Nachtigalplatz (Berlin)
Der Nachtigalplatz ist ein Platz im Afrikanischen Viertel im Berliner Ortsteil Wedding. Er ist der zentrale Platz des Viertels und der denkmalgeschützten Friedrich-Ebert-Siedlung.
Der Nachtigalplatz liegt an der Kreuzung Petersallee/Togostraße und wird diagonal durch die Afrikanische Straße durchschnitten. Der rechteckige Platz ist 150 Meter lang und 110 Meter breit.
Benannt ist er nach dem Arzt und Afrikaforscher Gustav Nachtigal. Dies führte seit den 2000er Jahren immer wieder zu heftigen Kontroversen, da Nachtigal nach Ansicht der Kritiker zu den treibenden Kräften des deutschen Kolonialismus in Afrika gehört hat. Es wurde daher beschlossen, den Platz zukünftig stattdessen nach Manga Bell zu benennen.[1]
Geschichte
Zuerst zu sehen ist der spätere Nachtigalplatz auf dem Übersichtsplan von Berlin aus dem Jahr 1900/1901. Dort ist er als zu bauender Platz Z eingetragen, allerdings weicht die Lage teilweise von der heutigen Lage ab. Der Nachtigalplatz erhielt seinen Namen bereits 1910 im Zuge der Benennung der Straßen des Afrikanischen Viertels nach den deutschen Kolonien in Afrika, seine Gestalt allerdings erst 1938 im Zuge des letzten Bauabschnitts der Friedrich-Ebert-Siedlung.[2]
Eine Umgestaltung erfuhr der Platz 1955. Petersallee und Afrikanische Straße wurden an dieser Stelle zu Fußgängerbereichen umgestaltet. Gleichzeitig allerdings wurden die Straßen verbreitert und neue Parkplätze geschaffen, so dass der Platz einerseits ruhiger wurde, aber auch Grünflächen verlor.[2]
Gestalt und Bebauung
Der Platz ist durch locker stehende Birkengruppen auf einer Rasenfläche gestaltet, die einen Gegensatz zur strengen Randbebauung darstellen.[2]
Die Bebauung des Platzes ist einheitlich. Es handelt sich um die 1937–1939 durch Werner Harting und Wolfgang Werner geschaffenen letzten Bauten der Friedrich-Ebert-Siedlung.[3] Getreu den architektonischen Auffassungen des Nationalsozialismus sind diese im Gegensatz zu älteren Teilen der Friedrich-Ebert-Siedlung wieder in Blockrandbebauung ausgeführt. Lücken sind nur dort, wo Afrikanische Straße und Petersallee auf den Platz treffen. Die Togostraße hingegen ist zum Platz hin überbaut.[2] Dies sollte verhindern, dass man vom Platz aus die dahinter liegenden und noch in der Weimarer Republik errichteten Teile der Friedrich-Ebert-Siedlung sehen konnte. Die Gestaltung mit Pfeilern orientierte sich dabei am 1935 errichteten Reichsluftfahrtministerium in der Leipziger Straße.[4]
Namensgebung
Gustav Nachtigal als Namensgeber ist umstritten. Der „Begründer der deutschen Kolonien in Afrika“ eroberte als Reichskommissar für Westafrika Gebiete in Westafrika mit Hilfe der deutschen Armee und besetzte diese mit Gewalt für Deutschland. Wie bei anderen Straßen und Plätzen des Afrikanischen Viertels mit ähnlicher Benennungsgeschichte führt dies seit Jahrzehnten zum Streit um den Namen, den Umgang damit und eine mögliche Umbenennung.[5]
Im Februar 2016 brachte die CDU Mitte auf Anregung der Anwohnerinitiative „Pro Afrikanisches Viertel“ einen Antrag in die BVV ein, den Platz umzuwidmen.[6] Er würde seinen Namen behalten, wäre aber nicht mehr nach Gustav Nachtigal benannt, sondern nach dem Theologen Johann Carl Christoph Nachtigal. Ähnliches war bereits 1986 mit der angrenzenden Petersallee passiert, die seitdem nicht mehr nach dem Kolonialherren Carl Peters, sondern nach dem Widerstandskämpfer Hans Peters benannt ist.[7] Aktivisten, die sich schon lange mit der Geschichte der Straßennamen im Afrikanischen Viertel auseinandersetzen, werfen dem Vorschlag allerdings vor, zur Verschleierung der deutschen Geschichte beizutragen und eben nichts zur Auseinandersetzung mit dieser. Sie fordern eher eine Umbenennung, zum Beispiel nach einem afrikanischen Widerstandskämpfer.[5] Mittlerweile wurde die Umbenennung von der BVV beschlossen.[8][9]
Weblinks
- Nachtigalplatz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
Einzelnachweise
- Manfred Götzke: Wie in Berlin um einen Straßennamen gestritten wird. In: deutschlandfunkkultur.de. 7. August 2019, abgerufen am 10. August 2019.
- Gerd Kittelmann, Brigitte Prévot: Nachtigalplatz. In: Bezirksamt Wedding von Berlin (Hrsg.): Stadtplätze im Wedding. Berlin 1991, S. 52.
- Liste, Karte, Datenbank. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, abgerufen am 24. Mai 2016.
- Ulrich Hartung: Funktion und Formprinzip in nationalsozialistischer Architektur. In: Bernfried Lichtnau (Hrsg.): Architektur und Städtebau im südlichen Ostseeraum zwischen 1936 und 1980: Publikation der Beiträge zur Kunsthistorischen Tagung, 8.–10. Februar 2001. Lukas Verlag, 2002, ISBN 978-3-931836-74-0, S. 77.
- Tina Heidborn: Der eine Nachtigal – oder der andere? In: rbb-online.de. 27. Februar 2016, abgerufen am 24. Mai 2016.
- Dirk Jericho: CDU will zwei Straßennamen im Afrikanischen Viertel umwidmen. In: berliner-woche.de. 14. Februar 2016, abgerufen am 24. Mai 2016.
- Umwidmung im Afrikanischen Viertel aus Anwohnersicht. In: Weddingweiser. 17. Februar 2016, abgerufen am 24. Mai 2016.
- Straßenumbenennungen im Afrikanischen Viertel in Berlin Mitte, Bezirksamt Mitte, Pressemitteilung Nr. 034/2017, 1. Februar 2017, abgerufen am 10. Februar 2017.
- Aus für Kolonialisten. In: taz, 3. Februar 2017, abgerufen am 10. Februar 2017.