Nature Writing
Nature Writing ist eine literarische Gattung der fiktionalen oder nicht-fiktionalen Naturbeschreibung. Nicht leicht aus dem angelsächsischen Sprachraum übersetzbar, bezeichnet es ein literarisches Genre, das sich ausdrücklich von der modernen rein wissenschaftlichen Methode abwendet und auf ältere Traditionen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurückverweist, wo es sich mit Disziplinen wie Naturgeschichte und Naturphilosophie vermischt. Charakteristisch für das Nature Writing ist der die Natur beobachtende, beschreibende und empfindende Mensch als Subjekt, woraus sich auch in der Form ein wesentlicher Unterschied zum objektiven Ansatz der Naturwissenschaft ergibt. Das Nature Writing besitzt heute wie damals ein weites Spektrum von der einfachen Reise- und Abenteuerbeschreibung über essayhafte oder poetische Werke bis zur tiefen Naturreflexion. Werke aus dieser Gattung können daher auch eine stilistische Nähe zur Belletristik aufweisen. Sowohl die Einarbeitung historischer und naturwissenschaftlicher Fakten als auch deren subjektive Perzeption durch einen Ich-Erzähler sind ein stilbildendes, gestalterisches Merkmal. Bezeichnend ist eine dezidiert ökologische Sichtweise, nach der jedem Lebewesen, wie unbedeutend oder hässlich auch immer, seine ganz besondere Bedeutung innerhalb eines größeren Ganzen – in einem rein irdischen Sinne oder auch darüber hinaus – zukommt.
Pioniere
Zu den Klassikern des Nature Writing sind sicherlich Jean-Jacques Rousseau, Alexander von Humboldt und Henry David Thoreau zu zählen. Wegen der fließenden Übergänge zur allgemeinen Naturgeschichte und -philosophie reichen erste Anfänge in das 18. Jahrhundert zurück. So gehören Gilbert White in Großbritannien und William Bartram in Amerika sicher zu den frühesten Nature Writers. Einen erheblichen Anteil an diesen Anfängen hatte die Erkundung der gerade neu erschlossenen Erdteile mit ihrer größtenteils fremdartigen Flora und Fauna, weshalb das Nature Writing in den jeweiligen Heimatländern, vor allem im angelsächsischen Raum, zu besonderer Popularität gelangte.
Weitere wichtige Autoren des Nature Writing sind:
- August Johann Rösel von Rosenhof (1705–1759)
- Carl von Linné (1707–1778)
- Jacob Christian Schäffer (1718–1790)
- Georges-Louis Leclerc de Buffon (1727–1775)
- Adalbert Stifter (1805–1868)
- Charles Darwin (1809–1882)
- Susan Fenimore Cooper (1813–1894)
- Jakob Johann von Uexküll (1864–1944)
Neuere Entwicklungen
Im Zuge des gewachsenen Umweltbewusstseins scheint es eine Rückbesinnung auf die historischen Ansätze und Schriften zu geben. Dieses äußert sich auch deutlich in den Verkaufszahlen und Bestseller-Listen.[1] Im deutschen Sprachraum sind vor allem bedeutend:
- Hans Jürgen von der Wense (1894–1966)
- Wilhelm Lehmann (1882–1968)
Aus der Zeit der Jugendbewegung um den Ersten Weltkrieg, und zeitgenössisch:
- Brigitte Kronauer (1940–2019)
- Peter Wohlleben (* 1964)
- Judith Schalansky (* 1980)
Im Englischen sind besonders populär:
- Roger Deakin
- Mark Cocker
- Annie Dillard (* 1945)
- Richard Mabey
- Mary Oliver (1935–2019)
- Oliver Rackham
Writers by Nature: British Council Stipendium
2018 hat der British Council 6 aufstrebenden jungen Autoren ein Stipendium und Workshops zum Austausch im Nature Writing angeboten.[2]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Andreas Weber: Natur: Schläft ein Lied in allen Dingen. In: Die Zeit. 18. Februar 2018, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 19. Januar 2019]).
- Writers by Nature: Stipendium. In: britishcouncil.de. 2018. Abgerufen am 13. Juli 2018.