Meister Floh
Meister Floh – Ein Märchen in sieben Abenteuern zweier Freunde ist eine Erzählung von E. T. A. Hoffmann. Obwohl als Kunstmärchen konzipiert, erschien die Erstfassung im Jahr 1822 zensiert und um zwei Kapitel gekürzt, da sie satirische Anspielungen auf einen Fall enthielt, den Hoffmann zuvor als Mitglied der „Immediat-Kommission zur Ermittlung hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe“ in Preußen zu untersuchen hatte. Erst im Jahr 1908 wurde der vollständige Text herausgegeben.
Entstehungsgeschichte
Bereits im August 1821, nachdem Hoffmann aus der "Immediat-Kommission" ausgeschieden war, plante er das Märchen zu schreiben und kündigte dies seinem Verleger Friedrich Wilmans in Frankfurt am Main an. Es sollte im Winter 1821 als Weihnachtserzählung erscheinen. Die Herausgabe verzögerte sich durch mehrere Krankheiten Hoffmanns. Erst Anfang November konnte er seinem Verleger die ersten beiden Kapitel des Manuskripts schicken, von denen er aber keine Abschrift gemacht hatte. Ihm lag also der erste Teil der Erzählung nicht vor, als er die weiteren Kapitel schrieb und in vier Lieferungen bis zum März des Jahres 1822 nach Frankfurt sandte. Dies führte später zu der Meinung zeitgenössischer Kritiker, der Erzählung mangle es an inhaltlicher Geschlossenheit. Heinrich Heine schrieb sogar: Wenn der Buchbinder die Blätter desselben willkürlich durcheinander geschossen hätte, würde man es sicher nicht bemerkt haben.[1] Es ist jedoch anzunehmen, dass den meisten Kritikern des 19. Jahrhunderts nur die unvollständige Ausgabe des Märchens vorlag, die im April 1822 nach Zensur und Einleitung von Untersuchungen gegen E. T. A. Hoffmann erschienen war. Die von der Zensur gestrichenen Textstellen wurden erst 1906 von Georg Ellinger im Geheimen Staatsarchiv in Berlin entdeckt und 1908, 86 Jahre nach dem Tod Hoffmanns, von Hans von Müller herausgegeben.
Die letzten Kapitel musste E. T. A. Hoffmann diktieren. Eine Nervenerkrankung lähmte zusehends seinen Körper und führte zu fortschreitendem Kräfteverfall. Am 1. März 1822 schickte er das letzte Kapitel an seinen Freund Julius Eduard Hitzig zur Durchsicht. Er hatte Angst, „dass man dem Schluss doch vielleicht die Schwäche des kranken Autors anmerken möchte.“ Das Erscheinen seiner Erzählung und die ersten Rezensionen konnte Hoffmann noch miterleben. Er starb am 25. Juni 1822.
Die Knarrpanti-Handlung
Obwohl in der Erzählung Meister Floh phantastische Elemente und groteske Figuren überwiegen, wurde sie von der Zensur als Satire verstanden. Dies liegt hauptsächlich an den Anfängen der Kapitel vier und fünf, der so genannten „Knarrpanti-Handlung“. Diese Nebenhandlung wird auch in der modernen Literaturkritik manchmal als ein die „Einheit des Märchens“ störender Zusatz empfunden.
Nachdem der Protagonist der Erzählung, Peregrinus Tyß, den „Meister Floh“ kennengelernt hat, wird er auf Antrag des Geheimen Hofrats Knarrpanti plötzlich verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, am Weihnachtsabend aus einer großen Gesellschaft, die bei einem reichen Bankier versammelt gewesen war, eine vornehme Dame entführt zu haben. Als sich herausstellt, dass in der Stadt gar keine vornehme Dame vermisst wird, meint der Geheime Hofrat, „wenn erst der Verbrecher ermittelt sei, würde sich das begangene Verbrechen von selbst finden“.
Märchen und Realität
E. T. A. Hoffmann spielte damit auf einen wahren Fall an, der sich wenige Monate vor der Arbeit an Meister Floh ereignet hatte. 1814 war Hoffmann wieder in den preußischen Staatsdienst getreten, 1816 wurde er zum Kammergerichtsrat ernannt und 1819 in die Untersuchungskommission „zur Ermittlung hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe“ berufen. Dabei ging es um die so genannte Demagogenverfolgung im Anschluss an die Karlsbader Beschlüsse gegen Mitglieder der verbotenen Burschenschaften und der Turnbewegung. Hoffmann widersprach dabei dem Ministerialdirektor im Polizeiministerium, Karl Albert von Kamptz, als dieser Friedrich Ludwig Jahn (bekannt als Turnvater Jahn) frühzeitig öffentlich für überführt erklärte und entsprechende Berichte in den Berliner Zeitungen lancierte, obwohl diesem keinerlei konkretes rechtliches Vergehen vorgeworfen werden konnte.
Kamptz legte der Kommission beschlagnahmte Schriften und Tagebücher von Studenten vor und meinte, allein aus der daraus erfolgten Interpretation ihrer Gesinnung und Absichten schon eine Anklage vertreten zu können. So sah es Kamptz im Fall des inhaftierten Studenten Gustav Asverus als äußerst belastend an, dass der junge Mann in seinem Tagebuch einmal den Satz „heute war ich mordfaul“ notiert hatte. Kamptz nahm den ersten Teil des Begriffs „mordfaul“ wörtlich. Für ihn war eindeutig, dass Asverus möglicherweise schon mehrere Morde begangen hatte und nur an diesem Tag zu faul dazu gewesen war. E. T. A. Hoffmann konnte nicht widerstehen, diesen in der Immediat-Kommission bekannten Satz und seine Interpretation wörtlich in seinen Meister Floh aufzunehmen.
Dazu konstruierte er die Verhaftung der Figur Peregrinus Tyß wegen angeblicher Entführung. Vom Geheimen Hofrat Knarrpanti, in dem sich später der Polizeidirektor Kamptz wiedererkannte, werden im fünften Abenteuer im Meister Floh ebenfalls Tagebücher als Beweise für die Entführung vorgelegt. Der Vertreter des Rates der Stadt Frankfurt, in dem sich Hoffmann laut der späteren Beschwerde des Polizeidirektors Kamptz selbst dargestellt habe, weist die Anschuldigungen gegen Peregrinus schließlich zurück.
In den fiktiven Tagebüchern des Peregrinus Tyß im Meister Floh heißt es beispielsweise: „Heute sah ich im Theater Mozarts “Entführung aus dem Serail” zum zwanzigstenmal mit dem selben Entzücken. Es ist doch was Hohes, Herrliches um diese Entführung.“ Hofrat Knarrpanti reißt dabei den zweiten Satz aus dem Zusammenhang und legt ihn als Indiz gegen den „Entführer“ Peregrinus vor. Weitere Sätze, in denen Peregrinus das Wort „Entführung“ im metaphorischen Sinne gebraucht, werden von Knarrpanti wörtlich genommen. Polizeidirektor Kamptz beschuldigte Hoffmann später, diese Sätze wörtlich aus den Protokollen der Immediat-Kommission übernommen und nur das Wort „Freiheit“ in den Protokollen durch das Wort „Entführung“ in seinem Werk Meister Floh ersetzt zu haben.
Untersuchung gegen Hoffmann
Schon vor der Drucklegung des Werks hatte E. T. A. Hoffmann beim Stammtisch in dem Berliner Weinhaus Lutter & Wegner am Gendarmenmarkt angekündigt, dass seine Erzählung Meister Floh auch humoristische Anspielungen auf die Vorgänge bei der Demagogenverfolgung enthalten werde. Am 10. Januar 1822 notierte der Schriftsteller Varnhagen von Ense in seinem später herausgegebenen Tagebuch: „Der Herr Kammergerichtsrat Hoffmann schreibt an einem humoristischen Buche, worin die ganze demagogische Geschichte, fast wörtlich aus den Protokollen, höchst lächerlich gemacht wird.“
In der Zeit der Restauration gab es zahlreiche Spitzel und Informanten bei gesellschaftlichen Zusammentreffen. So erfuhr auch der Polizeidirektor Karl Albert von Kamptz bald von den Plänen Hoffmanns. Bereits am 17. Januar reiste ein Agent im Auftrag des Innen- und Polizeiministers zum Senat der Freien Stadt Frankfurt am Main und ließ das Manuskript zum Meister Floh bei Hoffmanns Verleger beschlagnahmen, da in einem Teil des Werkes Prozessunterlagen zitiert würden, die die Amtsverschwiegenheit verletzten und den preußischen König beleidigten. Tatsächlich wird der „Fürst“, der in der Erzählung den Hofrat Knarrpanti mit Untersuchungen beauftragt hat, als unbedeutender und verschuldeter Herrscher beschrieben. Von diesem Herrscher wird gesagt, „daß von allen Staatseinrichtungen, die er aus der Geschichte kannte, ihm keine besser gefiel als die Geheime Staats-Inquisition, wie sie ehemals in Venedig stattfand.“ Wenn man davon ausgeht, dass mit Knarrpanti der Polizeidirektor Kamptz gemeint war, dann wäre dessen Fürst der König von Preußen, Friedrich Wilhelm III., gewesen.
Nachdem Hoffmann selbst über die gegen ihn eingeleiteten Untersuchungen erfahren hatte, versuchte er, zwei Textstellen in dem Manuskript streichen zu lassen, da sie „gewisser Umstände halber großen Verdruß machen könnten.“ Aber es war bereits zu spät. Polizeidirektor Kamptz schrieb am 31. Januar 1822 einen Bericht an den Minister des Inneren und der Polizei Friedrich von Schuckmann, in dem er darstellt: „Der von dem Kammergerichtsrat Hoffmann der Wilmansschen Buchhandlung zum Verlag gegebene Roman ‚Meister Floh‘ ist weniger die Darstellung einer zusammenhängenden abgeschlossenen Begebenheit als vielmehr ein Vehikel, die verschiedenartigsten Gegenstände vorzutragen und zu persiflieren.“
Hoffmann blieb nichts anderes übrig, als sein Werk zu verteidigen. Obwohl seine Verteidigungsschrift eine Stellungnahme in dem gegen ihn eingeleiteten Disziplinarverfahren darstellt, gibt sie dennoch Einblicke in die Intentionen des Dichters. Er schließt die Verteidigung mit den Worten, „nicht aus dem Auge zu lassen, daß hier nicht von einem satyrischen Werke, dessen Vorwurf Welthändel und Ereignisse der Zeit sind, sondern von der phantastischen Geburt eines humoristischen Schriftstellers, der die Gebilde des wirklichen Lebens nur in der Abstraction des Humors wie in einem Spiegel auffassend reflectirt die Rede ist.“
Zu einem Abschluss des Disziplinarverfahrens kam es nicht mehr, da E. T. A. Hoffmann schon bald nach dem Erscheinen des Meister Floh verstarb.
Inhalt
Die Erzählung gliedert sich in sieben Kapitel, die von E. T. A. Hoffmann „Abenteuer“ genannt werden.
Erstes Abenteuer
Peregrinus Tyß kommt nach dreijähriger Wanderschaft nach Hause und erfährt, dass seine Eltern während seiner Abwesenheit gestorben sind. Sein Vater, ein reicher Kaufmann, hat ihm ein Haus mit einer großen Wohnung in Frankfurt am Main hinterlassen. Der schüchterne, verträumte Peregrinus lebt daraufhin ein einsames Leben. Aline, die alte, hässliche Haushälterin seiner Eltern, kümmert sich um alles und ermöglicht dem 36-jährigen Peregrinus ein Leben, als sei seine Kindheit nicht längst vorüber. Er beschenkt sich selbst zu Weihnachten mit Spielzeug und Kinderbüchern. Als er eines der Weihnachtsgeschenke auspacken will, findet er es leer vor. Das Paket muss verwechselt worden sein, da Peregrinus ein anderes, in dem sich Zinnfiguren befanden, vermisst. Peregrinus packt, nachdem er eine Weile mit den Geschenken gespielt hat, die Spielsachen wieder ein und bringt sie wie jedes Jahr den Kindern einer armen Familie, diesmal des Buchbinders Lämmerhirt.
Als er den Buchbinder wieder verlassen will, trifft Peregrinus eine schöne Frau, die vorgibt, ihn schon lange zu kennen, und ihm das vermisste Paket bringt. Auf dem Rückweg lässt sich die geheimnisvolle Frau, die sich wie seine Haushälterin Aline nennt und über Einzelheiten seines Lebenswandels bestens informiert scheint, von ihm unter vorgespielter Ohnmacht in sein Haus tragen. Dort fordert sie die Herausgabe eines Gefangenen, der sich in der Wohnung von Peregrinus befinden soll. Peregrinus hat aber keine Ahnung, wen sie sucht. Darauf läuft sie aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
Zweites Abenteuer
Schauplatz des zweiten Abenteuers ist das Haus des Flohbändigers Leuwenhoek. Dieser betreibt in Frankfurt einen Flohzirkus, in dem man mit einer Lupe die dressierten Flöhe, verkleidet als Soldaten, bei ihren Sprüngen betrachten kann. Die Flöhe sind jedoch soeben mit ihrem "Meister" entflohen, und das Publikum hält den Flohbändiger nun für einen Betrüger. George Pepusch, ein Freund des Flohbändigers, erfährt, dass die schöne Dörtje Elverdink, die der Flohbändiger wie eine Sklavin gehalten und als Attraktion für seine Schau benutzt hat, ebenfalls verschwunden ist. Er stellt Leuwenhoek zur Rede, weil er in die schöne Dörtje verliebt ist.
Der Flohbändiger erzählt Pepusch, dass er selbst der Mikroskopbauer Antoni van Leeuwenhoek sei, der 1725 in der Alten Kirche in Delft beigesetzt wurde. Er sei jedoch in Wirklichkeit ein Magier und Dörtje Elverdink sei die Prinzessin Gamaheh, die Tochter des Königs Sekakis und der Blumenkönigin. Die Prinzessin habe sich vor dem Egelprinzen, dem größten Feind der Blumenkönigin, in Famagusta verborgen, sei jedoch von diesem aufgespürt und gebissen worden. Der Genius Thetel habe den Egelprinz getötet und die Prinzessin als Staubkorn in eine Tulpe versetzt. Dort schlief sie, bis ein Magier sie mit seiner Lupe aufspürte. Er selbst sei zu Hilfe gerufen worden und es sei ihm gelungen, die Prinzessin zu erwecken und ihr ihre natürliche Größe zurückzugeben. Seither betrachte er sie als sein Eigentum, und sie begleite ihn auf seinen Reisen. In Deutschland werde sie von den Leuten Aline genannt.
Nach dieser Erzählung behauptet George Pepusch, er sei die Distel Zeherit, auf welche die Prinzessin damals niedergesunken sei. Er selbst habe den Egelprinz mit seinen Stacheln getötet, und niemand anderer als der „Meister“ habe sie nach der Vergrößerung durch die beiden Magier wieder zum Leben erweckt. Pepusch nennt den Flohbändiger einen Scharlatan und zerstört dessen mikroskopischen Apparat.
Pepusch geht ziellos durch die nächtlichen Straßen Frankfurts, da sieht er plötzlich durch ein hell erleuchtetes Fenster Dörtje Elverdink. Als er über das Gitter klettern will, um sie näher zu sehen, wird er vom Nachtwächter entdeckt und als vermeintlicher Einbrecher in den Arrest gesteckt.
Drittes Abenteuer
In seinem Schlafzimmer wird Peregrinus Tyß von einem seltsamen Wesen geweckt, das sich „Meister Floh“ nennt. Diese kleine, kaum eine Spanne lange Gestalt ist das Oberhaupt aller Flöhe. Meister Floh kann sprechen und ist sehr belesen. Er zeigt sich nur selten in makroskopischer Gestalt und ist meist für das Menschenauge nicht ohne Lupe wahrzunehmen. Es stellt sich heraus, dass er sich in der scheinbar leeren Schachtel befunden hat, die Peregrinus am Weihnachtstag ausgepackt hat.
Meister Floh erzählt Peregrinus, dass das Mädchen Aline, das er am vergangenen Tag in sein Haus gebracht hatte, die Prinzessin Gamaheh sei, auch Dörtje Elverdink genannt. Er selbst habe die Prinzessin Gamaheh aus ihrem Schlaf erweckt, sie habe ihn aber dann an den Flohbändiger verraten. Dieser braucht ihn, um die Macht über das Volk der Flöhe ausüben zu können. Prinzessin Gamaheh suche ihn nun und würde nichts unversucht lassen, um ihn wiederzubekommen. Peregrinus verspricht Meister Floh, sich nicht von der Prinzessin verführen zu lassen und ihn nicht an sie auszuliefern. Er bekommt von Meister Floh das Gedankenmikroskop, eine kleine Linse, mit der man die wahren Gedanken der Menschen lesen kann. Diese Linse wird von Meister Floh auf seine Pupille geworfen, sobald Peregrinus mit den Fingern schnippt.
Peregrinus erfährt am Morgen von seiner Haushälterin Aline, dass die Prinzessin das Haus noch nicht verlassen hat, sondern im Zimmer seines Mieters untergekommen ist, des alten Herrn Swammerdamm, der sich der Kürze halber meist Swammer nennt. Wenig später erscheint Swammerdamm persönlich bei Peregrinus, um ihm die Anwesenheit Dörtjes anzukündigen. Er ist ebenfalls Mikroskopist wie sein Kollege Leuwenhoek. Er behauptet, identisch mit dem 1680 in Holland verstorbenen Naturwissenschaftler Jan Swammerdam zu sein. Es stellt sich heraus, dass Swammerdamm jener Magier ist, der die Prinzessin Gamaheh damals schlafend in einer Tulpe entdeckt hatte und den Flohbändiger Leuwenhoek zu Hilfe rief, um die Prinzessin aus der Tulpe und aus ihrem Schlaf zu befreien.
Nachdem sich Peregrinus von Swammerdamm verabschiedet hat, treten plötzlich Abgesandte des Rats der Stadt Frankfurt ein und teilen Peregrinus mit, dass sie ihn verhaften und seine Papiere beschlagnahmen müssten. Ihm bleibt nichts anderes übrig, ihnen zu folgen. Meister Floh reist auf dem Halstuch des Peregrinus sitzend mit.
Viertes Abenteuer
Peregrinus trifft im Gefängnis auf den noch immer arrestierten George Pepusch. Die beiden kennen sich aus Madras, wo Peregrinus auf seiner Reise längere Zeit Station gemacht hatte. Es stellt sich heraus, dass der Geheime Hofrat Knarrpanti, der im Auftrag eines Fürsten nach einer entführten Prinzessin sucht, für die Verhaftung des Peregrinus verantwortlich ist. Knarrpanti hörte von einem Gerücht, dass aus einer großen Gesellschaft, die ein Bankier am Weihnachtsabend gegeben hatte, eine vornehme Frau entführt worden sei. Auch wenn niemand weiß, um wen es sich dabei gehandelt haben könnte, da keine Frau der Gesellschaft vermisst wird, setzt Knarrpanti die Verhaftung des Peregrinus Tyß durch. Er behauptet, „dass, sei erst der Verbrecher ausgemittelt, sich das begangene Verbrechen von selbst finde.“ Außerdem haben zwei Zeugen beobachtet, wie Peregrinus eine junge Frau in sein Haus getragen hat.
Peregrinus erzählt Pepusch, was sich inzwischen in seinem Hause zugetragen hat. Mangels Beweisen wird er kurz danach aus dem Gefängnis entlassen und bürgt für Pepusch, damit auch dieser freikommt.
Mit Hilfe des Glases von Meister Floh kann Peregrinus auf einem Spaziergang die wahren Gedanken der Menschen erkunden. Bei der Rückkehr in sein Haus trifft er vor dem Zimmer Swammerdamms auf den Flohbändiger Leuwenhoek. Kurze Zeit später treffen auch Pepusch und Swammerdamm ein. Leuwenhoek und Swammerdamm zücken sofort ihre Ferngläser und beginnen sich mit diesen Instrumenten im Flur des Hauses zu duellieren.
Pepusch verlässt das Haus, nachdem er Dörtje nicht mehr im Zimmer Swammerdamms angetroffen hat. Peregrinus aber geht nach oben in seine Wohnung, wo Dörtje ihn erwartet. Die Prinzessin gesteht Peregrinus ihre Liebe, möchte jedoch die Auslieferung des Meisters Floh erreichen. Bevor es dazu kommt, stürmt plötzlich Pepusch ins Zimmer. Als die Prinzessin in Ohnmacht fällt, trägt Pepusch sie davon.
Fünftes Abenteuer
Peregrinus wird erneut von Hofrat Knarrpanti verhört, der versucht, in den beschlagnahmten Briefen und Tagebuchaufzeichnungen Beweise zu finden. Insbesondere will er wissen, was sich Peregrinus denn dabei gedacht habe, als er immer wieder über Entführungen schrieb, etwa Die Entführung aus dem Serail von Mozart oder Jüngers Entführung. Peregrinus kommt auf die Idee, das Gedankenmikroskop gerade bei jenem Geheimen Hofrat einzusetzen, der seinerseits gerne die Gedanken anderer Menschen erforscht, weil er das Denken an sich schon als gefährlich einstuft. Meister Floh setzt das Glas in Pergrinus’ Pupille, und dieser sieht, dass Knarrpanti ihn gar nicht für schuldig hält, sondern nur einen Täter liefern will, um sich selbst zu profilieren. Peregrinus verhält sich dementsprechend und kommt frei.
Die Haushälterin Aline eröffnet Peregrinus, dass die von Pepusch entführte Prinzessin Gamaheh, auch als Dörtje bekannt, wieder im Haus sei, und zwar im Zimmer Swammerdamms. Sie habe die Prinzessin dort besucht und von ihr Seltsames über ihre Verwandtschaftsverhältnisse erfahren. Auch sei es ganz dringend, dass Peregrinus der Prinzessin endlich das kleine Wesen zurückgebe, das ihr entlaufen sei. Peregrinus weist das energisch zurück und läuft aus dem Haus.
Er flüchtet sich in die Natur, begleitet von Meister Floh, der immer auf seiner Kleidung sitzt. Meister Floh eröffnet Peregrinus, dass er eine wesentliche Rolle dabei spielen werde, zu entscheiden, wem die Prinzessin in Zukunft angehören solle. Bevor er aber nähere Details verraten kann, springt plötzlich Pepusch aus einem Gebüsch. Er überreicht Peregrinus eine Pistole und will sich mit ihm duellieren. Sogleich schießt er mit seiner eigenen Pistole auf Peregrinus, durchlöchert aber nur dessen Hut. Peregrinus schießt absichtlich in die Luft. Da ruft Pepusch, dass die Prinzessin in Swammerdamms Wohnung im Sterben läge, und läuft eilig davon.
Peregrinus macht sich mit Meister Floh auf den Weg in sein Haus, wo er in Swammerdamms Zimmer die sterbenskranke Prinzessin erblickt. Sie versichert ihm ihre Liebe und meint, dass es nun endlich an der Zeit sei, den Gefangenen herauszugeben. Peregrinus will diese Forderung neuerlich ablehnen, um sein Versprechen nicht zu brechen, aber da springt Meister Floh selbst auf die kranke Prinzessin.
Sechstes Abenteuer
In einem Weinhaus in Frankfurt kann man zwei seltsame Gestalten bewundern: Der eine nennt sich Douanier Egel, der andere ist der Ballettmeister Legénie. Es handelt sich aber um den Egelprinzen und den Genius Thetel, die schon aus der Erzählung Leuwenhoeks im zweiten Abenteuer bekannt sind. Beide spielen in der Geschichte um die Prinzessin Gamaheh eine wichtige Rolle. Sie sind gekommen, um sich die Prinzessin wieder anzueignen. Die beiden geraten in Streit, bis der Wirt sie aus dem Weinhaus wirft. Vor dem Haus aber treffen sie auf Pepusch, der ihnen an den Kragen will. Der Wirt trennt die Streitenden und drängt Pepusch, mit ins Wirtshaus zu kommen.
Dort erzählt Pepusch, dass er seinen Freund Peregrinus fast getötet und sich dann aus Verzweiflung selbst eine Kugel durch den Kopf gejagt habe. Als er zum Beweis die Pistolen vorlegt, stellt sich heraus, dass sie bloß Spielzeugwaffen aus Holz sind. Der Wirt kann Pepusch mitteilen, dass Peregrinus erst vor kurzer Zeit bei ihm im Lokal gewesen sei. Er habe auf Dörtje verzichtet und sei nun zu dem Flohbändiger Leuwenhoek unterwegs, um sich nach seinem Horoskop und nach der Zukunft zu erkundigen.
Leuwenhoek teilt Peregrinus mit, dass er einen Talisman, einen Karfunkel, der sich früher tief in der Erde befunden habe, in sich trage. Die Macht des Talismans würde aber erst durch ein bestimmtes Ereignis wirksam werden. Durch das Gedankenmikroskop kann Peregrinus feststellen, dass Leuwenhoek selbst nicht weiß, um welches Ereignis es sich dabei handeln könnte.
Pepusch erreicht das Haus Leuwenhoeks. Die beiden Freunde Pepusch und Peregrinus versöhnen sich, nachdem Peregrinus bestätigt hat, dass er endgültig auf Dörtje verzichtet hat. Da kommt Swammerdamm mit Dörtje hinzu. Leuwenhoek und Swammerdamm bekämpfen sich sofort mit ihren Fernrohren und werfen sich gegenseitig tödliche Blicke zu. Peregrinus und Pepusch können gerade noch verhindern, dass sie sich gegenseitig verletzen. Auch Egelprinz und Thetel mischen sich ein. Die Prinzessin will, dass Peregrinus sie heiratet, er widersteht ihr aber wegen des Versprechens an Pepusch und Meister Floh.
Siebtes Abenteuer
Peregrinus entsagt der Prinzessin endgültig. Er trifft Röschen Lämmerhirt, ein junges, hübsches und frommes Mädchen und verliebt sich in sie. Meister Floh verschwindet, und Peregrinus beschließt, das Gedankenmikroskop nicht mehr zu benutzen, da es nicht glücklich macht, die anderen zu durchschauen. Er erkennt im Traum, dass er selbst der mächtige König Sekakis ist, und sein Talisman, der Karfunkel, ist die Liebe zu Röschen.
Durch den Strahl aus seinem Talisman werden die Bösen (die Zauberer, Thetel und Egelprinz) zerstört und Pepusch und die Prinzessin verbunden. Peregrinus heiratet Röschen, Pepusch bekommt seine Prinzessin. Aber in der Hochzeitsnacht sind Pepusch und Dörtje verschwunden. Im Garten findet man am Morgen eine verblühte Fackeldistel, an die sich eine ebenfalls verblühte Tulpe schmiegt.
Meister Floh muss zu seinem Volk zurück. Bei verschiedenen Gelegenheiten, besonders aber am Weihnachtsabend, kehrt er zurück und bringt dem Kind von Peregrinus und Röschen kleine, von den geschickten Flöhen angefertigte Geschenke.
Rezeptionsgeschichte
Frühe Rezeption
Der Herausgabe der Erzählung Meister Floh ging bei der Kritik und den Lesern eine Erwartungshaltung voraus, die durch die Zensur des Werks und das Disziplinarverfahren gegen Hoffmann geschürt worden war. Die ersten Kritiken in den Berliner Tageszeitungen waren durchaus wohlwollend. Die Kritiker mutmaßten, wer wohl mit der Figur des Meisters Floh gemeint sein könnte und welche Inhalte den Argwohn der Zensurbehörde geweckt haben könnten.
Einzelnachweise
- Heinrich Heine: Sämtliche Schriften. Bd. 2, München 1969, S. 66
Literatur
- E. T. A. Hoffmann: Meister Floh. Wilmans, Frankfurt (Main) 1822. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Petra Mayer: E. T. A. Hoffmanns Meister Floh: Eine grotesk märchenhafte Satire. Bachelor-Arbeit am Institut für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart, 2006. Erstpublikation im Goethezeitportal (PDF; 3,5 MB), eingestellt am 23. November 2006
Weblinks
- Meister Floh im Projekt Gutenberg-DE
- Meister Floh bei Zeno.org.
- Stefan Mart: Meister Floh. Illustrierte Adaption der Hoffmannschen Erzählung, Hamburg 1932
- E. T. A. Hoffmann: Meister Floh Lesung auf LibriVox