Nikola Corporation

Die Nikola Corporation (bis 2020 Nikola Motor Company, a​uch Nikola Motors genannt) i​st ein börsennotierter Hersteller v​on hybriden Lastkraftwagen. Es w​urde in Salt Lake City (Utah) i​m Jahr 2014 gegründet u​nd hat s​eit 2018 seinen Sitz i​n Phoenix (Arizona).[2]

Nikola Corporation
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Rechtsform Corporation
ISIN US6541101050
Gründung 2014
Sitz Phoenix (Arizona), Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Leitung Mark Russell (CEO)
Mitarbeiterzahl über 100[1]
Branche Elektrolastkraftwagen
Website nikolamotor.com

Geschichte

Die Nikola Motor Company wurde 2014 von Trevor Milton gegründet.[3] Der Name ist eine Anspielung an den Elektroautohersteller Tesla (und dessen Namensgeber Nikola Tesla). Zusammen mit dem norwegischen Unternehmen Nel Hydrogen plant Nikola Motors den Aufbau eines Netzes von Wasserstofftankstellen in den USA.[4] Nel gab im September 2018 eine Investition von 5 Millionen US-Dollar in Nikola bekannt.[5] Mit einer Bestellung von 800 Lastkraftwagen zählt die Brauerei Anheuser-Busch, zu dem die Marke Budweiser gehört, zu den ersten Großkunden von Nikola.[6] Insgesamt sollen über 14.000 Vorbestellungen für Lastkraftwagen des Unternehmens vorliegen (Stand September 2019).[7] Seit dem 29. Juni 2020 sind Bestellungen für den Pickup-Truck Badger möglich.[8] Im September 2019 wurde bekannt gegeben, dass CNH Industrial mit 250 Millionen US-Dollar, sowie der deutsche Automobilzulieferer Bosch und die südkoreanische Hanwha Group jeweils mit über 100 Millionen US-Dollar an Nikola Motors beteiligt sind.[9] CNH liefert zudem Antriebskomponenten für den Bau der Zugmaschinen.[10] Bosch will ab 2022 Brennstoffzellen für Fahrzeuge von Nikola Motors liefern, die unter Lizenz von PowerCell gefertigt werden.[11] Weitere Anteilseigner sind die Beteiligungsgesellschaft ValueAct Capital aus San Francisco und Worthington Industries aus Columbus (Ohio).[12][13]

Im März 2020 gab Nikola bekannt, dass das Unternehmen mit VectoIQ, ein sogenannter SPAC (Börsenmantel mit liquiden Mitteln), fusionieren werde, um dadurch eine Börsennotierung zu erhalten; die durch die Fusion erhaltenen Mittel sollen zudem die Produktion finanzieren.[14] Des Weiteren werde Nikola den Grundstein für seine Produktionsanlage in Coolidge, Arizona, legen und eine Wasserstofftankstellen-Infrastruktur aufbauen. Seit Anfang Juni 2020 werden die Aktien des Unternehmens an der Nasdaq unter dem Tickersymbol NKLA (WKN: A2P4A9) gehandelt.[15] Mit dem Börsengang wechselte der bisherige CEO Trevor Milton in die Rolle des Executive Chairman; Mark Russell wurde CEO.[16] Als Folge von Kritik an irreführender Unternehmenskommunikation trat Trevor Milton im September 2020 zurück; sein Nachfolger wurde der ehemalige GM-Manager Stephen Gersky.[17]

Im September 2020 gab General Motors eine strategische Zusammenarbeit mit Nikola bekannt. GM erhielt 11 % Anteile für Sachleistungen in Wert von zwei Mrd. US-Dollar. Dafür bekommt Nikola den Bau des Badgers als Elektrofahrzeug.[18] Ende November 2020 wurde bekannt, dass die geplante Allianz zwischen GM und Nikola nicht zustande kommen wird. Lediglich eine unverbindliche Absichtserklärung zur Bereitstellung des Brennstoffzellensystems Hydrotec von GM für Nikolas geplante LKW-Produktion konnte beschlossen werden.[19]

Kritik

Anfang September 2020 veröffentlichte der Leerverkäufer Hindenburg Research eine Analyse, in der Nikola und dessen Management der Lüge und des Betrugs bezichtigt werden.[20] Unter anderem habe das Unternehmen außer Fahrzeugkonzepten keine funktionsfähigen Prototypen vorzuweisen. Ein Video des Unternehmens aus dem Jahr 2017, das den Sattelschlepper Nikola One während der Fahrt zeigt, sei gefilmt worden, während der Sattelzug ohne eigenen Antrieb einen Hügel hinunterrollte.[21][22] Aussagen Nikolas zum Entwicklungsfortschritt, und Behauptungen bezüglich großer Photovoltaikanlagen und eigener Erdgasquellen im Besitz des Unternehmens werden, unter anderem unter Berufung auf Insider, angezweifelt. Hindenburg Research betont weiterhin, dass das Logistikunternehmen U.S. Xpress, das für Fahrzeugreservierungen im Wert von 3,5 Milliarden Dollar steht, im letzten Quartal vor der Untersuchung nur einen Kassenbestand von 1,3 Millionen Dollar vorzuweisen hatte.[23] Am Tag nach der Veröffentlichung des Berichts sank der Börsenwert Nikolas bis zu 27 %.[24][25] Die offizielle Antwort der Nikola auf die Vorwürfe sorgte nur für eine geringe Erholung des Aktienkurses. Unter anderem erklärte das Unternehmen, man habe nie behauptet, dass sich der Nikola One in dem angeführten Video aus eigener Kraft fortbewegt hätte. Mehrere Anschuldigungen wurden nicht entkräftet und als „nicht relevant“ bezeichnet;[22][26] dennoch trat Trevor Milton kurz darauf zurück.

Gegen d​en zurückgetretenen Gründer Milton, d​er zu d​em Zeitpunkt n​och 20 % d​er Anteile hielt, w​urde im Sommer 2021 e​in Strafverfahren w​egen Betruges eingeleitet, Nikola distanzierte s​ich von diesem Verfahren, e​s wäre alleine g​egen Milton gerichtet.[27][28] Im Dezember 2021 einigte s​ich das Unternehmen i​n einem Vergleich m​it der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC a​uf Strafzahlungen v​on insgesamt 125 Mio. US-Dollar.[29]

Modelle

  • Nikola Zero: Der Nikola Zero war ein buggyähnlicher Prototyp eines sogenannten Utility Task Vehicles, mit einer Batterie mit 72 oder 107 kWh.
  • Nikola One: Vorgestellt wurde der Nikola One am 1. Dezember 2016. Er ist ein Elektrolastkraftwagen mit einem großen Wasserstofftank hinter der Fahrerkabine und einer Brennstoffzelle. Die aus der Verstromung des Wasserstoffs in der Brennstoffzelle gewonnene elektrische Energie sollte beim Fahren des Trucks die Batterie laden, und laut dem CEO der Nikola Motor Company, Trevor Milton, betrug damit die Reichweite des Trucks rund 1.930 km (ca. 1.200 Meilen). Die Batterie sollte eine Kapazität von 320 kWh haben und vier Elektromotoren versorgen, die 745 kW (1.000 PS) leisten.[30][31]
  • Nikola Two: Der Nikola Two ist ein weiteres angekündigtes Modell von Nikola, das dem Nikola One in technischer Sicht sehr ähnlich sein soll. Der Hauptunterschied zum One ist, dass der Nikola Two mit einem deutlich kleineren Fahrerhaus ausgestattet ist.[32]
  • Nikola Tre: Im November 2018 wurde der Nikola Tre (norwegisch für „drei“) angekündigt. Dieser Elektrolastkraftwagen ist unter anderem für den europäischen Markt ausgelegt und soll voraussichtlich ab 2021 produziert werden. Die Reichweite der Zugmaschine liegt laut Nikola zwischen 600 und 1.200 Kilometern.[33][34] Ab 2021 soll der auf dem S-Way[35] basierenden Nikola Tre in einer rein batterieelektrischen Variante durch das Joint Venture von Nikola und CNH Industrial, dem Mutterkonzern der Marke Iveco am Standort Ulm produziert werden. Ebenfalls soll die mit Wasserstoff betriebene Version ab 2021 erprobt und ab 2023 ausgeliefert werden.[36]
  • Nikola Badger: Im Februar 2020 wurde der Pick-up Nikola Badger (englisch für Dachs) angekündigt. Dieser sollte mit einer Batteriekapazität von 160 kWh ausgestattet sein sowie mit einer Brennstoffzelle mit 120 kW elektrischer Leistung. Mit diesem Gesamtsystem soll eine Reichweite von über 900 km möglich sein. Weiter sei der Wagen geeignet für das Ziehen schwerer Anhängelasten über längere Strecken, ebenso für die Versorgung externer Verbraucher mit bis zu 15 kW für 12 Stunden über eine Steckdose am Fahrzeug. Der Wagen sollte in Kooperation mit dem Autobauer General Motors gebaut werden.[37]

Einzelnachweise

  1. Nikola Motor Company - Overview. crunchbase, 3. September 2019, abgerufen am 27. September 2019 (englisch).
  2. Nikola CEO Trevor Milton Is Now A Billionaire Thanks To Hydrogen Truck Startup’s Fundraising Drive. Forbes, 4. September 2019, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  3. Nikola CEO Trevor Milton Is Now A Billionaire Thanks To Hydrogen Truck Startup’s Fundraising Drive. Forbes, 4. September 2019, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  4. Awarded multi-billion NOK electrolyzer and fueling station contract by Nikola. Nel Hydrogen, 28. Juni 2018, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  5. Invests USD 5 million in Nikola C. Nel Hydrogen, 5. September 2018, abgerufen am 27. September 2019 (englisch).
  6. Nikola World 2019 - Two und Tre erstmals präsentiert. eurotransport.de, 2. Mai 2019, abgerufen am 27. September 2019.
  7. CNH Industrial to lead Nikola’s Series D round with $250MM USD investment. Nikola Motor Company, 3. September 2019, abgerufen am 27. September 2019 (englisch).
  8. Nikola Badger: Erster Pickup-Truck mit Brennstoffzelle bestellbar. In: Cleanthinking.de. 29. Juni 2020, abgerufen am 29. Juni 2020.
  9. Pressemeldung: Bosch and Hanwha Have Invested Over $230 Million in Nikola. Nikola Motor Company, 5. September 2019, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  10. Iveco baut Elektro- und Brennstoffzellen-Lkw Nikola TRE in Ulm. Handelsblatt, 6. Februar 2020, abgerufen am 9. Februar 2020.
  11. Bosch präsentiert neue Brennstoffzelle und stellt sich auf schwache Märkte ein. Handelsblatt, 30. Januar 2020, abgerufen am 30. Januar 2020.
  12. Nikola CEO Trevor Milton Is Now A Billionaire Thanks To Hydrogen Truck Startup’s Fundraising Drive. Forbes, 4. September 2019, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  13. Hydrogen Truck Startup Nikola’s Valuation Jumps To $3 Billion With Investment From CNH Industrial. Forbes, 3. September 2019, abgerufen am 27. September 2019 (englisch).
  14. IPO: Elektro-Sattelschlepper-Firma Nikola kommt an die Börse. Abgerufen am 4. März 2020.
  15. Michel Doepke: Nel-Partner Nikola: Es ist vollbracht – der Beginn einer neuen Ära? Abgerufen am 7. Juni 2020 (deutsch).
  16. Nikola: Aktien werden ab Donnerstag als NKLA gehandelt. In: CleanThinking.de. 2. Juni 2020, abgerufen am 21. September 2020 (deutsch).
  17. FAZ.NET: Rücktritt von Vorstandschef lässt Nikola-Aktienkurs einbrechen. 21. September 2020
  18. it-times: GM meldet 11-Prozent Beteiligung an Nikola für 2 Mrd. Dollar - Aktien steigen stark. Abgerufen am 29. September 2020.
  19. Golem.de: IT-News für Profis. Abgerufen am 30. November 2020.
  20. Jakob Jung: Betrugsvorwürfe gegen Nikola Motor Company. 15. September 2020, abgerufen am 22. September 2020.
  21. Nikola Motor Company - Nikola One Electric Semi Truck in Motion (YouTube-Video) Nikola Motor Company, 25. Januar 2018, abgerufen am 13. September 2020.
  22. Tesla-Rivale Nikola im Visier der Börsenaufsicht. manager magazin, 15. September 2020
  23. Nikola: How to Parlay An Ocean of Lies Into a Partnership With the Largest Auto OEM in America Nikola Motor Company, 10. September 2020, abgerufen am 13. September 2020.
  24. Wasserstoff-Pionier Nikola Motor wehrt sich gegen Betrugsvorwürfe WirtschaftsWoche, 11. September 2020, abgerufen am 13. September 2020.
  25. Nikola: Die Antwort auf die Vorwürfe von Hindenburg Research ist da – Aktie verliert erneut über 9 Prozent – So viel zur Antwort von Trevor Milton onvista.de, 11. September 2020, abgerufen am 13. September 2020.
  26. Nikola sets the record straight on false and misleading short seller report Nikola Motor Company, 14. September 2020, abgerufen am 16. September 2020.
  27. Founder of fuel-cell starup Nikola charged vom 30. Juli 2021.
  28. Caleb Miller: Nikola EV Startup's Former Chairman Charged with Defrauding Investors. vom 29. Juli 2021.
  29. Nikola: Nikola Confirms Settlement Agreement with SEC, Pressemitteilung des Unternehmens, 21. Dezember 2021 (englisch).
  30. Nikola One, America's first hydrogen-powered semi, is straight outta the future - Roadshow. In: Roadshow. (cnet.com [abgerufen am 20. Juli 2017]).
  31. auto-motor-und-sport.de Nikola One Electric Truck (abgerufen am 25. November 2017).
  32. Nikola Two. In: Nikola Corp. (nikolamotor.com [abgerufen am 18. November 2018]).
  33. Nikola Tre: Lkw mit Brennstoffzelle für Europa. In: auto-motor-und-sport.de. (auto-motor-und-sport.de [abgerufen am 18. November 2018]).
  34. Nikola Tre. In: Nikola Corp. (nikolamotor.com [abgerufen am 18. November 2018]).
  35. https://videos.ivecolivechannel.com/media/1_r30d8c7q
  36. Zuschlag für Elektro- und Brennstoffzellen-Lkw geht an Werk im Donautal. SWP, 7. Februar 2020, abgerufen am 9. Februar 2020.
  37. General Motors baut den Badger, beteiligt sich an Nikola. In: CleanThinking.de. 8. September 2020, abgerufen am 21. September 2020 (deutsch).
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