Pfarrkirche St. Laurentius (Radeberg)
Die katholische Pfarrkirche St. Laurentius Radeberg befindet sich an der Dresdner Straße 31 und wurde im neogotischen Stil errichtet.
Geschichte
Die römisch-katholische Kirche St. Laurentius wurde von der Gemeinde in den Jahren von 1882 bis 1883 erbaut. Dazu wurde ein 4.600 Quadratmeter großes Grundstück erworben und umgehend mit dem Bau angefangen. Als das Erdgeschoss hergestellt war, begann im ersten Stock der eigentliche Kirchenbau. Am 31. Juli 1882 wurde durch Bischof Franz Bernert die Grundsteinlegung der Kirche gesegnet. Bereits am 12. August 1883, nach nur reichlich 12-monatiger Bauzeit, wurde die Kirche geweiht. Anschließend erfolgte die Schlüsselübergabe vom Bischof zum Pfarrer August Nowak. Der Kirchbau wurde aus Mitteln einer Stiftung des im Jahr 1845 verstorbenen katholischen Bischofs Franz Laurenz Mauermann finanziert, daher der Kirchenpatron St. Laurentius.
Seit Bestehen der Kirche wurde der Innenraum mehrfach neu gestaltet, zum 50-jährigen Jubiläum 1933 und ab 1969, initiiert durch die Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils. Ab dem Jahr 1982 wurden zahlreiche Außenarbeiten wie auch die vorangegangenen Innenrenovierungen von den Gemeindemitgliedern zumeist ehrenamtlich in ihrer Freizeit durchgeführt. Zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 1983 erstrahlte die innen und außen sanierte Kirche. Im Jahr 2008 wurde mit einem Festgottesdienst und einem großen Gemeindefest das 125-jährige Bestehen gefeiert.[1]
1886 ist direkt südlich neben der Kirche die Katholische Schule erbaut worden, die 1892 mit einem Anbau versehen wurde.[2] Diese unterstand dem Stadtrat mit dem Königlichen Bezirksschulinspektor für Dresden III.[3]
Kirche im Obergeschoss
Die Kirche an einer leichten Hanglage wurde funktionell errichtet. Das Erdgeschoss mit Wohnung für den Pfarrer, Diensträumen und einer Schulstube sind der Kirchenunterbau. Darauf wurde dann das Kirchengebäude komplettiert. Die Innenmaße sind 10,60 Meter mal 19,00 Meter.[4] Die Höhe bis zur Traufe beträgt 10,20 Meter, bis zum First 16,70 Meter und des Turmes (ohne Turmkreuz) 25 Meter. Die Kirche bietet Platz für etwa 140 Gläubige. Im Turm befinden sich der Chorraum mit angrenzenden Beichtstuben und Sakristei. Am anderen Giebel sind die Treppenaufgänge und der Vorraum mit dem Taufständer untergebracht.
Die aus Spenden und Stiftungen sowie Sammlungen der Gemeinde finanzierte Inneneinrichtung ist einfach und schlicht. Bischof Bernert spendete das Altarbild, den St. Laurentius; ein Werk des Dresdner Historienmalers Franz Wenzel Schwarz. Die beiden Seitenaltäre, Marienaltar und der Josephaltar standen seitlich am Chorraum. Die Kreuzigungsgruppe an der rechten Seitenwand enthielt ein gespendetes geschnitztes Kreuz. Nach einer Renovierung im Jahr 1972 hängt es an der Altarwand im Chorraum. [5]
Erweiterungsbau
Im Jahr 2018 wurde als erster Bauabschnitt das Erdgeschoss um drei Räume erweitert. Die neuen Räumlichkeiten werden auch Vereinen, Gruppen und Einrichtungen zur Nutzung überlassen.[6] Der zweite Bauabschnitt umfasst die Innensanierung und wurde 2019 beendet. Die Kosten des mit 900.000 Euro veranschlagten Erweiterungsbaus und der Innensanierung trägt die Gemeinde mit Eigenmitteln, Zuschüssen des Bistums Dresden-Meißen, Fördermitteln des Bonifatiuswerkes und aus Spenden.[6]
Neuweihe 2019
Am 21. September 2019 fand die Neuweihe der Kirche mit einem Pontifikalamt, Gottesdienst mit allen Priestern, durch den Bischof Heinrich Timmerevers statt. Wände und Decken des Kircheninneren sind in hellen Farben gehalten, die Kirchenbänke und der Holzfußboden sind naturbelassen gestaltet worden. Der Altar wurde erneuert und bekam eine neue Platte, der Ambo erhielt ein neues Pult. Ein Taufbrunnen wurde ebenfalls angeschafft. Mit der Altarweihe wurden diese Gegenstände vom Bischof gesegnet.
Bei einem Festgottesdienst wurden auch die neuen Räumlichkeiten des Pfarramtes. der Gemeinderäume und der Erweiterungsbau gesegnet. Die unter Leitung des Dresdner Architektenbüros Christian Schaufel[7] neugestaltete Raumaufteilung ermöglicht eine großzügige Nutzung des Gemeindesaales und der Gemeinderäume.[8]
Geläut
Das Geläut wurde im Jahr 1883 in die neue Kirche installiert. Zunächst bestand es aus zwei Bronzeglocken, der „Marienglocke“ (erhalten und restauriert) und der „Laurentiusglocke“. Diese, wie auch die Orgelpfeifen aus Zinn, mussten im Ersten Weltkrieg als Metallspende für Rüstungszwecke abgegeben werden.[4] Beide Glocken wurden von den Glasfabrikanten Willy, Max und Ernst-Wilhelm Hirsch gestiftet. Die Glockenweihe fand am 14. Juni 1883, also noch vor der Kirchenweihe, statt.[9]
Nr. | Name | Gussdatum | Gießer | Spruch | Spruch | Schlagton |
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1 | Marienglocke | 1883 | Glockengießerei Fa. Gruhl in Kleinwelka | Ave Maria, gratia plena | Fr. Gruhl in Kleinwelka fudit me MDCCCLXXIII | a′-2 |
2 | Laurentiusglocke | 1883 | Glockengießerei Fa. Gruhl in Kleinwelka | Sancte Martyr Laurenti ora pro nobis | Fr. Gruhl in Kleinwelka fudit me MDCCCLXXIII | e′′ |
Im Jahr 1920 wurden neue Glocken, Eisenhartgussglocken der Glockengießerei Schilling & Lattermann, angeschafft.[4] Am 3. Oktober 1920 fand die Glockenweihe statt. Die verbliebene „Marienglocke“ diente in der Zeit als Sterbeglocke. Im Jahr 1983 bekam sie einen Ehrenplatz in der Kirche nach der Restaurierung und steht seither an der Kirchenrückwand.[10]
Nr. | Name | Gussdatum | Gießer | Spruch |
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1 | Friedensglocke | 1920 | Glockengießerei Schilling & Lattermann | Von Pest, Hunger und Krieg erlöse uns, oh Herr |
2 | Laurentiusglocke | 1920 | Glockengießerei Schilling & Lattermann | Sancte Laurentius, ora pro nobis |
Im Jahr 2005 wurden zwei neue Bronzeglocken bestellt, die Eisenhartgussglocken waren verschlissen und mussten ersetzt werden. Die Weihe erfolgte am 17. September 2005.[11]
Nr. | Name | Gussdatum | Gießer | Spruch | Gewicht | Durchmesser | Schlagton |
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1 | Christusglocke | 2005 | Lauchhammer | Ich bin die Auferstehung und das Leben | 110 kg | 580 mm | as′-3 |
2 | Laurentiusglocke | 2005 | Lauchhammer | Kommt herbei, singt dem Herrn. Symbole Fisch und Schlüssel | 80 kg | 500 mm | f′′-3 |
Orgel
Die Kirche erhielt eine Orgel vom Orgelbaumeister Jahn aus Dresden für 1630 Mark. Nach 1945 wurden aber keine Mittel bereitgestellt, um eine dringliche Instandsetzung der Orgel zu ermöglichen. So wurde das Instrument abgebaut und eingelagert.[4] In der Zwischenzeit hat sich die Gemeinde 1996 eine transportable elektronische Orgel „Classica 400“ mit 40 Registern auf zwei Manualen und Pedal von der Firma Heinz Ahlborn angeschafft.[12]
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Gemeinde
Zum Gebiet der Pfarrei Radeberg gehören die Region von Dürrröhrsdorf-Dittersbach über Fischbach, Arnsdorf, Radeberg, Kleinröhrsdorf, Dresden-Langebrück, Wachau, Ottendorf-Okrilla und Teile von Tauscha. Die Gemeinde hat etwa 1300 Mitglieder. Die Sonn- und Feiertagsgottesdienste werden vom Kirchenchor, der Männerschola oder der Jugendband mit Sängerteil feierlich gestaltet. Der Organist Wolfgang Förster leitet Schola und Chor ehrenamtlich. Ehrenamtliche Helfer sind in zahlreichen Arbeitskreisen tätig, unter anderem in der Kolpingsfamilie, im Bibelkreis und im Kreis der Caritasfrauen. Der Kirchenchor Cäcilia wurde 1891 gegründet.[13]
Pfarrer der Gemeinde
- Pfarrer August Nowak, August 1883–November 1901
- Pfarradministrator Jakob Barth, Dezember 1901–Juni 1903
- Pfarrer Franz Zschornack, Juli 1903–Dezember 1932
- Pfarrverweser Kaplan Schmitz, Dezember 1932–März 1933
- Pfarrer Max Schulz, April 1933–September 1945
- Jesuitenpater Stefan Jordan, Oktober 1945–November 1945
- Pfarrer Nikolaus Müller, Dezember 1945–Mai 1965
- Pfarrer Raimund Otto, Juli 1965–Juli 1984
- Pfarrer Norbert Hilbig, August 1984–August 1999
- Pfarrer Gerald Kluge, September 1999–Juli 2016
- Pfarrer Christoph Eichler, seit August 2016
Literatur
- Thomas Drendel: Mehr Platz für Radeberger Katholiken. In: Sächsische Zeitung vom 4. Oktober 2018.
- Gerhard Kluge, Dieter Opitz, Paul Panglisch, Harald Winkler: Festschrift zum 125. Gemeindejubiläum 2008. Paul Panglisch im Auftrag des Pfarrgemeinderates der katholischen Kirchgemeinde St. Laurentius Radeberg; August 2008 (Anmerkung: Einige Texte stammen aus von DDR-Behörden nicht genehmigter 100-jähriger Festschrift von 1983, Autor Gerhard Kluge)
Weblinks
Einzelnachweise
- Festschrift zum 125. Gemeindejubiläum 2008, S. 3–5.
- Johannes Kirschen: Radeberg i. Sa. nebst Industrie, Handel und Gewerbe in Wort und Bild. Verlag A. Jülich, Graphische Kunstanstalt, Chemnitz 1906. S. 27
- Adressbuch für die Stadt Radeberg, 1910. S. 41
- Archiv der Kirche
- Festschrift zum 125. Gemeindejubiläum 2008, S. 6–9.
- Thomas Drendel: Mehr Platz für Radeberger Katholiken. In: Sächsische Zeitung vom 4. Oktober 2018, abgerufen am 28. März 2019.
- Gemeindehäuser auf schaufel-architekten.de
- die Radeberger > Michael Baudisch: Unabhängige Heimatzeitung mit Amtsnachrichten, Heft 39 Jahrgang 29 vom 27. September 2019: Herausgeber: Radeberger Heimatzeitung Verlags-GmbH: S. 2, 8.
- Festschrift zum 125. Gemeindejubiläum 2008, S. 12–14.
- Festschrift zum 125. Gemeindejubiläum 2008, S. 7.
- Festschrift zum 125. Gemeindejubiläum 2008, S. 25 u. 26.
- Festschrift zum 125. Gemeindejubiläum 2008, S. 24 u. 25.
- Festschrift zum 125. Gemeindejubiläum 2008, S. 29 ff.