Nationales Bildungspanel
Das Nationale Bildungspanel (englisch National Educational Panel Study, NEPS), bekannt auch unter dem Titel NEPS-Studie „Bildungsverläufe in Deutschland“, ist eine Panelstudie zur Erforschung von Bildungsprozessen in der Bundesrepublik Deutschland. Ziel des Nationalen Bildungspanels ist es, Längsschnittdaten zu Kompetenzentwicklungen, Bildungsprozessen, Bildungsentscheidungen und Bildungsrenditen in formalen, nicht-formalen und informellen Kontexten über die gesamte Lebensspanne zu erheben.
Geschichte
Das Projekt wurde in den Jahren 2009 bis 2013 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Seit dem 1. Januar 2014 wird das Nationale Bildungspanel vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e. V. (LIfBi) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg betrieben.
Beteiligte Institute
- Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt am Main und in Berlin,
- Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Hannover,
- Eberhard Karls Universität Tübingen,
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,
- Humboldt-Universität zu Berlin, Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
- Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg,
- Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der TU Dortmund,
- Justus-Liebig-Universität Gießen,
- Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) in Kiel,
- Ludwig-Maximilians-Universität München,
- Otto-Friedrich-Universität Bamberg,
- Universität Leipzig,
- Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung
- Universität Siegen
- Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) in Berlin
Neben den vertraglich gebundenen Partnereinrichtungen sind folgende Institutionen an der Umsetzung der Studie beteiligt (in alphabetischer Reihenfolge):
- Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e. V. (DIE) in Bonn
- Deutsches Jugendinstitut (DJI) in München
- Europäisches Forum für Migrationsstudien e. V. (efms) in Bamberg
- ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.
- Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB) in Berlin
- Ruhr-Universität Bochum
- Staatsinstitut für Familienforschung (ifb) in Bamberg
- Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) in München
- Technische Universität München
- Universität Kassel
Aufbau
Im Nationalen Bildungspanel werden acht Bildungsabschnitte, sogenannte Etappen, unterschieden, deren Integration durch die theoretische Konzentration auf sechs miteinander verbundene Dimensionen erreicht wird. Die sechs Dimensionen sind:
- Kompetenzentwicklung im Lebenslauf
- Bildungsprozesse in lebenslaufspezifischen Lernumwelten
- Soziale Ungleichheit und Bildungsentscheidungen im Lebenslauf
- Bildungserwerb mit Migrationshintergrund im Lebenslauf
- Bildungsrenditen im Lebenslauf
- Motivationale Variablen und Persönlichkeitsaspekte im Lebenslauf
Diese Dimensionen stellen die zentralen Stützpfeiler des Nationalen Bildungspanels dar. Die inhaltlichen Schwerpunkte werden über die Lebensspanne hinweg verfolgt. Die Lebensspanne wird dabei in folgende acht Bildungsetappen unterteilt:
- Etappe 1 – Neugeborene und Eintritt in frühkindliche Betreuungseinrichtungen
- Etappe 2 – Kindergarten und Einschulung
- Etappe 3 – Grundschule und Übertritt in eine Schulart der Sekundarstufe I
- Etappe 4 – Wege durch die Sekundarstufe I und Übergänge in die Sekundarstufe II
- Etappe 5 – Gymnasiale Oberstufe und Übergänge in (Fach-)Hochschule, Ausbildung oder Arbeitsmarkt
- Etappe 6 – Aufnahme einer beruflichen Ausbildung und der spätere Arbeitsmarkteintritt
- Etappe 7 – (Fach-)Hochschulstudium und Übergänge in den Arbeitsmarkt
- Etappe 8 – Allgemeine und berufliche Weiterbildung
Konzeption
Die methodische Anlage des Nationalen Bildungspanels lässt sich als Multi-Kohorten-Sequenz-Design beschreiben. In den Jahren 2009 bis 2012 wurden sechs Startkohorten (Neugeborene, Kindergartenkinder, Klasse 5, Klasse 9, Studierende und Erwachsene) mit insgesamt mehr als 60.000 Personen gezogen. Die Stichprobenziehungen orientieren sich sowohl an den Übergängen im Bildungssystem als auch an den Übergängen zwischen Bildungssystem und Arbeitsmarkt. Die Panelteilnehmer werden über einen längeren Zeitraum regelmäßig befragt; ebenso finden in festgelegten Abständen Kompetenzerhebungen statt. Um historische Veränderungen bei der Absolvierung der verschiedenen bildungsrelevanten Übergänge dokumentieren und analysieren zu können, werden in späteren Jahren neue Stichproben gezogen (Kohortensukzession) und in die Studie aufgenommen. Die erhobenen Daten unterliegen zeitnah einer strengen Qualitätskontrolle und werden nutzerfreundlich aufbereitet und dokumentiert. Danach erhalten Forscher aus dem In- und Ausland die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Analyse dieser Daten, um eine möglichst hohe Ausschöpfung des Datenmaterials und somit möglichst große Fortschritte in der Bildungsforschung zu erzielen.
Das Nationale Bildungspanel soll zur Beantwortung u. a. folgender Fragestellungen beitragen:
- Wie entfalten sich Kompetenzen im Lebenslauf?
- Wie beeinflussen Kompetenzen Entscheidungsprozesse an verschiedenen kritischen Übergängen der Bildungskarriere (und umgekehrt)?
- Wie und in welchem Umfang werden Kompetenzen von Lerngelegenheiten in der Familie, in der Gleichaltrigengruppe und den Lernumwelten Kindergarten, Schule, Hochschule und Berufsausbildung sowie Weiterbildung beeinflusst?
- Welche Kompetenzen sind für das Erreichen von Bildungsabschlüssen, welche für lebenslanges Lernen und welche für ein erfolgreiches individuelles und gesellschaftliches Leben maßgeblich?