Norbert Gatzweiler
Norbert Gatzweiler (* 18. März 1942 in Koblenz)[1][2] ist ein deutscher Rechtsanwalt und Strafverteidiger in Köln. Er ist zugleich Honorarprofessor an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln.[3]
Leben
Gatzweiler wurde 1971 als Anwalt zugelassen und gründete im gleichen Jahr seine Kanzlei mit Schwerpunkt Strafrecht, insbesondere Wirtschaftsstrafrecht. Nach einer Tätigkeit als Lehrbeauftragter für die Praxis des Strafverfahrens ab Mitte der 1990er Jahre, wurde er am 22. Februar 2002 zum Honorarprofessor ernannt.[4]
Durch Mandate in medial beachteten Verfahren wurde Gatzweiler auch öffentlich bekannt. Unter anderem verteidigte er den ehemaligen Vorstand Peter Rieck[5][6] im Prozess um den Omega 55-Skandal der HSH Nordbank sowie Hellmut Trienekens[7] im Kölner Müllskandal; außerdem vertrat er Klaus Kleinfeld[8] in der Siemens-Schmiergeldaffäre sowie Gustav Adolf Schröder[9][10] als Leiter der größten deutschen kommunalen Sparkasse und Michael Frenzel[8] als TUI-Chef; zudem war er in den Mannesmann-Prozess[11] und die Herstatt-Prozesse[2] eingebunden.
Im Jahr 2013 äußerte Gatzweiler sich bei einer Tagung an der Universität Trier kritisch zum Kachelmann-Prozess und zur Medienberichterstattung über diesen.[12]
Anfang 2014 begann das Teldafax-Verfahren wegen Insolvenzverschleppung, in dem Gatzweiler den früheren Vorstandschef Klaus Bath vertritt.[13] Kurz darauf wurde er Opfer einer versuchten Entführung, der er sich, obschon gefesselt, noch in der Tiefgarageausfahrt durch Flucht aus dem eigenen Auto entziehen konnte.[14][15][2]
Seit 2015 vertritt Gatzweiler in einem Mammutverfahren wegen Steuerhinterziehung mit umstrittenen Cum-Ex-Geschäften den im Steuerrecht tätigen Kollegen Hanno Berger.[16] Im Juni 2015 kam es zu einer Hausdurchsuchung im Frankfurter Deutsche-Bank-Hochhaus.[17]
Gatzweiler war mehrere Jahre lang Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Strafrecht des Deutschen Anwaltvereins und ist seit 2006 Ehrenvorsitzender des Vereins.[8] Gemäß einem Ranking der Wirtschaftswoche gehörte seine Kanzlei 2011 zu den 25 „Top-Kanzleien für Wirtschaftsstrafrecht“ in Deutschland.[18]
Im März 2016 beendete Gatzweiler seine Tätigkeit als Anwalt nach mehr als 40 Jahren und schloss seine Kanzlei.[19]
Gatzweiler ist mit Gaby Münchhalffen verheiratet.[1]
Werke
Autor
- gemeinsam mit Gaby Münchhalffen: Das Recht der Untersuchungshaft. 3., neu bearb. Auflage. Verlag C.H.Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58749-8.
- gemeinsam mit Klaus Bernsmann, unter Mitarbeit von Katharina Rausch: Verteidigung bei Korruptionsfällen. 2., neu bearb. Auflage. C. F. Müller, Heidelberg; München; Landsberg; Frechen; Hamburg 2014, ISBN 978-3-8114-4363-1.
Herausgeber
- gemeinsam mit Rainer Brüssow, Wilhelm Krekeler und Volkmar Mehle (Hrsg.): Strafverteidigung in der Praxis. Grundlagen des Strafverfahrens. 2. Auflage. Band 1, 2000, ISBN 978-3-8240-0856-8.
Literatur
Einzelnachweise
- Eigene Angaben; mangels genauerer und teils widersprüchlicher Quellen ausnahmsweise pers. comm. am 12. Oktober 2015.
- Detlef Schmidt: Kölner Star-Anwalt entkommt Kidnapper! In: Kölner Express. 22. März 2014, abgerufen am 11. Oktober 2015.
- Liste der Honorarprofessoren an der juristischen Fakultät auf der Internetpräsenz der Universität zu Köln, abgerufen am 11. Oktober 2015.
- Rechtswissenschaft an der Universität zu Köln, 2/2002, Seite 57; auf Anfrage schriftlich bestätigt durch das Jura-Dekanat am 13. Oktober 2015.
- Anklage: HSH-Vorstände setzen auf Hamburger und Kölner Verteidiger. Juve Verlag (juve.de), 2. Januar 2012, abgerufen am 13. Oktober 2015.
- Joachim Hahn, Johannes Ritter: Auf der Spur von Dr. No. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. Juli 2013, abgerufen am 11. Oktober 2015.
- Martin Scheele: Trienekens zahlt fünf Millionen Euro. In: Manager Magazin. 6. Juli 2005, abgerufen am 12. Oktober 2015.
- Rechtsanwälte Gatzweiler und Münchhalffen, Köln. Kanzlei-Porträt. In: Wirtschaftswoche. 21. Mai 2011, abgerufen am 13. Oktober 2015.
- Haus des Vorstandchefs durchsucht. In: Manager Magazin. 18. August 2006, abgerufen am 12. Oktober 2015.
- Schröder wurde im weiteren Verlauf von Gatzweilers Kanzleipartnerin Gaby Münchhalffen vertreten und verteidigt; Andreas Damm: Gustav Adolf Schröder muss sich vor Gericht verantworten. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 10. Dezember 2014, abgerufen am 14. Oktober 2015.
- Vier Vorstände unter Verdacht. In: Manager Magazin. 19. Oktober 2005, abgerufen am 12. Oktober 2015.
- Ludger Fittkau: Wenn der Gerichtssaal zum Boulevard wird. Tagung der Universität Trier zu Medien im Strafverfahren. Deutschlandfunk, 4. April 2013, abgerufen am 11. Oktober 2015.
- Teldafax: Nach Besetzungsrüge startet Strafprozess im Januar neu. Juve Verlag (juve.de), 6. November 2014, abgerufen am 14. Oktober 2015.
- Teldafax-Anwalt entgeht Entführung. In: Handelsblatt. 21. März 2014, abgerufen am 11. Oktober 2015.
- Tim Stinauer: Polizei sucht Gatzweiler-Entführer. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 21. März 2014, abgerufen am 11. Oktober 2015.
- Cum-Ex-Transaktionen: Hanno Berger erweitert Verteidigerteam. Juve Verlag (juve.de), 12. August 2015, abgerufen am 14. Oktober 2015.
- Klaus Ott, Meike Schreiber: Nächster Fall, nächste Razzia. In: Süddeutsche Zeitung. 9. Juni 2015, abgerufen am 11. Oktober 2015.
- Hans-Peter Canibol, Claudia Tödtmann: Die besten Anwälte für Wirtschaftsstrafrecht. In: Wirtschaftswoche. 21. Mai 2011, abgerufen am 13. Oktober 2015.
- JUVE- www.juve.de: Strafrecht: Gatzweiler und Münchhalffen machen zu. In: JUVE. Abgerufen am 1. März 2021.