Nyungwe-Wald
Der Nyungwe-Wald (Forêt naturelle de Nyungwe) ist ein immergrüner Bergregenwald im Südwesten Ruandas und gilt als der größte zusammenhängende Bergwald in Ost- und Zentralafrika. Das Waldgebiet ist 2012 zum Nationalpark erklärt worden.
Nyungwe-Wald
– Nyungwe Forest National Park – | ||
Ackerbau-Terrassen reichen bis dicht an den Nyungwe-Wald | ||
Lage | Nyamasheke / Westprovinz / Ruanda | |
Fläche | 970 km² | |
WDPA-ID | 9148 | |
Geographische Lage | 2° 29′ S, 29° 18′ O | |
| ||
Einrichtungsdatum | 1930 (Nationalpark seit 2005) |
Lage
Der Nyungwe Forest National Park erstreckt sich auf einer Fläche von 970 km² auf dem westlichen Ausläufer des Ostafrikanischen Riftsystems (Great Rift Valley), zu dem der Huye gehört. Dieses, auch Albertines Rift genannte, von bis zu 3000 m aufragenden Riftflanken gesäumte Grabensystem durchquert den Westen Ruandas von Norden nach Süden und bildet die Wasserscheide zwischen den Flusssystemen des Nils und des Kongos. Nahe dieser Wasserscheide liegt die von Richard Kandt im Jahr 1898 entdeckte Quelle des Rukarara-Nyabarongo, der als einer der Quellflüsse des Nils gilt („Source du Nil“). Entgegengesetzt fließt der Kalundura vom Nyungwe-Wald nach Westen in den Kiwusee. Im Park liegt der 2950 m hohe Mount Bigugu.
Vegetation und Tierwelt
Der immergrüne Wald des Nyungwe unterscheidet sich in seiner floristischen Zusammensetzung, als auch von der äußeren Erscheinung her, vom Tieflandregenwald in der D.R. Kongo. Wälder wie diese im Nyungwe werden als Bergregenwald bezeichnet. Ab etwa 1500 bis 1700 m tritt das erste mächtige Kondensationsniveau auf, unterhalb dessen die maximale Regenstufe ausgebildet ist (Niederschläge von mehr als 2000 mm/Jahr). Die Wälder oberhalb davon bis in die Gipfelregion sind Wolken- und Nebelwälder.
Die Biodiversität im Nyungwe-Wald ist beachtlich. Es leben dort unter anderem 75 Säugetier-, 310 Vogelarten, 120 Schmetterlinge und mehr als 100 Orchideen. Viele davon endemisch. Unter den Säugetieren sind 13 Primaten vertreten, darunter Schimpansen, Goldmeerkatzen und Ruwenzori-Colobus-Affen.
Naturschutz
Einst war der gesamte Höhenzug des zentralafrikanischen Riftsystems entlang des Kivusees mit Bergregenwäldern bewachsen. Infolge anthropogener Nutzung seit der Eisenzeit sind diese Wälder nach und nach verkleinert und dadurch zumeist zerstört worden. Der Nyungwe-Wald steht seit 1933 unter Schutz, ist seitdem dennoch um 20 % an Fläche geschrumpft. Wie schwach der Schutz als Naturreservat gegen die Zerstörung ist, zeigt das Schicksal des Gishwati-Waldes, der heute nur noch auf Landkarten existiert; noch im Jahr 1960 war er einige Kilometer nördlich gelegen, in Richtung des am Nordufer des Kiwu-Sees gelegenen Goma. Seit 2005 besitzt der Nyungwe-Wald den Status eines Nationalparks und ist somit einer von drei Nationalparks in Ruanda. Die anderen sind der Virunga-Nationalpark (Parc National de Virunga), berühmt durch die Berggorillas und der Akagera-Nationalpark (Parc National de l’Akagera). Es gibt Partnerschaften mit der National University of Rwanda in Butare und dem WCS, sowie ein Ranger-basiertes Monitoring Programm für das Park-Management. Wildbewegungen, illegale Aktivitäten, Fauna- und Florastatus werden laut dem staatlichen Rwanda-Development-Board auch mit Hilfe von GIS-Technik registriert (Monitoring Information System).[1]
Tourismus
Das ORTPN (Office Rwandais du Tourisme et des Parcs Nationaux) bietet geführte Wandertouren durch den Nyungwe-Wald und die Beobachtung von Schimpansen und anderer Primaten an. Ausgangspunkt ist die direkt an der Straße liegende Station in Uwinka. In Gisakura, nahe einer Teeplantage am westlichen Ausgang des Waldes, liegt eine weitere Station des ORTPN mit Touren zu einem Wasserfall. Dort bietet auch ein komfortables Guesthouse Übernachtungsmöglichkeiten. Es gibt einen Baumkronenpfad im Park, den Canopy walkway.
Verkehr
Der Nyungwe-Wald ist relativ gut erschlossen. Quer durch den Wald führt die asphaltierte Fernstraße von Butare nach Cyangugu an der Westgrenze von Ruanda. Sie ist Teil der Fernstraße von Mombasa über Nairobi, Kampala und Kigali nach Bukavu/Cyangugu und ist von zentraler Bedeutung zur Anbindung des Ostteils der D.R. Kongo.
Weblinks
- Website der Tourismusbehörde (en.) („Destinations“)