Palazzo Colonna
Der Palazzo Colonna ist ein Adelspalast an der Piazza SS. Apostoli in Rom. Er befindet sich seit 23 Generationen im Besitz der Familie Colonna und ist teilweise der Öffentlichkeit zugänglich. Die im Gebäude befindliche Galleria Colonna beherbergt eine bedeutende Kunstsammlung.
Geschichte
Während des Mittelalters standen hier einige kleinere Gebäude, welche der Familie der Grafen von Tusculum gehörten. 1417 endete mit der Papstwahl Oddo di Colonnas das Abendländische Schisma und die Päpste kehrten endgültig aus Avignon zurück. Als Martin V. regierte er bis 1431 und in dieser Zeit begannen die Arbeiten am alten Palazzo Colonna. Unter den Kardinälen Bessarion, Pietro Riario und Giuliano della Rovere, dem späteren Papst Julius II., waren Teile des Gebäudekomplexes der Familie Colonna entzogen und als Residenz des jeweiligen Titelkardinals von SS. Apostoli genutzt. In dieser Zeit, von etwa 1445 bis 1490, erfolgten bedeutende Erweiterungs- und Ausstattungsarbeiten, unter anderem die Fresken im Brunnensaal von Pinturicchio. Insgesamt blieb das Projekt des Kardinalspalaste jedoch unvollendet, da Giuliano della Rovere während des Pontifikats des feindlich gesinnten Papstes Alexander VI. (1492–1503) Rom verließ und nach seiner eigenen Wahl zum Papst Julius II. im Jahr 1503 kein Interesse mehr an dem Palast hatte, während nachfolgende Titelkardinäle sich auf Wohnräume im nördlich der Kirche anschließenden Franziskanerkonvent beschränkten. Im Lauf des 16. Jahrhunderts erhielt die Familie Colonna sämtliche Bestandteile des Komplexes südlich der Kirche zurück[1].
Das eher burgartige Gebäude des 15. Jahrhunderts erhielt erst mit den neuen Flügeln entlang der Piazza dei SS. Apostoli und der Via della Pilotta im 17. Jahrhundert sein heutiges Aussehen. Unter Girolamo Colonna I. begannen 1650 die Arbeiten an der Galleria Colonna, um für die wachsende Kunstsammlung der Familie einen passenden Rahmen zu schaffen. Ab 1666 setzte sein Neffe Lorenzo Onofrio dieses Projekt fort. Zunächst erhielt der Architekt Antonio Del Grande den Auftrag für diese Arbeiten, bevor er ab 1693 von Girolamo Fontana abgelöst wurde, der die Arbeiten an der Galerie im Jahr 1703 vollendete.
Galleria Colonna
Die Galleria Colonna gehört zu den wichtigsten nach der Renaissance in Rom entstanden Kunstsammlungen und stellt ein Gesamtkunstwerk aus Gemälden, Skulpturen, Möbeln, Spiegeln und Raumdekorationen dar. Der eigentliche Galerieraum ist Marcantonio Colonna II. als Sieger der Schlacht von Lepanto 1571 gewidmet. Giovanni Coli und Filippo Gherardi haben in diesem Raum das Thema zwischen 1675 und 1678 in einem Deckenfresko dargestellt. Im Saal der Landschaften schuf zwanzig Jahre später zum gleichen Thema Sebastiano Ricci ein Deckengemälde und im Jahr 1700 entstand im Schlachtensaal das Fresko mit der Apotheose des Marcantonio Colonna II.
Die Sammlung umfasst Meisterwerke vom 15. bis 18. Jahrhundert. Zu den im Palazzo Colonna vertretenden Künstlern gehören Lorenzo Monaco, Agnolo Bronzino, Domenico Ghirlandaio, Paolo Veronese, Palma il Vecchio, Jacopo und Domenico Tintoretto, Pietro da Cortona, Annibale Carracci, Francesco Albani, Guercino, Guido Reni, Carlo Maratta, Gaspard Poussin, und Pompeo Batoni.
Appartamento Principessa Isabelle
Diese Räume wurden bis Ende der 1980er Jahre von der Prinzessin Isabelle Sursock Colonna bewohnt und stehen seitdem ebenfalls dem Publikum zur Besichtigung offen. Hier sind vorwiegend niederländische Maler zu sehen. Neben kleineren auf Kupfer gearbeiteten Bildern von Jan Brueghel dem Älteren gibt es einige Arbeiten von Gaspar van Wittel und Gaspard Poussin.
Abbildungen
- Guercino: Der heilige Paulus
- Bronzino: Venus, Cupido und Satyr
- Paolo Veronese: Porträt eines Edelmannes
Literatur
- Eduard Safarik: The Colonna Collection of Paintings. Inventories 1611–1795. Saur, München 1996, ISBN 3-598-21693-9.
- Christina Strunck: Berninis unbekanntes Meisterwerk. die Galleria Colonna in Rom und die Kunstpatronage des römischen Uradels (= Römische Studien der Bibliotheca Hertziana, Veröffentlichungen der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschicht), München 2007
- Georg Schelbert: Der Palast von SS. Apostoli und die Kardinalsresidenzen des 15. Jahrhunderts in Rom, Norderstedt 2007, pdf
Weblinks
Einzelnachweise
- Schelbert, Der Palast von SS. Apostoli und die Kardinalsresidenzen des 15. Jahrhunderts in Rom, Norderstedt 2007, S. 134–183.