Martin-Rinckart-Gymnasium
Das Martin-Rinckart-Gymnasium Eilenburg (MRGE) ist ein Gymnasium in der Stadt Eilenburg. Es befindet sich in Trägerschaft des Landkreises Nordsachsen. Das MRGE war eine von 57 Pilotschulen und ist aktuell eine von über 200 Schulen in Deutschland und dem deutschsprachigen Teil Belgiens, die das europäische Zertifikat CertiLingua verleihen. Das Einzugsgebiet der Schule erstreckt sich auf den weiteren Raum Eilenburg und reicht bis Mockrehna im Osten, Thallwitz im Süden, Jesewitz und Krostitz im Westen und Bad Schmiedeberg im Norden.
Martin-Rinckart-Gymnasium Eilenburg | |
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Schulform | Gymnasium |
Gründung | 1865 |
Adresse |
Hochhausstraße 49 |
Ort | Eilenburg |
Land | Sachsen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 28′ 7″ N, 12° 39′ 49″ O |
Träger | Landkreis Nordsachsen |
Schüler | ca. 800 |
Lehrkräfte | 68 |
Leitung | Dieter Mannel |
Website | www.mrge.de |
Geschichte
Bereits im Jahre 1865 wurde in Eilenburg eine Höhere Bürgerschule eröffnet, die im Jahr 1882 zum Realprogymnasium umgewandelt wurde. Die Räume der Schule reichten bereits im Jahre 1900 nicht mehr aus. Daraufhin beschloss man 1902, für den Ausbau der Schule zum Realgymnasium einen Neubau zu errichten, was besonders vom damaligen Bürgermeister Alfred Belian befürwortet wurde. Zum Bauprogramm gehörten dabei auch eine Turnhalle und ein Spielplatz. Mit dem Bau, der 1904 begann, wurde der Stadtbaumeister Otto Lemke betraut, der die Baukosten auf 250.000 Mark veranschlagte. 1906 wurde der Schulneubau feierlich eingeweiht und ein Jahr später erhielt die Schule die offizielle Anerkennung als Realgymnasium.
In der Weimarer Republik versuchte man, aus der Schule eine Lehranstalt für befähigte Kinder aller sozialen Schichten zu machen. Es sollte also nur vom Bildungsstand des Schülers abhängig sein, ob er dort unterrichtet wird und nicht vom Vermögen der Eltern. Vorher war es nur wohlhabenden Einwohnern möglich, ihre Kinder dort unterrichten zu lassen. 1926 hatte das Gymnasium mit 199 Schülern die niedrigste Schülerzahl während des gesamten Bestehens, ausgenommen des Zeitraumes der zweijährigen Abiturstufe während der Jahre 1984–1989. Einige Jahre später stieg die Zahl wieder an, da 1929 erstmals Mädchen an der Schule zugelassen wurden. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde auch hier die NS-Ideologie verbreitet. Außerdem wurden seit 1939 Lehrer und seit 1942 auch Schüler zum Kriegsdienst eingezogen. Das hatte zur Folge, dass manche Fächer gar nicht mehr unterrichtet wurden und Klassen unter zehn Schüler zusammengelegt wurden. Im Gegensatz zu den meisten Gebäuden im Stadtzentrum, blieb das Gymnasium beim Beschuss im April 1945 weitestgehend verschont.
Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich die Stadtverwaltung (damals Rat der Stadt) im Gebäude des Gymnasiums, da sich in den Räumlichkeiten des Rathauses das Landratsamt (damals Rat des Kreises) des 1952 neu gegründeten Kreises Eilenburg einquartiert hatte. Ende der 1950er Jahre begann zudem die Umstrukturierung in eine Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule; somit wurde der Schwerpunkt auf naturwissenschaftlich-technischen Lehrinhalte verlagert. 1960 erhielt die Schule die Bezeichnung Erweiterte Oberschule (EOS), so dass hier nun auch Abitur abgelegt werden konnte, und 1979 auch noch den Namen Friedrich Engels. Sie war die einzige EOS im gesamten Kreis Eilenburg. Anfang der 1980er Jahre liefen die neunten und zehnten Klassen aus und man beschränkte sich auf die Klassenstufen elf und zwölf. 1989 erhielt die Schule das erste Computerkabinett im ganzen Bezirk Leipzig. Im Oktober 1990 wurde dann der Name „Friedrich Engels“ abgelegt und zwei Jahre später der Name „Martin Rinckart“ angenommen. Außerdem wurde 1992 auch das neue Kurs- und Punktsystem eingeführt. Im Jahr 1993 wird ein Schulfunk eingerichtet. 2002 wurde auch das Gymnasium vom schweren Hochwasser getroffen, anschließend jedoch umfassend saniert. Aufgrund der sinkenden Schülerzahlen musste das Martin-Rinckart-Gymnasium zuerst mit dem Albert-Schweitzer-Gymnasium in Bad Düben im Jahre 2002 und drei Jahre später dann auch mit dem Karl-August-Möbius-Gymnasium in Eilenburg-Ost fusionieren. Bis zum Sommer 2008 wurden diese drei Standorte betrieben. Nachdem mit dem Schuljahr 2008/09 der Dübener Standort geschlossen wurde, folgte zum Schuljahr 2012/13 die Schließung des Standortes Dr.-Külz-Ring. Seitdem ist das MRGE an der Hochhausstraße in Eilenburg-Ost vereint.
Pädagogische Arbeit und Angebote
Sprachen und Bilinguale Ausbildung
Am MRGE werden die Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Latein unterrichtet. In den neuen Sprachen ist der Erwerb internationaler Sprachdiplome, in Latein der Erwerb des Latinums möglich. Darüber hinaus können über eine Arbeitsgemeinschaft Grundkenntnisse im Spanischen erworben werden. Seit dem Schuljahr 2006/2007 bietet die Schule ab Klassenstufe 7 die Möglichkeit einer bilingualen Ausbildung an. So werden Teile des Fachunterrichts der Gesellschafts- und Naturwissenschaften in englischer Sprache durchgeführt. Ab Klassenstufe 9 werden auch die französische und russische Sprache in die bilinguale Ausbildung einbezogen. Dafür kooperiert die Schule mit der Abteilung Fachdidaktik des Instituts für Anglistik der Philologischen Fakultät der Universität Leipzig. So leiten Dozenten der Universität Leipzig etwa Seminare und Workshops, gleichzeitig hospitieren Lehramtsstudenten philologischer und gesellschaftswissenschaftlicher Fachrichtung und werden in die Unterrichtsgestaltung einbezogen.[1]
CertiLingua
Weiterhin wurde das Martin-Rinckart-Gymnasium 2008 vom sächsischen Kultusministerium als eine von 57 Pilotschulen in Deutschland akkreditiert, an einem europaweiten Projekt namens CertiLingua teilzunehmen. Dieses ist ein „Exzellenzlabel für mehrsprachige, europäische und internationale Kompetenzen“. Damit bietet die Schule sprachlich interessierten und begabten Schülern die Möglichkeit, ihre Anstrengungen zu intensivieren, u. a. mit Auslandsaufenthalten, um neben der allgemeinen Hochschulreife ein Zertifikat zu erhalten, dass den jeweiligen Schülern besondere Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Kompetenzen auf einem europaweit festgelegten Niveau bescheinigt und ihnen den Zugang zu internationalen Hochschulen erleichtern soll.[2]
Schulprofile
Außerdem ist den Schülern ab Klassenstufe 8 eine Profilierung möglich. Es wird ein künstlerisches Profil angeboten, das mit den Fächern Darstellendes Spiel, Musik und Kunst u. a. die Inhalte Architektur, Tanz, Musiktheater, Computer, Fotografie und Bildbearbeitung bearbeitet. Mit dem im Raum Leipzig einmaligen sportlichen Profil, soll eine Verknüpfung von Sportpraxis mit theoretischen Inhalten stattfinden; so werden u. a. Fitness und Gesundheit, Ernährung, Bewegungsmechanik, Formen einer neuen Spiel- und Bewegungskultur, sportpraktische Übungen sowie Ski- und Wassersportarten bearbeitet.[3]
Schüleraustausch
Das Martin-Rinckart-Gymnasium unterhält seit 1993 einen Schüleraustausch zur US-amerikanischen Fox High School in Arnold (Missouri) – einem Vorort von St. Louis – sowie seit 2005 einen Austausch zum Partnergymnasium im hessischen Butzbach. Weiterhin gibt es einen Schüleraustausch mit Anjalankoski in Finnland und einer Schule in der Schweiz.
Arbeitsgemeinschaften
An der Schule bestehen eine Vielzahl außerschulischer Angebote, die von Lehrern und/oder Schülern betreut werden. Neben sportlichen Angeboten wie Volleyball und Golf, gibt es technisch-naturwissenschaftliche Arbeitsgemeinschaften wie Chemie, Technik und Computer/Informatik/Internet, musische Aktivitäten wie den Schulchor oder eine Schülerband, sowie Projekte mit gesellschaftlichem Aspekt wie die Schülerzeitung SchülerCocktail[4], der Schulsanitätsdienst und die AGen Gesunde Ernährung und Schulhofgestaltung.[5]
Gebäude
Geschichte
Das dreigeschossige Gebäude des Gymnasiums an der Hochhausstraße wurde im Zuge der Entstehung eines neuen Wohngebietes im Bereich Torgauer Land-, Rosa-Luxemburg-, Puschkinstraße und Gabelweg 1963 als Typenbau der Schulbaureihe SVB errichtet. Es handelt sich damit um einen späten Vertreter der ersten Schulbaureihe der DDR, welche von 1953 bis 1963 gebaut wurde. Anders als alle späteren Typenschulbauten der DDR ist der Typ SVB als Mauerwerksbau ausgeführt. Die Erschließung erfolgt einhüftig, d. h. alle Klassenräume liegen auf nur einer Seite des Schulflures. Die oberen Stockwerke sind über eine großzügige Treppenhalle zu erreichen. Bei der ursprünglichen Raumaufteilung verfügten die 20 Klassenräume über eine Größe von 48 Quadratmetern (8 mal 6 Meter), die 6 Fachunterrichtsräume maßen 56 oder 66 Quadratmeter (12 mal 4,7 bzw. 11 mal 6 Meter). Die Räume fielen damit im Vergleich sowohl mit Altbauschulen, als auch mit den nachfolgenden DDR-Typenschulbauten, klein aus. Etwa in den 1990er Jahren erfolgte ein dreigeschossiger Anbau auf der Ostseite. Bis zum Jahr 2012 erfolgte der Abriss des eingeschossigen Westflügels aus der Entstehungszeit des Gebäudes und die Errichtung eines dreigeschossigen Anbaus. Damit verfügt die Schule heute über ein durchgehend dreigeschossiges Gebäude auf einem weitgehend symmetrischen u-förmigen Grundriss. Der Haupteingang erfolgt seit 2012 nicht mehr über das zentrale Atrium des Ursprungsgebäudes, sondern über ein neugeschaffenes Entrée vom Gabelweg aus. Es besteht Barrierefreiheit für mobilitätseingeschränkte Personen.
Zunächst befand sich in dem Schulgebäude Hochhausstraße die Hans-Beimler-Oberschule als POS. Nach der Wende wurde die Schule als Gymnasialstandort bestimmt und beherbergte das Karl-August-Möbius-Gymnasium. Nach der Fusion mit dem MRGE und der Schließung des Stammhauses im Stadtzentrum wurde das Haus der einzige Eilenburger Gymnasialstandort.
Bei der Turnhalle handelt es sich um einen Vertreter der Typenbaureihe KT 60 L (sog. Tonnenhalle). Dieser Typ ist charakterisiert durch seine Metallleichtbauweise und das markante tonnenförmige Dach aus Stabnetzwerk vom Typ Ruhland. Sie verfügt über eine Sportfläche von 562 Quadratmetern sowie Umkleide- und Sanitärräume auf der Südseite; Technik- und Geräteräume befinden sich auf der Nordseite. Der Bau stammt wahrscheinlich aus den 1970er Jahren und wurde inzwischen umfassend saniert.
Ausstattung
Im Haus stehen insgesamt 26 Fachunterrichtsräume zur Verfügung, davon zwölf für den sprachlich-literarisch-künstlerischen Bereich, zehn für den mathematisch-naturwissenschtlich-technischen Bereich und vier für den gesellschaftswissenschaftlichen Bereich. Darüber hinaus gibt es im Haus 13 weitere Klassenräume, zwei Kabinette für den Informatikunterricht, eine Mensa, zwei Konferenzräume, ein Lehrerzimmer, ein Arztzimmer und Verwaltungsräume zur Verfügung. Alle Räume im Gebäude sind mit einem Internetanschluss ausgestattet.
Für den Sportunterricht gibt es am Standort eine Einfeldsporthalle sowie verschiedene Außenanlagen. Zusätzlich nutzt das Gymnasium die Zweifeldersporthalle in der Dr.-Belian-Straße. Eine neue Zweifeldturnhalle befindet sich derzeit (2021) im Bau und soll nach Fertigstellung die bestehende Turnhalle ergänzen.
Erfolgsbilanz
Im Jahr 2012 bestanden einhundert Prozent der Abschlussklasse das Abitur. Dieses Ergebnis liegt sowohl über dem Schnitt innerhalb der Regionalstelle Leipzig der Sächsischen Bildungsagentur (97,9 Prozent), als auch über dem landesweiten Schnitt (98,3 Prozent). Der Mittelwert der Abiturprüfungsnoten und der Abiturzeugnisnoten am MRGE lagen mit 2,3 bzw. 2,2 ebenfalls über dem Durchschnitt. Im Jahr zuvor waren die Prüfungsergebnisse eher unterdurchschnittlich. Ebenfalls 2012 gab es 13 Schüler (1,8 Prozent der Gesamtschülerzahl), die eine Klassenstufe wiederholten sowie 15 Schüler (2,6 Prozent), die an die Mittelschule wechselten. Einen Wechsel an das Sächsische Landesgymnasium Sankt Afra zur Hoch- und Mehrfachbegabtenförderung gab es im besagten Schuljahr nicht.[6]
Über die pädagogische Qualität sind alle Werte nur bedingt aussagekräftig.
Entwicklung der Schülerzahlen
Jahr | Schüler |
---|---|
1909 | 262 |
1926 | 199 |
1932 | 240 |
1943 | 244 |
1953 | 282 |
2006 | 990 |
2009 | 706 |
Die Schülerzahlen des Stammhauses des heutigen MRGE lagen meist zwischen 200 und 300 Schülern. Aus der Zeit von 1984 bis 1989, als die Schule eine Erweiterte Oberschule war, lag die Schülerzahl unter 100, da in jenen Jahren – gemäß dem Bildungssystem in der DDR – nur die elften und zwölften Klassen hier unterrichtet wurden. 2006 lagen die Schülerzahlen aufgrund der Fusionen knapp unter 1.000. Mit Schließung der Außenstelle Bad Düben und vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und damit sinkenden Schülerzahlen umfasste die Schülerschaft des MRGE im Schuljahr 2009/2010 noch 706 Gymnasiasten.
Weblinks
Einzelnachweise
- Martin-Rinckart-Gymnasium Eilenburg: Schulprogramm, 3.2.3 Kooperation mit der Universität Leipzig, S. 9/10 (PDF; 1,6 MB) (abgerufen am 25. April 2010)
- Martin-Rinckart-Gymnasium Eilenburg: Schulprogramm, 3.2.4 Die Teilnahme des Martin-Rinckart-Gymnasiums am europäischen Pilotprojekt CertiLingua, S. 10/11 (PDF; 1,6 MB) (abgerufen am 25. April 2010)
- Martin-Rinckart-Gymnasium Eilenburg: Schulprogramm, 3.4 Profile, S. 18/19 (PDF; 1,6 MB) (abgerufen am 25. April 2010)
- SchülerCocktail – Die Schülerzeitung am Martin-Rinckart-Gymnasium Eilenburg (abgerufen am 20. Dezember 2013)
- Lehren und Lernen am Martin-Rinckart-Gymnasium Eilenburg in der Schuldatenbank Sachsen (abgerufen am 18. Juli 2013)
- Schul- und Ausbildungserfolg am Martin-Rinckart-Gymnasium Eilenburg in der Schuldatenbank Sachsen (abgerufen am 18. Juli 2013)