Mary Wurm
Mary Wurm, geborene Marie Josephine Agnes Wurm (* 18. Mai 1860 in Southampton; † 21. Januar 1938 in München) war eine englische Pianistin, Komponistin und Dirigentin deutscher Herkunft.
Leben
Mary Wurm war das älteste von zehn Kindern der Musikpädagogen Johann Evangelist Wurm und Sophie Niggli. Drei ihrer Schwestern, Alice, Adela und Mathilde wurden ebenfalls Pianistinnen, nahmen aber den Namen Verne an. Mary Wurm nahm von 1869 bis 1877 Unterricht am Königlichen Konservatorium für Musik in Stuttgart bei Ludwig Stark und Dionys Pruckner. Von 1880 bis 1882 studierte sie bei Clara Schumann am Hoch'schen Konservatorium, außerdem auch bei Engelbert Humperdinck und Joachim Raff.
Nach der erfolgreichen Prüfung 1882 setzte sie, finanziert durch ein Mendelssohn-Stipendium, ihre Ausbildung bei Charles Villiers Stanford, Arthur Sullivan und Frederick Bridge in London und 1886 bei Carl Reinecke in Leipzig fort. Es folgte eine rege und erfolgreiche Konzerttätigkeit in England und Deutschland, die 1896 durch eine Tuberkuloseerkrankung unterbrochen wurde. Zwei Jahre später trat sie wieder auf, zudem gründete sie ein Frauenorchester, das jedoch aufgrund finanzieller Probleme wieder aufgelöst werden musste.
Nach 1900 nahm Wurm erneuten Klavierunterricht bei Elisabeth Caland, einer Schülerin von Ludwig Deppe, wodurch es ihr gelang einen Armkrampf zu überwinden. Über ihre Erfahrungen mit der „Deppe-Caland-Lehre“ berichtete sie in der Schrift Praktische Vorschule zur Caland-Lehre. Vorschule zu Elisabeth Calands „Praktischem Lehrgang“ von der Elementar- bis zur Oberstufe (1914). Sie trat weiter als Pianistin auf, setzte sich für die Verbreitung von Werken von Komponistinnen ein, schrieb zahlreiche Artikel für das Magazine of Music und arbeitete an einem unveröffentlicht gebliebenen Lexikon über Komponistinnen.
Kompositionen
Zu den mehr als einhundert Kompositionen Wurms zählen neben Bühnen- und Orchesterwerken auch Vokal- und Kammermusik, darunter eine Oper, zwei Streichquartette, zwei Violinsonaten und eine Violoncellosonate sowie zahlreiche Kompositionen für Klavier (Etüden, Fantasiestücke, eine Sonate, zwei Sonatinen, eine Suite).
RISM (Répertoire International des Sources Musicales), das internationale Quellenlexikon, verzeichnet unter RISM-OPAC online unter dem Namen Mary J. A. Wurm drei große musikalische Werke, die in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt werden:
- Konzertouvertüre op. 19, a-Moll
- Klavierkonzert op. 21, h-Moll
- Oper in drei Akten Die Mitschuldigen, Text: Johann Wolfgang von Goethe (ermittelt)
Literatur
- Nigel Burton: “Wurm, Mary”. In: The new Grove dictionary of women composers. Julie Anne Sadie (Hg.). London: Macmillan, 1996. S. 503–504.
- Monika Tibbe: „Emanzipation der Tat.“ Mary Wurm – Pianistin, Komponistin, Dirigentin, Musikschriftstellerin (= Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts 15, hrsg. v. Freia Hoffmann), Oldenburg 2018.
- “Wurm, Mary J. A.” In: Komponistinnen aus 800 Jahren. Antje Oliver und Sevgi Braun (Hg.). Sequentia, 1996. S. 447–449.
Weblinks
- Ulrike Keil/Markus Gärtner: Artikel „Wurm, Mary, Marie, Mary J. A.“ In: In: Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. 2010. Online-Lexikon des Sophie Drinker Instituts, hrsg. von Freia Hoffmann.
- MUGI Redaktion: Artikel „Mary Wurm“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 26. Mai 2004.
- "Mary Wurm", Schumann-Portal des Schumann-Netzwerkes Bonn, hrsg. von Ingrid Bodsch
- Klassika - Lebenslauf von Mary Wurm
- Drei Musikalische Werke, in RISM-online
- Werkverzeichnis auf klassika.info