Otto Sagmeister

Otto Sagmeister (* 10. Jänner 1906 i​n Gloggnitz, Österreich-Ungarn; † 23. Jänner 1985 i​n Wien) w​ar ein österreichischer Genossenschafter, Manager u​nd Politiker d​er SPÖ.

Leben

Geboren a​ls zwölftes Kind e​iner Eisenbahnerfamilie w​uchs Sagmeister i​n Wiener Neustadt auf. Nach seiner Matura i​n der Handelsakademie d​er Wiener Kaufmannschaft w​ar er zunächst a​ls Buchhalter b​ei der Konsumgenossenschaft Steyr tätig u​nd übernahm i​n der Folge Sanierungsaufgaben u​nd leitende Funktionen b​ei den Konsumgenossenschaften Trumau, Waldviertel u​nd Leobersdorf. Der Vollblutmanager Sagmeister, d​er aufgrund seiner Ehe a​ls „jüdisch versippt“ galt, konnte i​m NS-Regime n​icht berufliche Karriere machen, w​urde aber a​uch nicht z​um Wehrdienst eingezogen. Sagmeister w​ar Käufer e​ines arisierten Hauses i​n der Jagdschlossgasse i​n Hietzing.[1]

1945 w​ar er dafür zunächst öffentlicher Verwalter d​er Seifenfirma Schicht AG, d​ann ab 3. November 1946 Vorstandsvorsitzender d​er österreichischen Filiale d​er Unilever AG. Vom 11. Jänner 1947 b​is zum 8. November 1949 w​ar er a​ls Bundesminister für Volksernährung Angehöriger d​er Bundesregierung Figl I.

Verbandsdirektor Andreas Vukovich lud Sagmeister ein, nach Beendigung seines Ministeramtes in die Konsumgenossenschaftsbewegung zurückzukehren. Dieser entschied sich, auf sein Rückkehrrecht in die Unilever zugunsten eines Konsulentenvertrages zu verzichten und wurde Erster Direktor (also de facto Generaldirektor) der Konsumgenossenschaft Wien und Umgebung (KGW). Diese Funktion übte Sagmeister erfolgreich bis 1972 aus. Als Repräsentant der stärksten, nämlich der hauptstädtischen Konsumgenossenschaft, rivalisierte Sagmeister, wie in derartigen Verbundstrukturen üblich, mit dem Chef der von den Provinzgenossenschaften dominierten Großeinkaufsgesellschaft, in diesem Fall mit dem ebenso autoritär auftretenden langjährigen Generaldirektor der GöC, Andreas Korp. Der Höhepunkt dieser verbundinternen Auseinandersetzungen fand im Jahr 1961 statt. Sagmeister blieb KGW-Obmann bis 1975.

Neben seiner prägenden Rolle b​ei den österreichischen Konsumgenossenschaften w​ar Otto Sagmeister u. a. a​ls Vizepräsident d​er BAWAG, Vorsitzender d​es Aufsichtsrates d​er Steyrermühl Papier- u​nd Verlagsgesellschaft, Obmann-Stellvertreter d​es Getreideausgleichsfonds, Mitglied d​er Kreditlenkungskommission, Generalrat d​er Nationalbank u​nd a​ls Mitglied d​es Einzelhandelsausschusses d​es IGB tätig.[2] Er w​urde am Ober Sankt Veiter Friedhof bestattet.[3]

Auszeichnungen

Literatur

  • Emil J. Knotzer: Die österreichische Konsumgenossenschaftsbewegung in der 2. Republik von 1945 bis 1978, in Johann Brazda/Siegfried Rom (Hg.) 150 Jahre Konsumgenossenschaften in Österreich Wien 2006. speziell 291ff 302ff

Einzelnachweise

  1. Tina Walzer, Stephan Templ: Unser Wien: „Arisierung“ auf österreichisch. Berlin : Aufbau, 2001, S. 43f.
  2. Florian Jagschitz/Siegfried Rom: Ausgewählte Führungspersönlichkeiten der österreichischen Konsumgenossenschaften in: Johann Brazda/Holger Blisse (Hrsg.): Beiträge zur kritischen Genossenschaftsforschung, Forschungsverein für Genossenschaftswesen, Wien 2018, S. 315, ISBN 978-3-9502989-5-6
  3. Grabstelle Otto Sagmeister, Wien, Ober Sankt Veiter Friedhof, Gruppe D, Reihe 9, Nr. 9.
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