Neue Waag
Die sogenannte Neue Waag, eine mittelalterliche Patrizier-Hausburg mit Turm (Haidplatz 1), beherrscht die östliche Stirnseite des Haidplatzes im Zentrum der Altstadt von Regensburg. Die Hausburg erstreckt sich heute über die gesamte Breite des Haidplatzes von der Neuen Waag-Gasse im Norden bis zur Gasse Vor der Grieb im Süden. Der Nordtrakt der Hausburg mit Turm, der alte Kern der Anlage, wurde um 1300 errichtet, später erweitert, umgebaut und im Süden nach Zerstörungen im 2. Weltkrieg ergänzt. Das Gebäude ist ein geschütztes Baudenkmal, (D-3-62-000-538).
Neue Waag | |
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Daten | |
Ort | Regensburg |
Baustil | Gotik, Renaissance |
Baujahr | 1300 |
Baugeschichte und Beschreibung
Der nördliche alte Kern der Anlage, die Patrizier-Hausburg mit Turm wurde um 1300 vom Regensburger Patriziergeschlecht der Gumprecht erbaut. Auf die Familie Gumprecht folgten die Familien Hofmeister und Altmann als Besitzer der Anlage. Im Erdgeschoss des Turmes befand sich die noch heute erkennbare zweijochige St. Christophorus-Hauskapelle mit gotischem Kreuzgewölbe. Dort findet sich auch das steinerne Stadtmäuschen. 1441 wurde die Hausburg von der Stadt erworben und beherbergte seitdem die Waage, von der sich der heutige Name der Hausburg herleitet. Weiterhin wurde im Gebäude eine Herrentrinkstube eingerichtet, wo auch Empfänge, Festlichkeiten und Hochzeiten vornehmer Familien stattfanden. 1541 fand hier auch auf Wunsch von Kaiser Karl V. das Religionsgespräch zwischen Johannes Eck und Philipp Melanchthon statt, bei dem vergeblich versucht wurde, religiöse Gräben zwischen Katholiken und Protestanten zu überwinden.[1]
Die dreigeschossige Vierflügelanlage mit Walmdach wurde um 1440 und von 1572 bis 1587 umgebaut. Der Umbau des Innenhofs mit der Errichtung von Renaissance-Arkadengängen im Jahr 1575 wertete die alte Hausburg stark auf. Auf dem Reichstag 1653 wurde im Gebäude eine Schreibstube eingerichtet, wo in der sogenannten Diktaturstube die Protokolle des Reichstages erstellt wurden. Nach Beginn des Immerwährender Reichstages wurden diese Räume zur Reichsdiktaturstube erweitert.
1782 wurde im Nordtrakt der über zwei Geschosse reichende klassizistische Napoleonsaal eingebaut. Dieser Saal beherbergte von 1783 bis 1875 die Reichsstädtische Bibliothek.[1]
Nach Kriegszerstörungen der südlichen Gebäudebereiche in den Jahren 1944/45 wurden die Hofarkaden und die südlichen Gebäude wiederhergestellt und erweitert. Heute ist das Gebäude Sitz des Verwaltungsgerichtes.
Siehe auch
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern V. Regensburg und die Oberpfalz. Deutscher Kunstverlag, München 2008, ISBN 978-3-422-03118-0, S. 614.
Weblinks
Einzelnachweise
- Werner Chrobak: Das Thon Dittmer-Palais. In: Stadt Regensburg, Kulturreferat (Hrsg.): Kulturführer. Band 25. Stadt Regensburg, Regensburg 2019, ISBN 978-3-943222-55-5, S. 16 f.