Peter Wunderli

Peter Franz Albert Wunderli (* 30. Mai 1938 i​n Zürich; † 27. März 2019 i​n Biel)[1] w​ar ein Schweizer Romanist u​nd Sprachwissenschaftler.

Leben und Werk

Peter Wunderli studierte i​n Zürich, Aix-en-Provence, Rom u​nd Oxford Romanistik u​nd Anglistik, u. a. b​ei Reto R. Bezzola, Georges Poulet, Konrad Huber, Gerold Hilty u​nd Heinrich Schmid. Bei Gerold Hilty w​urde er 1963 promoviert. Bis 1967 arbeitete e​r als Assistent a​n der Universität Zürich u​nd anschließend a​ls Lehrer für Lehrer für Französisch u​nd Italienisch a​n der Kantonsschule Winterthur. 1968 habilitierte e​r sich i​n Zürich.

1970 erhielt e​r den Ruf a​uf die Professur für Romanistik a​n die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 1976 wechselte e​r an d​ie Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, w​o er b​is zu seiner Emeritierung 2003 lehrte. Seit 1998 w​ar er ordentliches Mitglied d​er Nordrhein-Westfälischen Akademie d​er Wissenschaften.

Seine Hauptforschungsgebiete w​aren das Werk v​on Ferdinand d​e Saussure, d​ie Intonationsforschung u​nd das Mittelfranzösische.

Wunderli führte Untersuchungen zum französischen Subjonctif durch, bezog aber den spanischen Subjuntivo und den italienischen congiuntivo bei seinen Betrachtungen mit ein. Für ihn ist das Subjunktiv der „Modus der Teilaktualisierung“[2] welche sich in folgender Hierarchie zeigte:

  • Infinitiv also Semantem[3] plus Angabe Verb; als Nullaktualisierung
  • Partizip also Semantem plus Angabe Verb plus (Aktionsstand) Accompli/Accomplissement; als Minimalaktualisierung
  • Konjunktiv also Semantem plus Angabe Verb plus (Aktionsstand) Accompli/Accomplissement plus Personalgliederung; als Teilaktualisierung
  • Indikativ also Semantem plus Angabe Verb plus (Aktionsstand) Accompli/Accomplissement plus Personalgliederung plus Tempusgliederung; als Vollaktualisierung[4]

Er unterscheidet vier Stufen auf der verbalen Aktualisierung, wobei jeder höhere Stufe ein Merkmal hinzu erhält.[5] Unter „Aktionsstand“ versteht Wunderli den Gegensatz zwischen Verformen, die die Entwicklung eines Prozesses zum Ausdruck bringen (Accomplissement) und solchen, die seine Entwicklung markieren (Accompli).

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Modus und Tempus. Beiträge zur synchronischen und diachronischen Morphosyntax der romanischen Sprachen. Narr Francke Attempto, Tübingen 1976
  • Die Teilaktualisierung des Verbalgeschehens (Subjonctif) im Mittelfranzösischen eine syntaktisch-stilistische Studie. De Gruyter, Berlin 1970
  • Der Konjunktiv nach "après que": kritische Bilanz und Versuch einer Synthese. Vox Romanica Band (Jahr): 29 (1970), S. 230–263
  • als Hrsg.: Der kranke Mensch in Mittelalter und Renaissance. Düsseldorf 1986 (= Studia humaniora, 5).
  • als Hrsg.: Herkunft und Ursprung. Historische und mythische Formen der Legitimation. Akten des Gerda-Henkel-Kolloquiums, veranstaltet vom Forschungsinstitut für Mittelalter und Renaissance der [...] Universität Düsseldorf, 13. bis 15. Oktober 1991. Jan Thorbecke, Sigmaringen 1994.
  • mit Iwar Werlen und Matthias Grünert (Hrsg.): Italica – Raetica – Gallica. Studia linguarum litterarum artiumque in honorem Ricarda Liver. Tübingen und Basel 2001.

Literatur

  • Edeltraud Werner u. a. (Hrsg.): Et multum et multa. Festschrift für Peter Wunderli zum 60. Geburtstag. Narr, Tübingen 1998, ISBN 3-8233-5106-0 (Schriftenverzeichnis S. XIX–XLIV).

Einzelnachweise

  1. Prof. Dr. Peter Wunderli verstorben. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 4. April 2019, abgerufen am 4. April 2019.
  2. Peter Wunderli: Modus und Tempus. Beiträge zur synchronischen und diachronischen Morphosyntax der romanischen Sprachen. Narr Francke Attempto, Tübingen 1976, S. 11
  3. ist jener Anteil eines Wortes der im Unterschied zum Morphem die lexikalische Bedeutung trägt.
  4. Martin Hummel: Der Grundwert des spanischen Subjunktivs. Narr Francke Attempto, Tübingen 2001, ISBN 3-8233-5125-7, S. 29.
  5. Werner Besch (Hrsg.): Sprachgeschichte. Teilbd. 3, Band 2,Teil 3, Walter de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-1101-5883-3, S. 2509
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