der Weltentstehung, die Welteislehre. Hörbigers im Jahre 1912 erschienenes 800-seitiges Hauptwerk Glazial-Kosmogonie wurde von Fauth neu gegliedert und überarbeitet und 1913 unter dem Namen Hörbigers Glazial-Kosmogonie veröffentlicht.
Die Welteislehre wurde bereits unmittelbar nach ihrer Entstehung von der Fachwelt abgelehnt, da sie keiner wissenschaftlichen Betrachtung standhält. Heute gilt sie als Pseudowissenschaft. In den 1920er und 30er Jahren gewann sie allerdings unter Laien Popularität.
Zeit des Nationalsozialismus
Da einige führende Nationalsozialisten, darunter Heinrich Himmler, überzeugte Anhänger der Welteislehre waren, erfuhr die Welteislehre während der Zeit des Nationalsozialismus einen Aufschwung. 1938 wurde Fauth von Himmler zum Professor ernannt.[1] Er übernahm allerdings keine Lehrtätigkeit an einer Hochschule. Fauth war Mitglied der NSDAP und arbeitete als Wissenschaftler und SS-Offizier für das SS-Ahnenerbe. Um beim Ausbruch des Krieges sein Lebenswerk zu retten, verkaufte Fauth seine Instrumente und seine Bibliothek an das SS-Ahnenerbe. Im Gegenzug wurde ihm eine geschützte Aufbewahrung zugesichert.[1] Es gab Pläne zur Errichtung von „SS-Sternwarten“, die aber nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges aufgegeben wurden.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Publikation über die Planeten Jupiter und Mars, 1898
- Wegweiser am Himmel, 1904
- Was wir vom Mond wissen, 1906
- Einfache Himmelskunde, 1908
- Hörbigers Glacial-Kosmogonie, 1913
- Unser Mond, 1936
- Mondesschicksal. Wie er ward und untergeht
- Der Mond und Hörbigers Welteislehre, 1925
Literatur
- Hans Robert Scultetus: Fauth, Philipp Johann Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 35 f. (Digitalisat).
- Hermann Fauth, Freddy Litten (Hrsg.): Philipp Fauth – Leben und Werk (= Algorismus. Heft 9). Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, München 1993, ISBN 3-89241-008-9.
Weblinks
- Literatur von und über Philipp Fauth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Veröffentlichungen von P. Fauth im Astrophysics Data System
- P.L. Dupont: Philipp Fauth (1867-1941). Ciel et Terre, Vol. 57 (1941), p. 434. (Nachruf, französisch)
Einzelnachweise
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 145.