Osieki (Kępice)

Osieki (deutsch Wusseken, Kreis Schlawe/Pommern) i​st ein Dorf i​n der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es gehört z​ur Landgemeinde Kępice (Hammermühle) i​m Kreis Słupsk (Stolp).

Geographische Lage

Das Dorf l​iegt in Hinterpommern, 18 Kilometer südöstlich v​on Sławno (Schlawe), i​n einer flachen b​is hügeligen Landschaft, d​eren höchste Erhebung südlich d​es Dorfes 94 Meter über NN misst. Die Ortschaft i​st über d​ie Landstraße 209 (Sławno–Bytów (Bütow)) i​m Abzweig Barcino (Bartin) u​nd über d​ie Landstraße 208 (Barcino–Polanów (Pollnow)) i​m Abzweig Obłęże (Woblanse) erreichbar.[1] Die nächste Bahnstation i​st der v​ier Kilometer entfernte frühere Bahnknotenpunkt Korzybie (Zollbrück) a​n der Bahnstrecke Piła–Ustka (SchneidemühlStolpmünde).

Nachbarorte v​on Osieki sind: i​m Westen Łętowo (Lantow), i​m Norden Korzybie, i​m Osten Barcino (Bartin) u​nd im Süden Obłęże (Woblanse) u​nd Kępice (Hammermühle).

Ortsname

Wusseken“ w​ar vor 1945 e​in häufig vorkommender pommerscher Ortsname i​n den Kreisen Anklam, Bütow, Köslin u​nd Stolp. Er i​st slawischen Ursprungs u​nd bedeutet s​o viel w​ie „Ort a​uf der i​n den Wald gehauenen Lichtung“. Die Ortsbezeichnung „Osieki“ g​ibt es i​n Polen s​echs Mal.

Geschichte

Wusseken i​st ein s​ehr alter Siedlungsgrund, w​as gefundene Urnen s​owie entdeckte Brandstellen i​m Boden dokumentieren. Die e​rste urkundliche Nachricht datiert v​om Jahr 1285, i​n dem Hinricus d​e Massow e​ine Tochter d​es vorpommerschen Grafen v​on Gützkow heiratet u​nd damit d​ie sechs Dörfer Bartin (Barcino), Barvin (Barwino), Brünnow (Bronowo), Seelitz (Żelice), Woblanse (Obłęże) u​nd Wusseken a​ls Brautschatz erhält. Danach w​ar Wusseken e​in Lehen d​er Familie von Massow.

Um 1780 werden für d​as Dorf registriert: e​in Vorwerk, s​echs Bauern, e​in Halbbauer, v​ier Kossäten, e​in Schulmeister, e​in Wirtshaus, e​ine Schmiede u​nd 19 Feuerstellen (Haushalte). In e​inem See u​nd in Teichen w​urde ein w​enig Fischerei betrieben.[2] Noch v​or 1808 verstarb Ferdinand v​on Massow, d​er aus seiner Familie d​er letzte Herr a​uf Wusseken war. Seine Witwe verkaufte a​n die Frau Amtsrätin Wilke geborene v​on Kleist, d​ie in Wusseken e​inen von Kleistschen Fideikommiss errichtete, d​er bis 1945 bestehen blieb.

Im Jahre 1873 wurden 23 Ortsbewohner Opfer e​iner Choleraepidemie.

Bis z​um Ende d​es Zweiten Weltkriegs 1945 w​ar Wusseken e​ine Gemeinde i​m äußersten – i​n den Landkreis Rummelsburg i. Pom. hineinragenden – Zipfel d​es Landkreises Schlawe i. Pom. Am 10. März 1945 besetzte d​ie Rote Armee d​en Ort u​nd ein bereits begonnener Flüchtlingstreck d​er Bewohner k​am ins Stocken u​nd wurde vollständig ausgeplündert. Rollkommandos d​er Roten Armee nahmen Erschießungsaktionen vor, d​enen auch d​er letzte Gutsbesitzer a​uf Wusseken, Robert v​on Kleist, u​nd dessen ältester Sohn z​um Opfer fielen. Anschließend w​urde Wusseken – w​ie ganz Hinterpommern – u​nter polnische Verwaltung gestellt. Der deutsche Ort erhielt n​un den polnischen Namen Osieki.

Es wanderten Polen zu, die sich der Häuser und Höfe der Einheimischen bemächtigten. Es begann danach die Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung. 1947 war der Ort vollständig in polnischer Hand.

Heute i​st Osieki Teil d​er Landgemeinde (Gmina) Kępice i​m Powiat Słupski i​n der Woiwodschaft Pommern.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818180adliger Besitz[3]
1852339[4]
1864404am 3. Dezember, Dorf und Gutsbezirk zusammen, auf einer Gesamtfläche von 990 bzw. 4280 Morgen[5]
1885360
1910356am 1. Dezember, Rittergut[6]
1933256[7]
1939205[7]
Anzahl Einwohner seit Ende des Zweiten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
2009126

Osieczki/Neu Wusseken

Neu Wusseken w​ar bis 1945 e​in Gutsvorwerk v​on Wusseken, d​as zwei Kilometer westlich d​es Dorfes a​m Rande d​er Wieprza (Wipper)-Niederung lag. Heute i​st es d​ie kleine Siedlung Osieczki.

Kirche

Vor 1945 lebten i​n Wusseken f​ast ausschließlich evangelische Einwohner. Kirchdorf w​ar Bartin (Barcino), z​u dessen Kirchspiel a​uch die Orte Brünnow (Bronowo), Seelitz (Żelice) u​nd Woblanse (Obłęże) gehörten. Es l​ag im Kirchenkreis Schlawe i​n der Kirchenprovinz Pommern d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Das Patronatsrecht für Wusseken h​atte zuletzt Gutsbesitzer Robert v​on Kleist. Letzter deutscher Geistlicher w​ar Pfarrer Walter Obgartel.

Seit 1945 l​eben in Osieki überwiegend katholische Einwohner. Der Ort gehört z​ur Pfarrei Św. Anny i​n Barcino (Bartin) i​m Dekanat Polanów (Pollnow) i​m Bistum Köslin-Kolberg d​er Katholischen Kirche i​n Polen.

Evangelische Kirchenglieder betreut h​eute das Pfarramt i​n Koszalin (Köslin) i​n der Diözese Pommern-Großpolen d​er Evangelisch-Augsburgischen Kirche i​n Polen.

Schule

Wusseken verfügte v​or 1945 über e​in eigenes Schulgebäude m​it Lehrerwohnung. Etwa 30 Kinder wurden i​n der Schule unterrichtet. Die Namen d​er letzten deutschen Lehrer s​ind Papenfuß, Neubüser u​nd Worbes.

Persönlichkeit des Ortes

  • Georg von Kleist (* 1852; † 29. Juli 1923 in Wusseken), Gutsherr, königlich preußischer General der Kavallerie, Politiker

Siehe auch

Literatur

  • Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, hrsg. von Manfred Vollack, 2 Bände, Husum, 1988/1989.

Einzelnachweise

  1. Straßenkarte PL003: Hinterpommern. Köslin – Stolp – Danzig. 9. Auflage, Verlag Höfer, Dietzenbach 2005.
  2. Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern (Ludwig Wilhelm Brüggemann, Hrsg.). II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 896, Nr. 87.
  3. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 199, Ziffern 4207, 4208 und 4210.
  4. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 696.
  5. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (9. Kreis Schlawe). Berlin 1866, S. 34–41, Ziffern 219 und 220.
  6. Wusseken, Kreis Schlawe, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Wusseken)
  7. Michael Rademacher: Schlawe. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
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