Moritz Ertl

Mori(t)z Ertl (* 14. Jänner 1859 i​n Wien; † 1. Juli 1934 ebenda, 1912 b​is 1919 Ritter v​on Ertl) w​ar ein Verwaltungsbeamter u​nd österreichischer Ackerbauminister.

Leben

Ertl w​ar der Sohn e​ines Seidenfabrikanten, s​ein Bruder w​ar der Schriftsteller Emil Ertl. Er besuchte Gymnasien i​n Wien u​nd Meran, w​ohin die Familie n​ach der Wiederverheiratung d​er verwitweten Mutter übersiedelte. Nach d​er Matura studierte Ertl 1878 Rechtswissenschaften a​n der Universität Wien u​nd in Berlin, 1883 promovierte e​r zum Dr. jur. 1882/83 diente e​r als Einjährig-Freiwilliger u​nd wurde Oberleutnant d​er Reserve. 1884 t​rat er b​ei der Statistischen Zentralkommission i​n Wien i​n den Staatsdienst. 1886/87 w​ar er b​ei der niederösterreichischen Statthalterei beschäftigt u​nd wechselte 1890 i​ns Ackerbauministerium. Dort w​urde er 1906 Ministerialrat, 1911 Sektionschef u​nd 1917 Geheimer Rat.[1][2]

Von 23. Juni b​is 30. August 1917 amtierte Ertl a​ls interimistischer Ackerbauminister i​n der Regierung Seidler u​nd gehörte a​uch der Kommission für Kriegs- u​nd Übergangswirtschaft an. Nach seiner Pensionierung 1918 w​ar er i​n der Gesellschaft z​ur Förderung d​es Verbrauchs v​on Milch u​nd heimischen Molkereiprodukten u​nd ab 1925 a​ls Verwaltungsrat d​er Artmann & Comp. AG u​nd als Vizepräsident d​es Österreichischen Handels- u​nd Approvisionierungsvereins aktiv.[1][2]

Ertl w​ar beeinflusst d​urch Karl v​on Vogelsang u​nd ein Experte für Agrargenossenschaften. Er w​ar beteiligt a​m Gesetz über landwirtschaftliche Berufsgenossenschaften u​nd beim Gesetz z​ur Schaffung e​ines Viehverwertungsfonds, ebenso a​n der Errichtung d​er österreichischen Vieh- u​nd Fleischverwertungsgesellschaft. 1906 erhielt e​r das Komturkreuz d​es Franz-Joseph-Ordens u​nd 1916 d​as des Leopold-Ordens, 1912 w​urde er z​um Ritter nobilitiert.[1]

Schriften (Auswahl)

  • mit Stefan Licht: Das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen in Deutschland. In seinen gesamten Einrichtungen und Organisationsformen auf Grundlage persönlicher Wahrnehmungen systematisch dargestellt und als Handbuch für die genossenschaftliche Praxis bestimmt. Manz, Wien 1899.
  • mit Leopold Freiherr von Hennet: Die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften (Syndicates agricoles) in Frankreich. Brüder Zeininger, Wien 1910.
  • Das sozialdemokratische Agrarprogramm und der russische Bolschewismus. Verlag Dr. Tyrolia, Wien um 1910.

Literatur

  • Elisabeth Lebensaft, Christoph Mentschl: Feudalherren – Bauern – Funktionäre. Österreichs Agrarelite im 20. Jahrhundert. Ein biographisches Handbuch. (= Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde. Band 30) Niederösterreichisches Institut für Landeskunde, St. Pölten 2003, ISBN 3-85006-143-4, S. 43f.

Einzelnachweise

  1. Ertl, Mori(t)z Ritter von (1859–1934), Politiker und Beamter. In: Österreichisches Biographisches Lexikon (ÖBL) ab 1815, 2. überarbeitete Auflage – online.
  2. Otto Dornik: Hundert Jahre Landwirtschaftsministerium. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Österreichischer Agrarverlag, Wien 1967, S. 87.
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