Otto Deiters
Otto Friedrich Karl Deiters (* 15. November 1834 in Bonn; † 5. Dezember 1863 in Bonn) war ein deutscher Anatom.
Leben und Wirken
Otto Deiters wurde 1834 als Sohn des Jura-Professors Peter Franz Deiters (1804–1861) und Bruder des späteren Musikwissenschaftlers Hermann Deiters geboren. Er studierte Medizin an der Universität Bonn, wo er 1856 promoviert wurde. Bereits während seines Militärdienstes arbeitete er ab 1857 im Pathologischen Institut unter Rudolf Virchow. 1858 habilitierte er sich in Bonn für Anatomie. Gleichzeitig arbeitete er als Internist in eigener Praxis, da die Familie nach dem Tode des Vaters in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Unter dieser Doppelbelastung litt seine Gesundheit. Otto Deiters verstarb im Alter von nur 29 Jahren an Typhus.
Deiters erlangte Bekanntheit für seine Beschreibung der Nervenzelle und die Identifikation des Axons, die er als Axis Zylinder bezeichnete, und ihrer Dendriten 1860. Sein Name ist mit dem Nucleus vestibularis lateralis verbunden, der auch als „Deiters-Kern“ bezeichnet wird. Ebenso sind die Stützzellen zwischen den äußeren Haarzellen des Corti-Organs in der Hörschnecke nach ihm benannt.
- von Deiters gezeichnete Nervenzelle
- Deiters Darstellung der Haarzellen
Schriften (Auswahl)
- De incremento musculorum observationes anatomico-physiologicae. Dissertation. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1856.
- Merkwürdige Scharlachfälle. 1859.
- Ueber den heutigen Stand der Lehre von der Zelle. In: Deutsche Klinik. 11, 1859, S. 175–179.
- Untersuchungen über die Lamina spiralis membranacea. Bonn 1860. (Virtual Laboratory MPIWG)
- Untersuchungen über die Schnecke der Vögel. In: Arch Anat Physiol wissensch Med. 1860, S. 409–460.
- Erklärung, die Lamina spiralis membranacea betreffend. In: Arch path Anat. 19 (1860), S. 445–449.
- Beitrag zur Histologie der quergestreiften Muskeln. In: Arch Anat Physiol wissensch Med. 1861, S. 393–424.
- Ueber einen Fall von Leuchämie. In: Deutsche Klinik. 13 (1861), S. 142.
- Ueber das innere Gehörorgan der Amphibien. In: Arch Anat Physiol wissensch Med. 1862, S. 262–310.
- mit Max Schultze (Hrsg.): Untersuchungen über Gehirn und Rückenmark des Menschen und der Säugethiere Vieweg, Braunschweig 1865. (archive.org)
Literatur
- Julius Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin/Wien 1901, Sp. 383, zeno.org
- Helmke Schierhorn: Otto Deiters (1834–1863) – Leben und neuroanatomisches Werk. In: Zeitschrift für Mikroskopisch-Anatomische Forschung. 100 (1986), S. 308–336. PMID 3524049.
- Eberhard Nieschlag: Otto Deiters (1834–1863). In: Med Welt. 18 (1965), S. 222–226. PMID 14269683.
- Jochen Schacht, Joseph E. Hawkins: Sketches of Otohistory. Part 4: A Cell by Any Other Name: Cochlear Eponyms. In: Audiol Neurootol. 9 (2004), S. 317–327. PMID 15467285, doi:10.1159/000081311, PdF (Memento vom 6. Februar 2012 im Internet Archive)
- Jürgen Peiffer: Hirnforschung in Deutschland 1849 bis 1974: Briefe zur Entwicklung von Psychiatrie und Neurowissenschaften sowie zum Einfluss des politischen Umfeldes auf Wissenschaftler. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-40690-5, S. 1064.
- R. W. Guillery: Observations of synaptic structures: origins of the neuron doctrine and its current status. In: Phil Trans R Soc B. 360 (2005), S. 1281–1307, doi:10.1098/rstb.2003.1459
- Vera Sabina Deiters: Otto Friedrich Deiters. Leben und Werk. Dissertation. Bonn 2006.