Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) ist ein 2004 gegründetes An-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin.[1] Zentrale Aufgabe des IQB ist die Weiterentwicklung, Operationalisierung, Normierung und Überprüfung von Bildungsstandards. Es ist eine wissenschaftliche Einrichtung der deutschen Bundesländer, diese sind die Mitglieder des eingetragenen Vereins „Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen – Wissenschaftliche Einrichtung der Länder an der Humboldt-Universität zu Berlin e.V.“.
Besondere Bedeutung erlangte das Institut, nachdem die Kultusministerkonferenz im März 2012 beschlossen hatte, dass ab 2017 nach und nach bundesweit alle Abiturprüfungen aus einem gemeinsamen Pool stammen sollen. Das IQB wurde beauftragt, diesen Pool zu entwickeln.
Die Leitung besteht aus der Doppelspitze: Petra Stanat[2] (wissenschaftlicher Vorstand) und Anne Jostkleigrewe-Paulus[3] (kaufmännischer Vorstand) (Stand: August 2021).[4]
Bildungstrend (ehemals „Ländervergleich“)
Im Rahmen ihrer Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring hat die Kultusministerkonferenz die regelmäßige Durchführung von Ländervergleichen beschlossen. Ziel der Ländervergleichsstudien ist es festzustellen, inwieweit Schülerinnen und Schüler in Deutschland die für alle Länder verbindlichen Bildungsstandards erreichen und in welchen Bereichen Steuerungsbedarf besteht. Die entsprechenden Erhebungen finden im Bereich der Primarstufe in den Fächern Deutsch und Mathematik alle fünf Jahre, im Bereich der Sekundarstufe I alternierend in den Fächergruppen Deutsch, Englisch und Französisch einerseits sowie Mathematik, Biologie, Chemie und Physik andererseits alle drei Jahre statt.
VERA (Vergleichsarbeiten in der Schule)
Der Name VERA steht für Vergleichsarbeiten in der 3. und 8. Jahrgangsstufe (VERA-3 bzw. VERA-8). Vergleichsarbeiten sind schriftliche Arbeiten in Form von Tests, die flächendeckend und jahrgangsbezogen untersuchen, welche Kompetenzen Schülerinnen und Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht haben. Das IQB koordiniert die Entwicklung des Testmaterials für VERA (Vergleichsarbeiten in der Schule), erprobt das Material und stellt es in Testheften zusammen.
Abituraufgaben
Die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder beschloss 2012, einen bundesweiten Pool für Abitur-Prüfungsaufgaben aufzubauen. Dieser Aufgabenpool soll bundesweit gleiche Anforderungen in den Abiturprüfungen sicherstellen. Teil des Auftrags des IQB im Rahmen des Projekts ist die Evaluation des Einsatzes von Aufgaben der Pools. Sie soll zu einer größeren Vergleichbarkeit der mit den Abiturprüfungen der Länder verbundenen Anforderungen und zur Sicherung der Qualität der Aufgaben der Pools beitragen. Dazu wurde zum Prüfungsjahr 2017 erstmals eine formative Evaluation zur Nutzung der Abituraufgabenpools und zur Verwendung der Aufgaben in den Ländern durchgeführt.
Forschung am IQB
Das IQB wurde als An-Institut an der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelt, um auf Basis wissenschaftlicher Unabhängigkeit Serviceaufgaben für die 16 Länder in der Bundesrepublik Deutschland zu erbringen. Die Wahrnehmung dieser wissenschaftlichen Serviceaufgaben erfordert Forschungsaktivitäten, die sich in drei übergeordnete Forschungsbereiche einordnen lassen:
- Forschung zur Optimierung von Instrumenten und Analyseverfahren des IQB
- Forschung zur Nutzbarkeit und Nutzung der Instrumente und Rückmeldeverfahren des IQB
- Inhaltliche Themenfelder, die aus Sicht der Länder von besonderem Interesse sind, z. B. Umgang mit Heterogenität
Forschungsdatenzentrum (FDZ) am IQB
Das Forschungsdatenzentrum am Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen archiviert und dokumentiert Datensätze und Begleitmaterialien aus der quantitativ ausgerichteten empirischen Bildungsforschung[5]. Dazu zählen unter anderem die Disziplinen Erziehungswissenschaft, pädagogische Psychologie, Bildungssoziologie, Bildungsökonomie und Fachdidaktik.
Das FDZ am IQB wurde 2007 im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zum Ausbau der Forschungsdateninfrastruktur im Bereich der Bildungsforschung in Deutschland eingerichtet. Es ist seit 2011 Teil des Zentrums für Internationale Bildungsvergleichsstudien (ZiB) und seit 2014 Teil des Verbund Forschungsdaten Bildung (VerbundFDB). Die Arbeit des FDZ ist als Forschungsdatenzentrum durch den Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) akkreditiert und orientiert sich in seiner Archivierungs- und Bereitstellpraxis an dessen Empfehlungen. Seit 2020 ist das FDZ außerdem mit dem Core Trust Seal für vertrauenswürdige Repositorien zertifiziert.[6] Grundlage der Arbeit und Verfahrensweise des FDZ am IQB bildet ein mit der Kultusministerkonferenz (KMK) abgestimmtes Regelwerk zur Über- und Weitergabe von Daten[7].
Hauptaufgabe des FDZ ist die Sicherung und Bereitstellung von Datensätzen der deutschen Stichproben der nationalen und internationalen Schulleistungsstudien zum länderübergreifenden Bildungsmonitoring (z. B. IQB-Ländervergleiche und -Bildungstrends, PISA, TIMSS, IGLU, DESI und ICILS). Sie stellen den Kern der Datensammlung dar. Darüber hinaus hat sich das FDZ auf Datensätze und Begleitmaterialien nationaler Studien spezialisiert, die fachspezifische oder -übergreifende Kompetenzmessungen von Schülerinnen und Schülern an allgemeinbildenden, Förder- sowie Berufsschulen beinhalten. Zusätzlich finden sich auch Studien mit Studierenden-Stichproben oder zur frühkindlichen Bildung im Bestand.
Die Datensätze werden Forschenden auf Antrag zur Verfügung gestellt. Das FDZ bietet Scientific-Use-Files zum Download sowie bei sensiblen Daten die Nutzung vor Ort oder per Datenfernverarbeitung in Kooperation mit dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) an. Studierende deutscher Hochschulen können außerdem Zugriff auf synthetische Datensätze (Campus Files) erhalten.
Zu den Aufgaben des FDZ gehören außerdem die Beratung von Forschenden, die Nachwuchsförderung und die Ausrichtung von Weiterbildungen zu Methoden der empirischen Bildungsforschung und Open Science (FDZ-Frühjahrs- und -Herbstakademien).
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten mit einem Ländervergleich werden im IQB-Bildungstrend seit 2015 regelmäßig öffentlich gemacht, zuletzt für Mathematik und Naturwissenschaften im Sekundarbereich I[8] (9. Klasse mit 44.941 Schülern aus insgesamt 1.462 Schulen in allen Ländern in der BRD). In jeder der nach einem Zufallsverfahren gezogenen Schulen wurden ebenfalls per Zufall eine Klasse (an Gymnasien) bzw. zwei Klassen (an nichtgymnasialen Schularten) ausgewählt.[9] Für 2021 (verschoben wegen Corona-Epidemie aus 2020[10]) ist eine Erhebung zur Primarstufe für Deutsch und Mathematik vorgesehen.[11]
Die Trendfeststellung geschieht durch den Vergleich von Daten aus verschiedenen Jahren, so im Bildungstrend 2018 zwischen den Messungen 2012 und 2018. Dabei ergaben sich z. B. für Mathematik deutliche Verschlechterungen (über 5 Prozentpunkte) im Erreichen der Mindeststandards in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, denen nur geringe Verbesserungen in anderen Ländern gegenüberstanden.[12]
Weblinks
Einzelnachweise
- siehe Liste der An-Institute der HU unter www.hu-berlin.de
- IQB - Personen. In: iqb.hu-berlin.de. Abgerufen am 23. September 2020.
- IQB - Personen. In: iqb.hu-berlin.de. Abgerufen am 23. September 2020.
- IQB - Organisationsdiagramm des IQB. In: iqb.hu-berlin.de. 1. Oktober 2012, abgerufen am 23. September 2020.
- IQB - Forschungsdatenzentrum am IQB. In: iqb.hu-berlin.de. Abgerufen am 10. September 2021.
- Assessment Information (englisch, PDF) CoreTrustSeal. 15. Mai 2020. Abgerufen am 12. September 2021.
- IQB - Grundlagen unserer Arbeit - zentrale Dokumente. In: iqb.hu-berlin.de/fdz. Abgerufen am 10. September 2021.
- Petra Stanat, Stefan Schipolowski, Nicole Mahler, Sebastian Weirich, Sofie Henschel: IQB-Bildungstrend 2018 Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I im zweiten Ländervergleich. 1. Auflage. Münster 2019, ISBN 978-3-8309-4044-9.
- IQB - IQB-Bildungstrend 2018 in der Sekundarstufe I. Abgerufen am 21. Februar 2022.
- Landesinstitut für Schule - IQB-Bildungstrend. Abgerufen am 21. Februar 2022.
- IQB - IQB-Bildungstrend 2021 im Primarbereich. Abgerufen am 21. Februar 2022.
- Petra Stanat, Stefan Schipolowski, Nicole Mahler, Sebastian Weirich, Sofie Henschel: IQB-Bildungstrend 2018 Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I im zweiten Ländervergleich. 1. Auflage. Münster 2019, ISBN 978-3-8309-4044-9, S. 163 f. (hu-berlin.de [PDF]).