Narrenhäusel
Narrenhäusel ist der Name einer ehemaligen Gaststätte in Dresden. Sie befand sich am Neustädter Elbufer auf der gegenüberliegenden Seite des Blockhauses am Neustädter Brückenkopf der Augustusbrücke im Wohnhaus des kurfürstlichen Hofnarren Joseph Fröhlich. Es brannte im Zweiten Weltkrieg aus und wurde 1950 abgerissen.
Das Narrenhäusel soll vom privaten Investor Frank Wießner für 3 Millionen Euro ab 2022 weitgehend originalgetreu wiederaufgebaut werden.[1][2] Das Grundstück hat die Stadt Dresden im Januar 2020 an ihn verkauft. Ein Gutachtergremium hat im März 2020 einen Entwurf des Architekten Martin Trux zum Sieger bestimmt, der an die Entstehungszeit anknüpft.
Geschichte
Von seinem bekannten Bewohner, dem Hofnarren des sächsischen Kurfürsten Friedrich August I., leitet sich die Bezeichnung „Narrenhäusel“ ab. Fröhlich bezeichnete sein Wohnhaus am Neustädter Markt auch als „Narren-Palais“ oder in Anlehnung an Schloss Moritzburg als „Klein-Moritzburg“. Im Volksmund wurde das Gebäude aufgrund der beiden achteckigen elbseitigen Vorbauten an den Flügeln auch als „Brille“ bezeichnet.
Erbaut wurde das viergeschossige Gebäude im Jahr 1755. Einer Sage nach wollte Fröhlich damit seinem Nachbarn die Sicht auf die Elbe verbauen, weil der ihn aus seinem vorherigen Domizil im Nachbargebäude ausziehen hieß.[3]
Nach Umbauten des Hauses 1935/1936 entstand ein gastronomisch nutzbarer Zweckbau. Die Gaststätte „Narrenhäusel“ wurde zu Pfingsten 1937 eröffnet. Bei den Luftangriffen auf Dresden brannte das Gebäude aus und wurde 1950 abgerissen.
Heute befindet sich am Standort des Narrenhäusels das Gartenrestaurant „Augustusgarten“. An das Wohnhaus erinnert eine Bronzekleinplastik von Heinrich Apel aus dem Jahr 1978.
Wiederaufbaupläne
Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden setzt sich für den Wiederaufbau des Narrenhäusels ein.[4] Bedingung für den Wiederaufbau ist der Abbruch der seit dem Elbhochwasser im Juni 2013 gesperrten Fußgängerunterführung am Neustädter Markt, dieser Abbruch wurde – unabhängig von den Plänen für das Narrenhäusel – am 22. Januar 2015 mit den Stimmen von CDU und Grünen im Dresdner Stadtrat beschlossen.[5] Der Wiederaufbau des Narrenhäusels wurde im Dresdner Stadtrat am 17. März 2016 beschlossen. Bei der Sanierung der Augustusbrücke wurden im Oktober 2018 Mauerreste des Narrenhäusels gefunden.[6][veraltet]
Literatur
- Folke Stimmel u. a.: Stadtlexikon Dresden A–Z. Verlag der Kunst, Dresden 1994, ISBN 3-364-00300-9.
- Hildegard Adermann u. a.: Kunst im öffentlichen Raum. Kulturamt Dresden, Dresden 1996.
Fußnoten
- Drei Gebote für Wiederaufbau des Dresdner Narrenhäusels, Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V. (GHND), 26. Januar 2018
- Kay Haufe: Wann der Bau des Narrenhäusels beginnt. In: Sächsische Zeitung. 27. Juli 2020, abgerufen am 28. Juli 2020.
- Johann Georg Theodor Grässe: Der Tod am Hause Nr. 2b an der Neustädtischen Brückenseite. In: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Schönfeld, Dresden 1874. S. 125
- Bettina Klemm: Ein neues Narrenhäusel an der Augustusbrücke. In: Sächsische Zeitung. 8. Juni 2015, ZDB-ID 2448502-0 (online).
- Fußgängertunnel am Neustädter Markt in Dresden wird zugeschüttet. In: Dresdner Neueste Nachrichten. 22. Januar 2015 (online).
- Kay Haufe, Peter Hilbert: Reste vom alten Narrenhäusel entdeckt. In: sächsische.de. (sächsische.de [abgerufen am 27. November 2018]).
Weblinks
- Das Narrenhäusel im Stadtwiki Dresden
- Pfingsten 1937 öffnete das “Narrenhäusel”
- Geschichte des Narrenhäusels: Vom Neubau 1755 bis zu den Wiederaufbauplänen 2015
- Baubeobachter: Dresdner wollen Narrenhäusel wieder!, Dresden Fernsehen vom 17. November 2015
- Durchbruch für das Narrenhäusel, dnn.de, 14. März 2019