Odenwäldisch
Odenwäldisch (auch Badisch-Fränkisch) ist ein südrheinfränkischer Dialekt, der im Südosten des Odenwaldes und im Bauland gesprochen wird.[1] So in Baden-Württemberg u. a. um Mosbach, Mudau, Buchen, Walldürn und Hardheim; in Bayern/Unterfranken u. a. um Amorbach und Miltenberg.[2] Im Westen des badischen Odenwaldes spricht man hingegen Kurpfälzisch, und im hessischen Odenwald das Odenwälderische.
Odenwäldisch | ||
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Gesprochen in |
Baden-Württemberg, Bayern | |
Linguistische Klassifikation |
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Phänomenologie
Auffällig ist u. a. eine gewisse Affinität zum „u“. Häufig werden also Vokale (bes. „o“) durch ein „u“ ersetzt oder in Richtung eines „u“ verschoben:
- Sommersonne → Summasunn [ˈsʊmasʊn]
- so → sou (das o wird mitgesprochen) [soʊ]
- woher → wuhea [vʊˈhɛɐ]
- Tüte → Gugge(l) [ˈgʊgə] oder Dudde [ˈdʊdə]
Aus „bügeln“ wird jedoch „bichln“ (Länge des „i“ wie die des „ü“).oder biggle [ˈbɪglə]
„st“ wird sofern nicht auf zwei Silben aufgeteilt zu „sch“ oder „schd“:
- hast du → hosch(d) (Du) [hɔʃ(d)]
- Hamster → Hamschda/Homschdor [ˈhamʃdɐ]
- Mist → Mischd(e) [ˈmɪʃd(ə)]
- Kasten → Kaschde [ˈkaʃdə]
„er“ als Endsilbe wird als „a“ gesprochen:
- Flieger → Fliga [ˈfliːgɐ]
- Meister → Meeschdor (oder Meeschda oder Moischda, je nach Ort) [ˈmeːʃdɐ]
Die Verniedlichung „...chen“ wird fast immer im Singular als „...le“ und im Plural als „...li“ gesprochen:
- Häschen → Häsle [ˈheːslə]→Häsli [ˈheːslɪ]
- Mädchen → Mädle [ˈmeːdlə]→Mädli [ˈmeːdlɪ]
- Höckerchen → Höggerle [ˈhœgɐlə] oder Heggerle [ˈhəgɐlə] →Höggerli [ˈhœgɐlɪ] oder Heggerli [ˈhəgɐlɪ]
Konsonanten werden „aufgeweicht“:
- super → subba [ˈsʊbɐ]
- gucken → gugge [ˈgʊgə]
Weitere Besonderheiten:
- Alla = Füllwort, Einleitungs- und Abschiedsformel [ˈalɐ] auch je nachFunktion und Betonung [ˈala(ː)]
z. B. alla [ˈalaː] machs gud, alla [ˈalaː] gemma, alla [ˈalɐ] hob, alla [ˈalɐ] tschüss, ...
- es = Präfix für weibliche Vor- und Kosenamen
z. B. es Dorle, oder kurz s'Dorle (Doris)
weitere Füllwörter:
- do oder her
z. B. A do guggemol no her, alles all do
Besonderheiten im Wortschatz
Typisch odenwäldische Ausdrücke sind zum Beispiel:
Odenwäldisch | Hochdeutsch |
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Hingele, Hüngele | Huhn |
Giggl, Gägele, Goggl (Gockel), Göiger | Hahn |
Merbs, Mörbs (= Mürbes) | Süßgebäck |
Wann, Kerble, Gelte (Wanne), Manne (Korb) | Wäschewanne oder Gartenkorb |
hindach, indaach | neulich/vor ein paar Tagen |
Molwet | Maulwurf |
olwer [ˈɔlvɐ] | keine Entsprechung,
a) grobschlächtig: [ən [ˈɔlvɐʀə kʰɛɐl] ein grobschlächtiger Mensch (Kerl) b) überdimensional groß, die Normen sprengend: [ə ˈɔlvɐ(ʀə)s ʃnɪt͡sl] ein riesiges Schnitzel |
Bekannte Sprecher
Weblinks
- Hochsprache - Mundart - Odenwäldisch auf der Webseite von SprachRaum – Das Sprachmuseum im Odenwald (Bezirksmuseum Buchen)
- Dialekt/Mundart: Unsere Heimatsprache ist das „Odenwäldische“, private Webseite von Manfred Pfaus
Literatur
- Otto Bremer: Sammlung kurzer Grammatiken deutscher Mundarten. Band III: Beiträge zur Geographie der deutschen Mundarten, Leipzig 1895, Seiten 37, 95–98, 173, 217–219, 256–262
- Adalbert Kuhn: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, Band XVI, Berlin 1867, S. 421
- Gertrud Steiger, Joachim Steiger: Odenwald: Wo Franken, Hessen und Badener zu Hause sind – ein Heimatbuch, Conbook Verlag, Meerbusch 2014/2015, ISBN 978-3-934918-96-2. S. 23 und 59
Einzelnachweise
- Vorstand des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mundarten, Band 15, 1921, S. 17 (Neuausgabe 2010 im Verlag Nabu Press, ISBN 978-1142532345)
- Adalbert Kuhn: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, Band XVI, Berlin 1867, S. 421