Molybdän-Cofaktor-Defizienz
Die Molybdän-Cofaktor-Defizienz (MOCOD) ist eine seltene autosomal-rezessive vererbte Krankheit. Die Erbkrankheit führt zu giftigen Ablagerungen von Sulfit im Gehirn.[1]
Ursachen
Die Ursache für den Mangel an Molybdän-Cofaktor (bzw. Molybdopterin) ist ein Mangel von einem der drei Enzyme, die den Stoffwechselweg der MoCo-Synthese katalysieren und die von drei Genen, MOCS1, MOCS2 und GPHN codiert werden. Je nach Defekt an einem dieser Gene wird die Krankheit international als Molybdän-Cofaktor-Defizienz, Komplementgruppe A, B oder C bezeichnet. Der MoCo-Mangel führt dazu, dass drei wichtige andere Enzyme, die Sulfitoxidase, die Xanthindehydrogenase und die Aldehydoxidase ihre Funktionen im Energie- und Schwefelmetabolismus, sowie bei der Biotransformation nicht mehr ausüben können, was letztendlich die charakteristischen Symptome der Krankheit auslöst.[2]
Symptome
Kinder mit dieser Erkrankung werden auffällig, in dem sie einen, zwei Tage nach der Geburt schwer therapierbare Krämpfe haben, die Nahrungsaufnahme verweigern, stark schreien.[3]
Diagnose
Biochemische Diagnose
Die biochemische Diagnose wird mit einem einfachen Streifentest erstellt. Bei positivem Sulfit-Test gelingt die Abgrenzung der Molybdän-Cofaktor-Defizienzen von der isolierten Sulfit-Oxidase-Defizienz durch Messung der Harnsäure im Plasma, die bei den Molybdän-Cofaktor-Defizienzen deutlich erniedrigt ist.[4]
Molekulargenetische Untersuchung
Zur Durchführung einer molekulargenetischen Untersuchung nach gesicherter biochemischer Diagnose wird EDTA-Blut von Patienten und ihren Eltern (oder DNA bzw. Zellkulturen) benötigt. Aufgrund der vielen beteiligten Gene, und der Komplexität und Heterogenität ihrer Mutationen, müssen bis zu 80 Sequenzierungen durchgeführt werden. Eine pränatale Diagnose ist z. B. im Falle einer zweiten Schwangerschaft möglich.[4]
Therapie
In jahrelangen Studien haben Jochen Reiss und seine Kollegen von der Universität Göttingen die Ursache der Erkrankung entdeckt und gemeinsam mit den Kölner Biochemikern Günter Schwarz und Jose Santamaria-Araujo eine Therapie im Tierversuch erfolgreich getestet.[5] Schwarz und Santamaria schickten den Ärzten in Melbourne ein bis dahin nur an Mäusen getestetes Medikament. Nach nur drei Wochen habe das unter dem Namen «Baby Z» bekanntgewordene Kind die Klinik beschwerdefrei verlassen, sagte Schwarz am Donnerstag. Ein zweites Kind namens «Baby P» werde in Deutschland mit dem Wirkstoff behandelt.
Prognose
Die Krankheit verläuft unbehandelt tödlich.
Weblinks
Einzelnachweise
- J. Reiss, R. Hahnewald: Molybdenum cofactor deficiency: Mutations in GPHN, MOCS1, and MOCS2. In: Human mutation. Band 32, Nummer 1, Januar 2011, S. 10–18, ISSN 1098-1004. doi:10.1002/humu.21390. PMID 21031595. (Review).
- Molybdenum cofactor deficiency. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch).
- DPA: Todkrankes Baby mit ungeprüftem Wirkstoff gerettet. (Memento des Originals vom 8. November 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Infoblatt Molybdän. Universität Göttingen – Humangenetik
- Novartis: Seltene Erkrankunge [sic.] Molybdän-Cofaktor-Defizienz: Heilung in Sicht? vom 24. März 2005