Mathon (Gemeinde Ischgl)

Mathon i​st ein Dorf i​m Paznaun i​n Tirol w​ie auch e​ine Fraktion (Ortschaft) d​er Gemeinde Ischgl i​m Bezirk Landeck.

Mathon (Dorf)
Ortschaft
Mathon (Gemeinde Ischgl) (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Landeck (LA), Tirol
Gerichtsbezirk Landeck
Pol. Gemeinde Ischgl
Koordinaten 46° 59′ 20″ N, 10° 14′ 43″ O
Höhe 1454 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 373 (1. Jän. 2021)
Gebäudestand 113 (2001)
Postleitzahl 6562 Ischgl
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 16733
Zählsprengel/ -bezirk Ischgl (70608 000)

Blick vom Rauhen Kopf auf Mathon
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; TIRIS
f0
373

Mathon i​st wie Ischgl s​tark touristisch geprägt. Aufgrund seiner Größe w​ird Mathon i​n vielen Bereichen separat genannt, obwohl e​s keine selbstständige Gemeinde ist.

Geographie

Das Dorf Mathon l​iegt knapp 30 Kilometer südwestlich v​on Landeck, r​und 4 km taleinwärts v​on Ischgl, e​twa auf halbem Weg n​ach Galtür links d​er Trisanna auf e​iner Höhe v​on etwa 1450 m ü. A.

Zur Fraktion Mathon gehören außerdem d​er Einzelhof u​nd die Gegend Nederle direkt oberhalb, d​ie Rotte Valzur u​nd der Weiler Piel taleinwärts, s​owie die Friedrichshafener Hütte u​nd die Alpen Außerbergli u​nd Innerbergli. Diese Ortschaft umfasst 110 Gebäude m​it 373 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2021[1]), d​er Großteil i​m Ort selbst.

Zwischen Valzur u​nd Mathon mündet d​as Laraintal v​on Süden i​n das Paznaun.

Nachbarorte und -ortschaften:
St. Anton am Arlberg (O)



Valzur
Galtür (O u. Gem.)

Pasnatsch


Ramosch∗∗ (OT, Gem. Valsot, Kr. Ramosch, GR, CH)
Das weitgehend unbewohnte Verwall
∗∗ Das Fimbatal östlich gehört zu Ischgl und Ramosch GR (um die Heidelberger Hütte), dazwischen aber Berggebiet von Sent GR

Geschichte

Weiler Valzur, taleinwärts von Nordost, hinten (über Galtür) Gorfenspitze und Hochnörderer, Vallüla (an der Bielerhöhe) und Ballunspitze

Das Dorf wurde im 13. Jahrhundert von den Walsern besiedelt. Im Urbar der Herren von Rottenburg ist um 1360 Muntane erwähnt. Muntan bedeutet im Romanischen ‚Alpgegend‘. Aus der ursprünglichen Alpe entwickelte sich noch im 13. oder im 14. Jahrhundert eine Dauersiedlung. Anfangs wurde nur die Schattseite (Nederseite) besiedelt, erst später wurde der Wald auf der Sonnenseite gerodet, um Weideland und Äcker zu gewinnen.[2] Im Urbar von Kloster St. Johann in Müstair von 1394 wird die Siedlung als in territorio Muntani genannt.[3]

Gerichtlich gehörte Mathon ursprünglich zu Nauders und zum Unterengadin (bis 1652) und damit kirchlich zu Sins, Bistum Chur (1807).[4] Zur dortigen St.-Peters-Kirche mussten bis ins 15. Jahrhundert die Toten zur Beerdigung gebracht werden.[2]

Im 18. Jahrhundert wurde oberhalb von Mathon nach Gold gegraben und ein Bergwerk errichtet, von dem heute noch ein rund 20 m langer Stollen erhalten ist. Um 1820 hatte der Ort 132 Einwohner, die ganze Ortschaft 220.[5] Im 19. Jahrhundert herrschte wirtschaftliche Not, der Handel spielte im Paznaun keine Rolle mehr und die Landwirtschaft reichte in der kleinen „Eiszeit“ nicht aus, um die Bevölkerung zu ernähren. Viele Bewohner wanderten als Hirten, Tagelöhner oder Handwerker aus, die Einwohnerzahl stagnierte (1826: 221 Einwohner, 1887: 220 Einwohner).[5]

Ab d​em Ende d​es 19. Jahrhunderts setzte d​er Tourismus e​in (1861: Erstbesteigung d​es Fluchthorns, 1908 Errichtung d​er Kathreinhütte, h​eute Friedrichshafner Hütte, a​uf der Muttenalpe), d​er mit d​er Errichtung d​er ersten Seilbahn i​n Ischgl 1963 z​ur wichtigsten Erwerbsquelle wurde.[2]

Aufgrund seiner Lage war Mathon immer wieder von Naturkatastrophen betroffen. Im Sommer 1896 bedrohte eine Mure Valzur. Da sie nur geringen Schaden anrichtete, erbauten die Bewohner als Einlösung eines Versprechens die Lourdeskapelle.[2] Einen Tag nach der großen Lawinenkatastrophe von Galtür begrub am 24. Februar 1999 eine weitere Lawine den halben Weiler Untervalzur unter sich. Sieben Menschen kamen dabei ums Leben.[6] Beim Hochwasser im August 2005 wurde bei Mathon der gesamte Talboden verwüstet, wobei sich die Trisanna ein völlig neues Flussbett grub.[7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kapelle Mathon
  • Katholische Expositurkirche Mathon hl. Sebastian
  • Widum Mathon
  • Sebastiansbrunnen Mathon
  • Dreikönigskapelle Mathon
Commons: Mathon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2021 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2021), (xlsx)
  2. Gemeinde Ischgl: Ortsteile: Mathon, ischgl.tirol.gv.at
  3. Yvonne Kathrein: Die Orts- und Flurnamen von Ischgl (Arbeitspapiere der Romanistik 32). Innsbruck: Institut für Romanistik 2006, S. 65.
  4. Gemeinde Ischgl: Kirchen: Zur Pfarrgeschichte von Ischgl, ischgl.tirol.gv.at
  5. Kurt Klein (Bearb.): Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Hrsg.: Vienna Institute of Demography [VID] d. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Tirol, Ischgl, S. 102 (Onlinedokument, Erläuterungen. Suppl.; beide PDF o.D. [aktual.]).
  6. Lebensministerium: Lawinenwinter 1999 und die Katastrophe von Galtür, naturgefahren.at
  7. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Hochwasser 2005 – Ereignisdokumentation der Bundeswasserbauverwaltung, des Forsttechnischen Dienstes für Wildbach- und Lawinenverbauung und des Hydrographischen Dienstes. Wien 2006 (PDF; 5,2 MB@1@2Vorlage:Toter Link/www.lebensministerium.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. )
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