Oliver Flesch
Oliver Flesch (* 24. Juni 1969 in Hamburg) ist ein deutscher auf Mallorca lebender YouTuber, Blogger, Buchautor und politischer Netzaktivist, der der politischen Rechten zugeordnet wird.
Biografie
Zwischen 1994 und 2003 war Flesch als Journalist bei der Hamburger Morgenpost, der Bild und der Neuen Revue tätig.[1] Von 1998 bis 2000 arbeitete er als Redakteur für die Bauer Media Group, verfasste ein Drehbuch und machte sich danach als Autor für Romane und Drehbücher, vorwiegend mit dem Schwerpunkt Popkultur, selbständig. Zwischenzeitlich arbeitete er als Event-Veranstalter, als DJ unter dem Künstlernamen DJ Doo Wop Dude, und betrieb eine Rock ’n’ Roll-Bar in Hamburg. Von 2009 an lebte er in Berlin, unter anderem drei Jahre in Neukölln.[2] 2011 schrieb er für einige Zeit eine Kolumne für den Sportwetten-Anbieter Betfair.com.[3]
2006 erschien das Buch Let the good times roll! von Horst Fascher, an dem er mitgearbeitet hat. Es erreichte Platz 18 der Spiegel-Bestsellerliste.[4] 2008 schrieb der Sänger Gunter Gabriels Biografie: Wer einmal tief im Keller saß – Erinnerungen eines Rebellen, an dem er als Co-Autor beteiligt war.[5] Weitere Publikationen sind Baby, das war’s!: Ein Hauptstadtroman, Das Phänomen Harald Schmidt, eine nicht autorisierte Biographie über den Satiriker Harald Schmidt zusammen mit Kai Bukowski, und die Kompilation Kranke Geschichten: Die Anti-Pop-Anthologie zusammen mit Ramona Ambs, Christian von Aster und Ina Brinkmann.
Im Jahr 2016 trat Flesch in einzelnen Videos des Youtube-Kanals 61 Minuten Sex auf, in denen er zu verschiedenen Themen seine Meinung beisteuerte.
Weblog: Wahre Männer
Flesch betrieb ab 2012 auf seiner persönlichen Website ein Blog mit dem Titel Wahre Männer – Liebe, Lust & Populärkultur für böse Mädchen und große Jungs, in dem in loser Folge Artikel über verschiedene Themen veröffentlichte. Das Magazin GQ – Gentlemen’s Quarterly schrieb über diese Website: „Zwischen den launigen Sex- und Lifestylethemen streut er harte Gesellschaftskritik ein“.[6]
Politischer Aktivismus
Anfang 2018 berichtete die Frankfurter Rundschau, dass Flesch in die Organisation einer Demonstration gegen Angela Merkel in Hamburg involviert war. Bei der Demonstration, die auch von Pegida-Gründer Lutz Bachmann unterstützt wurde, waren vor allem Menschen vom rechten Rand anwesend.[7] Vice News beschrieb einen von Flesch mit Johannes Thiesen und Marie-Thérèse Kaiser im Februar 2018 veranstalteten und über seinen Youtube-Kanal übertragenen Live-Stream als „zweieinhalb Stunden Holocaust-Leugnen, alternative Fakten, Deutschlandfähnchen und Sextipps“.[8] Flesch selbst spricht sich gegen Holocaustleugnung aus.[1]
Im September 2018 wurde Flesch in der New York Times als Beispiel einer „far right figure“ („Rechts-außen-Person“) bezeichnet und dafür kritisiert, dass er nach den Ausschreitungen in Chemnitz mehrere Videos auf YouTube veröffentlicht hatte, die die Vorkommnisse falsch darstellen würden.[9]
Der Soziologe Götz Frommholz bezeichnete Flesch als „Rechtspopulist“, der „komplexe Sachverhalte […] simplifiziert [darstellt] und Minderheiten […] stigmatisiert“. Er gehöre zu einer Gruppe von rund 20 prominenten deutschen Bloggern, die auf Youtube rechtspopulistische Inhalte verbreiten würden.[1] Laut einer Studie der Sozialwissenschaftler Patrick Stegemann und Sören Musyal ist Flesch „fester Bestandteil der deutschsprachigen Youtube-Rechten.“[10] Haaretz bezeichnete ihn im Oktober 2021 als "rechtsextremen Verschwörungstheoretiker" ("far right conspiracy theorist").[11] Flesch steht der Alternative für Deutschland nah. So war er bereits Gast der Partei im Bundestag und reproduzierte zeitweise die Positionen der Partei in seinen Videos.[10]
Neben politischen Themen setzt sich Flesch für Männerrechte ein. In seinem Blog spricht er sich gegen eine Frauenquote aus und sieht den Grund für das Fehlen von Frauen in Führungspositionen darin, dass diesen „einfach der Biss [fehle], um ganz nach oben zu kommen“.[12][6]
Im Mai 2019 drehte Flesch ein kritisches Video über das linke Hausprojekt Rigaer 94 in Berlin-Friedrichshain. Wenige Tage später wurde er in der Nähe mit Knüppeln verprügelt.[13] Im März 2020 agitierte er gemeinsam mit zwei weiteren Männern bei einer antifaschistischen Demonstration auf Lesbos, dabei kam es zu Ausschreitungen.[14] Nach der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2021 verbreitete Flesch unbelegte Gerüchte, dass es bei der Wahl zu Wahlmanipulationen gekommen sei.[15][16]
Flesch ist für den rechtsextremen Blog PI-News[17] und für den rechtspopulistischen Deutschland-Kurier tätig.[18]
Werke
- Horst Fascher: Let the good times roll! Der Star-Club-Gründer erzählt. Aufgezeichnet von Oliver Flesch. Eichborn, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-8218-5631-5; Heyne, München 2007, ISBN 978-3-453-64035-1
- Gunter Gabriel, Oliver Flesch: Wer einmal tief im Keller saß. Erinnerungen eines Rebellen. edel, Hamburg 2009, ISBN 978-3-941378-17-9.
- Baby, das war’s! Ein Hauptstadtroman. Ubooks-Verlag, Mossautal 2013, ISBN 978-3-939239-20-8.
Weblinks
- Literatur von und über Oliver Flesch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Sophie Mono: Deutsche Hetze in Cala Ratjada. In: Mallorca Zeitung. 10. November 2018, abgerufen am 10. November 2018.
- Flesch, Oliver, 1969–: Wer einmal tief im Keller saß Erinnerungen eines Rebellen. Edel Germany, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8419-0139-2, S. 8.
Oliver Flesch. In: scriptzz.de. 3. April 2016, abgerufen am 13. September 2018.
Oliver Flesch: Wahre Männer: Warum 2016 das beste Jahr meines Lebens war. In: oliver-flesch.com. 31. Dezember 2016, abgerufen am 13. September 2018.
Mechthild Klein: Ausflippen zu Vokalmusik der sechziger Jahre. In: welt.de. 5. August 2001, abgerufen am 28. Januar 2019. - Fleschs sportliche Flaschenpost – die neue Kolumne von Oliver Flesch. In: betfair.com. 25. Mai 2011, archiviert vom Original am 30. März 2019; abgerufen am 1. Oktober 2020.
- Spiegel-Bestsellerliste 08/2006: Sachbücher. In: Spiegel Online. 20. Februar 2006, abgerufen am 1. Oktober 2020.
- Christian Schröder: Gunter Gabriel: Nichts und niemand. In: tagesspiegel.de. 21. November 2009, abgerufen am 1. Oktober 2020.
- David Baum: Mad Men. In: gq-magazin.de. 13. Januar 2016, abgerufen am 4. Februar 2018.
- Katja Thorwarth: „Merkel muss weg“ in Hamburg: Pegida auf hanseatisch. In: fr.de. 4. Januar 2019, abgerufen am 2. Oktober 2020.
- Rebecca Baden: Was der Livestream zu einer „Merkel muss weg“-Demo über Rechte offenbart. In: Vice.com. 28. Februar 2018, abgerufen am 2. Oktober 2020.
- Max Fisher, Katrin Bennhold: As Germans Seek News, YouTube Delivers Far-Right Tirades. In: nytimes.com. 7. September 2018, abgerufen am 11. September 2018 (englisch).
- Sören Musyal: Die rechte Mobilmachung: wie radikale Netzaktivisten unsere Demokratie angreifen. Econ, Berlin 2020, ISBN 978-3-430-21022-5, S. 128.
- Why Jews Join the German Far Right. In: Haaretz. (haaretz.com [abgerufen am 7. Dezember 2021]).
- Wahre Männer: Überlasst die Quote mal den Behinderten, Mädels! In: oliver-flesch.com. 11. September 2014, archiviert vom Original am 1. November 2018; abgerufen am 2. Oktober 2020.
- Auseinandersetzung in Friedrichshain: Maskierte Männer attackieren 49-Jährigen mit Stöcken und Knüppeln. In: Tagesspiegel.de. 12. Mai 2019, abgerufen am 12. Mai 2019.
- Rechtsextremismus auf Lesbos: Ausschreitungen zwischen deutschen Rechten und Antifa auf Lesbos. In: Zeit.de. 8. März 2020, abgerufen am 8. März 2020.
- Wahl in Sachsen-Anhalt: AfD-Anhänger verbreiten Theorie von angeblichem Wahlbetrug. 7. Juni 2021, abgerufen am 1. Juli 2021.
- Sachsen-Anhalt: Was ist dran an Wahlfälschungs-Vorwürfen? 11. Juni 2021, abgerufen am 1. Juli 2021.
- Katja Thorwarth: „Identitäre Bewegung“: Wie die extreme Rechte Europa schützen wollte und scheiterte. In: FR.de. 11. Juli 2020, abgerufen am 4. April 2020.
- Ollis Interview – Video. In: Deutschland-Kurier. Abgerufen am 21. August 2020.