Myra Warhaftig
Myra Warhaftig (hebräisch מירה ווארהפטיג; * 11. März 1930 in Haifa im britischen Völkerbundsmandat für Palästina, heute Israel; † 4. März 2008 in Berlin) war eine deutsch-israelische Architektin, Bauhistorikerin und Schriftstellerin.
Leben
Myra Warhaftig wuchs in Haifa auf. Nach ihrem Architekturstudium am Technion in Haifa (u. a. bei Alexander Klein) zog sie nach Paris. Dort arbeitete sie im Architekturbüro Candilis-Josic-Woods und lernte Manfred Schiedhelm kennen. 1963 gewannen Candilis-Josic-Woods den internationalen Wettbewerb Freie Universität Berlin. Shadrach Woods gründete mit Manfred Schiedhelm in Berlin am Magdeburger Platz ein Büro. Myra Warhaftig arbeitete am Universitätsneubau mit (1967–1973) und blieb in Berlin. Sie promovierte mit ihrer Arbeit Die Behinderung der Emanzipation der Frau durch die Wohnung und die Möglichkeit zur Überwindung an der TU Berlin bei Julius Posener und Norbert Schmidt-Relenberg[1]. Myra Warhaftig baute im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1987 (IBA Berlin)[2] ein Mehrfamilienhaus (1993) in Berlin-Kreuzberg auf der Dessauer Straße 39, wo sie bis zu ihrem Tod wohnte. Für den Entwurf der Wohngrundrisse übernahm sie den Gedanken der flurlosen Wohnung von Alexander Klein.
Sie lehrte an der Architekturabteilung der TU Berlin Wohnungsbau, der Gesamthochschule Kassel und der Hochschule Anhalt Dessau. Sie widmete sich der Erforschung des Lebens und Wirkens deutschsprachiger jüdischer Architekten und gründete mit Hedwig Wingeler, Jutta Sartory, Günter Schlusche u. a. in Berlin den Verein gleichen Namens.
Werke
- Wohnhaus Dessauer Straße 39 in Berlin-Kreuzberg 1993
- 2,26 mal 2,26 mal 2,26 M. Spiel mit Wohnkuben. Mit einem Vorwort von Jean Prouvé, Karl Krämer Verlag, 1969.
- Die Behinderung der Emanzipation der Frau durch die Wohnung und die Möglichkeit zur Überwindung. Berlin, Techn. Univ., Diss., 1978, ISBN 978-3-7609-5114-0.
- Sie legten den Grundstein – Leben und Wirken deutschsprachiger Architekten in Palästina 1918–1948. Ernst Wasmuth Verlag, Berlin 1996, ISBN 978-3-8030-0171-9.
- Deutsche jüdische Architekten vor und nach 1933 – das Lexikon. Berlin: Reimer, 2005. ISBN 3-496-01326-5.[3]
- They Laid the Foundation: Lives and Works of German-Speaking Jewish Architects in Palestine 1918-1948. Ernst Wasmuth Verlag, 2007, ISBN 978-3-8030-0676-9.
- Oskar Kaufmann. F. E. Hübsch, Berlin et al., 1928
- als Nachdruck (mit einem Nachwort von Myra Warhaftig): Gebr. Mann, Berlin, 1996, ISBN 3-7861-1916-3
Weblinks
- Literatur von und über Myra Warhaftig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Pentagram Papers 37: Forgotten Architects (2007)
- www.architektursalon-kassel.de/Myra%20Warhaftig%20a%20Nachruf.pdf (PDF-Datei; 130 kB)
- tagesspiegel.de (Memento vom 24. Juni 2008 im Internet Archive)
- Günter Schlusche: Nachruf aus StadtBauwelt Nr. 177 vom 28. März 2008
- www.Nextbook.org by David Sokol (Memento vom 16. Juni 2008 im Internet Archive)
- Dem Vergessenen entrissen - Rezension von Jens Brüning, Deutschlandradio Kultur 2006
- http://juedische-architekten.de/
- https://vimeo.com/270047265: Myra Warhaftig, Architektin, Bauforscherin und Freundin, ein Film von Ingo Kratisch und Jutta Sartory
Einzelnachweise
- Anna Krüger: Emanzipatorisches Wohnen. Myra Warhaftigs Beitrag zur Internationalen Bauausstellung 1984/87. Hrsg.: Martin Papenbrock. KIT Scientific Publishing, Karlsruhe 2021, ISBN 978-3-7315-1128-1, S. 98.
- Internationale Bauausstellung Berlin: Projektübersicht. Aktualisierte und erw. Ausg Auflage. [Berlin] 1991, ISBN 978-3-926641-22-9.
- Ulrich Baumann: M. Warhaftig, Deutsche jüdische Architekten. In: H-Soz-Kult. 17. Januar 2006, abgerufen am 18. Mai 2020 (deutsch).