Orthopantomographie
Ein Orthopantomogramm (OPT oder OPG, seltener OPTG), auch Panoramaschichtaufnahme (PSA) genannt, ist eine zweidimensionale Röntgenaufnahme des Ober- und Unterkiefers in Form eines Halbkreises von einem Ohr zum anderen. Es ist ein Standardverfahren der dentalen Radiographie und erlaubt eine diagnostische Röntgenaufnahme der Ober- und Unterkiefer des Menschen, dabei werden alle Zähne, die angrenzenden Kieferbereiche, beide Kiefergelenke und ebenso die rechte und die linke Kieferhöhle abgebildet. Das OPT erfasst ferner den seitlichen Halsbereich, so dass auch Arterienverkalkungen der großen Halsschlagadern diagnostizierbar sind.
Geschichte
Der Japaner Hisatugu Numata entwickelte 1933/34 das erste Panorama-Röntgengerät. Yrjö Veli Paatero (1901–1963) aus Finnland entwickelte zusammen mit dem Ingenieur Timo Nieminen die Technik Numatas weiter und gab dem von ihm entwickelten Gerät zunächst den Namen „Parabolography“, den er 1950 in „Pantomography“ änderte, bevor er 1958 auf Anregung des Japaners Eiko Sairenji den Namen „Orthopantomography“ (OPG) prägte.[1][2][3] Das erste dieser Geräte wurde von der Firma Palomex, Finnland unter dem Handelsnamen Orthopantomography mit dem Namen „Panorex“ 1961 von der Firma S. S. White vertrieben.[4][5]
Das OPT-Gerät
Das Aufnahmegerät, Orthopantomograph oder OPT-Gerät genannt, benutzt die in der Medizin weit verbreitete Röntgen-Technologie der Röntgentomographie: Dabei fährt die Aufnahmeeinheit mit einer Filmkassette oder einer digitalen Zeilenkamera während der Aufnahme von links hinten kommend um das Gesicht des Patienten herum und beschreibt auf diese Weise etwas mehr als einen Halbkreis. Dazu synchron umfährt die Röntgenröhre den Kopf von rechts nach links um den Hinterkopf herum. Die Röntgenröhre ist so gebaut, dass sie ein keilförmiges, senkrechtes Strahlenbündel aussendet, welches sich von etwa 0,25 mm auf ca. 3 mm erweitert. Dieses Strahlenbündel durchleuchtet die Kieferabschnitte und passiert schließlich einen senkrechten Spalt in einem der Filmkassette vorgelagerten Abschirmblech aus Blei. Dahinter befindet sich die feststehende Zeilenkamera bzw. bewegt sich die Kassette in ihrer Fahrtrichtung etwas langsamer als die restliche Apparatur, wodurch auf dem Film das Bild senkrechter Streifen für senkrechter Streifen aufgezeichnet wird. Am Ende der Fahrt ist die Kassette schließlich um ihre eigene Länge hinter dem Träger zurückgeblieben, wodurch ihre gesamte Länge durch den Spalt belichtet wurde. Die einzelnen Zeilen der Zeilenkamera werden alternativ zu einem digitalen OPT zusammengesetzt. Es handelt sich also um eine Tomographie, bei der keine Ebene, sondern eine gekrümmte, etwa halbellipsenförmige Fläche auf die Filmebene projiziert wird.
Diagnostik
In erster Linie dienen OPG-Aufnahmen der Übersicht demnach einer Grobdiagnostik, beispielsweise ob Zähne verlagert, retiniert oder nicht angelegt sind. Auch Veränderungen des Kieferknochens sind erkennbar und oft der Verlauf des Nervus mandibularis. Zahlreiche Nebenbefunde können erfasst werden. Der mittlere Bereich der Aufnahme wird durch eine verfahrenstechnisch bedingte Überprojektion der Halswirbelsäule speziell im Frontzahnbereich verschattet. Ebenso werden oft die Wurzelspitzen durch eine Überprojektion des knöchernen Gaumens verschattet. Dadurch sind diese Bereiche undeutlich abgebildet und einer präzisen Diagnostik nicht zugänglich.[6]
Strahlenbelastung
Die natürliche und zivilisatorische Strahlung führen in der Schweiz zu einer jährlichen durchschnittlichen Exposition von 4 mSv pro Einwohner. Die Zahnmedizin ist mit lediglich 0,01 mSv (1 % der med. Röntgendiagnostik) an der Gesamtexposition beteiligt.[7] Der Anfertigung eines Röntgenstatus mittels analoger Zahnfilme stand die höhere Strahlenbelastung gegenüber dem OPG entgegen. Die Strahlenbelastung einer einzelnen Zahnfilmröntgenaufnahme beträgt etwa 2,1 bis 5,5 µSv. Bei digitaler Aufnahmetechnik beträgt die Strahlenbelastung nur noch etwa 0,2 bis 1,0 µSv, also wesentlich weniger als die beim OPG mit etwa 19 µSv.[8] Auch wenn die effektive Dosis beim 14-Bild-Zahnfilmstatus und ihr Anteil an der Gesamtexposition sehr gering ist, werden relativ hohe lokale Dosen (insbesondere an der Haut) appliziert; die Angabe nur der effektiven Dosis verschleiert dies.[9]
Zum Vergleich: Bei Flugreisen in 10 bis 12 km Höhe beträgt die Strahlenbelastung etwa 5,5 µSv pro Stunde.[10]
Weblinks
Einzelnachweise
- Durgesh M. Bailoor: Fundamentals of Oral Medicine and Radiology. Jaypee Brothers Publishers, 2005, ISBN 978-81-8061-514-6, S. 313– (google.com).
- Y. V. Paatero: Pantomography in theory and use. In: Acta radiologica. Band 41, Nummer 4, April 1954, S. 321–335, PMID 13158133.
- Leyli Behfar, Fehlpositionierungsbedingte „Verzerrungen“ der Panoramaschichtaufnahme, Dissertation, 2005. Abgerufen am 9. März 2015.
- Textbook of Dental and Maxillofacial Radiology by Karjodkar. Jaypee Brothers Publishers, 2006, ISBN 978-81-8061-854-3, S. 20 (google.com).
- From Paatero to 3D, Palomex Group. Abgerufen am 20. Juli 2015.
- Dieter Beyer, Michael Herzog, Friedhelm Zanella, Klaus Bohndorf, Eberhard Walter, Alfons Hüls: Röntgendiagnostik von Zahn- und Kiefererkrankungen: Ein klinisch-radiologisches Konzept. Springer Berlin Heidelberg, 2013, ISBN 978-3-642-71063-6, S. 7–13 (google.com).
- A. Aroua, B. Burnand u. a.: Nation-wide survey on radiation doses in diagnostic and interventional radiology in Switzerland in 1998. In: Health physics. Band 83, Nummer 1, Juli 2002, S. 46–55. PMID 12075683.
- Michael Hülsmann: Endodontie. Georg Thieme, 2008, ISBN 978-3-13-156581-5, S. 85– (google.com).
- J. Th. Lambrecht, Strahlenexposition von analogen und digitalen Zahnstangen und Panoramaschichtaufnahmen Schweiz. Monatsschr. Zahnmed 114: 687–693 (2004)
- Claus Grupen: Grundkurs Strahlenschutz. Springer, 2008, ISBN 978-3-540-75849-5, S. 176– (google.com).