Parelasmotherium
Parelasmotherium ist eine ausgestorbene Gattung der Nashörner, die im späten Miozän vor etwa 11 Millionen Jahren im nördlichen China lebte. Es gehörte mit seinem großen Körperbau und seinen hochkronigen Zähnen zur Gruppe der Elasmotheriini und war somit ein Verwandter des im Pleistozän über weite Teile des nördlichen Asiens verbreiteten Elasmotherium.
Parelasmotherium | ||||||||||||
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Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
spätes Miozän | ||||||||||||
11 bis 5? Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Parelasmotherium | ||||||||||||
Killgus, 1923 |
Merkmale
Parelasmotherium stellte einen großen Vertreter der Nashörner dar, ist bisher aber weitgehend nur von isolierten Zähnen, einzelnen Skelettelementen des Bewegungsapparates und von einem vollständigen, jedoch seitlich leicht gedrückten Schädel bekannt. Dieser war mit 97 cm äußerst langgestreckt und sehr schmal. Das Hinterhauptsbein war wenig herausgezogen und eher rechtwinklig gestaltet und besaß einen deutlichen, in der Aufsicht gerade verlaufenden Wulst als Ansatzstelle für die Nackenmuskulatur. Das lang ausgestreckte Nasenbein wies einen kräftigen Bau auf und zeigte im vorderen Teil eine deutliche Rundung. Im Gegensatz zu späteren Elasmotherien besaß die Nasenscheidewand noch keine verknöcherten Strukturen. Perlförmige Aufrauungen auf der Oberfläche des Nasenbeins markierten die Ansatzstelle für das Horn, welches aber nicht direkt auf der Nasenspitze, sondern eher im mittleren Bereich des Nasenbeins saß. Ein Stirnhorn wie bei Elasmotherium war nicht ausgebildet. Die Augenhöhle befand sich oberhalb hinter dem letzten Molaren.[1]
Das Oberkiefergebiss zeichnete sich wie bei allen Elasmotheriini durch eine deutliche Reduktion der vorderen Bezahnung aus, so dass die Schneidezähne und der Eckzahn fehlten. Die hintere Bezahnung bestand aus drei Prämolaren und drei Molaren, im Milchgebiss befand sich auch noch der vorderste Prämolar. Die Prämolaren waren kleiner als die Molaren, ähnelten diesen aber im Aufbau. Allgemein zeigten die Zähne sehr hohe Zahnkronen, der zweite Molar, der auch gleichzeitig der größte Zahn im Gebiss war, wurde bis zu 13 cm hoch. Dabei lagen die Werte für die Höhe der Molaren über denen der Länge und verweisen damit auf die späteren Vertreter der Elasmotherien mit ihren noch höheren Zahnkronen, während bei den früheren Gattungen die Höhenwerte nicht die der Länge erreichten. Zudem besaßen sie einen hohen Zementanteil und deutlich gefalteten Zahnschmelz, der aber noch nicht so markante Kurvenverläufe hatte, wie beim späteren Elasmotherium.[1][2] Die hohen Zahnkronen und der Bau der Zähne sprechen dafür, dass Parelasmotherium ein spezialisierter Grasfresser war (grazer), was mit den im späten Miozän erfolgten Klima- und damit verbundenen Landschaftsveränderungen in Form der Ausbreitung offener Steppen korrespondiert.[3]
Fossilfunde
Funde von Parelasmotherium sind selten und stammen bisher nur aus dem nördlichen China. Die Funde des Typusexemplars stammen aus Kutschwuan in der chinesischen Provinz Shanxi und umfassen ein Kieferfragment mit erhaltener hinterer Bezahnung sowie mehrere Lang- und Fußknochen.[2] Weitere Funde stammen aus Guonigou im Linxia-Becken in der Provinz Gansu. Diese schließen zahlreiche isolierte Zähne ein,[4] aber auch ein fast vollständiger Schädel wurde dort Anfang des 21. Jahrhunderts entdeckt.[1] Des Weiteren kommen verschiedene Funde auch in Apotheken für Traditionelle Chinesische Medizin zu Tage.[2]
Systematik
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Parelasmotherium gehört zur Tribus der Elasmotheriini, einer Gruppe sehr großer Nashörner mit sehr hochkronigen Backenzähnen, die die nächsten Verwandten der Rhinocerotini mit den heute noch lebenden Nashornarten darstellen. Innerhalb der Elasmotheriini bildet die Gattung eine Klade mit Ningxiatherium. Beide Nashornformen werden zusammen mit dem weiter außen stehenden Iranotherium aufgrund der Lage ihres Horns auf der Nase und den generell nicht ganz so hochkronigen Backenzähnen und weniger gefalteten Zahnschmelz der Untertribus Iranotheriina zugewiesen, die den stammesgeschichtlich jüngeren stirnhorntragenden und extrem hochkronigen modernen Elasmotheiina, zu denen auch das bekannte Elasmotherium gehört, gegenüberstehen.[1] Einige Forscher stellten auch Ningxiatherium in die Gattung Parelasmotherium,[7][8] doch mit der Entdeckung des ersten vollständigen Parelasmotherium-Schädels Anfang des 21. Jahrhunderts zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen beiden Gattungen, die unter anderen in der fehlenden Verknöcherung des vorderen Teils der Nasenscheidewand und dem anders gebauten Hinterhauptsbein bei Parelasmotherium bestehen.[1]
Die Gattung Parelasmotherium wurde erstmals von H. Killgus 1923 beschrieben. Als Holotyp dienten die Funde aus Kutschwuan in Shanxi. T. Ringström, der 1922 mit Sinotherium einen weiteren Vertreter der Elasmotheriina beschrieben hatte, sah keine größeren Unterschiede zu diesem und setzte Parelasmotherium mit Sinotherium gleich. Spätere Analysen ergaben deutlich Unterschiede im Zahnbau und -kronenhöhe der beiden Gattungen, die später durch den ersten Schädelfund nicht nur bestätigt, sondern auch erweitert werden konnten. Des Weiteren war Sinotherium allgemein größer als Parelasmotherium.[2]
Bisher wurden drei anerkannte Arten beschrieben:[1]
- Parelasmotherium schansiense Killgus, 1923
- Parelasmotherium simplum (Chow, 1958)
- Parelasmotherium linxiaense Deng, 2001
Einzelnachweise
- Deng, Tao: Skull of Parelasmotherium (Perissodactyla, Rhinocerotidae) from the Upper Miocene in the Linxia Basin (Gansu, China). Journal of Vertebrate Paleontology 27 (2), 2007, S. 467–47
- Qiu Zhanxiang und Xie Junyi: Notes on Parelasmotherium and hipparion fossils from Wangji, Dongxiang, Gansu. Vertebrata Palasiatica 36 (1), 1998, S. 13–23
- Deng Tao: Evolution of Chinese Neogene Rhinocerotidae and Its Response to Climatic Variations. Acta Geologica Sinica 76 (2), 2002, S. 139–145
- Deng Tao: New remains of Parelasmotherium (Perissodactyla, Rhinocerotidae) from the Late Miocene in Dongxiang, Gansu, China. Vertebrata Palasiatica 39 (4), 2001, S. 306–311
- Oscar Sanisidro, María Teresa Alberdi, Jorge Morales: The First Complete Skull of Hispanotherium matritense (Prado, 1864) (Perissodactyla, Rhinocerotidae) from the Middle Miocene of the Iberian Peninsula. Journal of Vertebrate Paleontology, 32 (2), 2012, S. 446–455
- Tao Deng: A new elasmothere (Perissodactyla, Rhinocerotidae) from the late Miocene of the Linxia Basin in Gansu, China. Geobios 41, 2008, S. 719–728
- Pierre-Okivier Antoine: Middle Miocene elasmotheriine Rhinocerotidae from China and Mongolia: taxonomic revision and phylogenetic relationships. The Norwegian Academy of Science and Letters - Zoologica Scripta 32, 2003, S. 95–118
- Esperanza Cerdeño: Cladistic Analysis of the Family Rhinocerotidae (Perissodactyla). American Museum Novitates 3143, 1995, S. 1–25