Markus Tingart
Markus Tingart (* 5. Juli 1968 in Düren) ist ein deutscher Orthopäde und Universitätsprofessor. Er war von 2010 bis 2021 Direktor der Klinik für Orthopädie an der Uniklinik Aachen der RWTH Aachen. Die persönlichen Schwerpunkte von Tingart liegen auf den Gebieten der Gelenk- und Tumorchirurgie mit einer ausgewiesenen Expertise in der Fuß-, Schulter-, Hüft- und Kniegelenkchirurgie. Er verfügt über ein großes klinisches und wissenschaftliches Renommee auf den Gebieten der computerassistierten und minimalinvasiven Endoprothetik und der komplexen Revisions-Endoprothetik.
Leben
Von 1989 bis 1995 studierte Tingart Humanmedizin an der RWTH Aachen. Seine ärztliche Ausbildung erhielt er in der Orthopädie der Universität zu Köln. Im Anschluss war er als Assistenzarzt am II. Chirurgischen Lehrstuhl der Universität zu Köln tätig. Nach einem USA-Aufenthalt an der Harvard Medical School (Department of Orthopaedic Surgery) in Boston in 2000 und 2001 wechselte Tingart an die Universität Regensburg, wo er zunächst an der Orthopädischen Klinik als Assistenzarzt arbeitete, im Anschluss die Ausbildung zum Facharzt für Orthopädie absolvierte und sich 2004 im Fach Orthopädie habilitierte. 2005 erlangte Tingart die Qualifikation als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie die Lehrbefugnis für das Fach Orthopädie. Zudem wurde er an der Universität Regensburg zum Privatdozenten ernannt. Von 2005 an war er Oberarzt an der Orthopädischen Klinik der Universität Regensburg, seit 2006 dazu Stellvertreter des Klinikdirektors. Zusätzlich studierte Tingart von 2008 bis 2010 Gesundheitsökonomie an der SRH Fernhochschule Riedlingen und schloss mit dem akademischen Grad des Betriebswirts ab. Im Oktober 2010 wechselte Tingart an die Uniklinik RWTH Aachen und übernahm bis 2021 die Leitung der Klinik für Orthopädie.[1] Dazu hatte er bis zu seinem Ausscheiden 2021 eine W3-Professur für Orthopädie und Unfallchirurgie mit dem Schwerpunkt Orthopädie an der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen inne[2] und war dort von 2016 bis 2021 Prodekan für Studium und Lehre an der Medizinischen Fakultät[3].
Während seiner medizinischen Ausbildung absolvierte Tingart ebenfalls die United States Medical Licensing Examination, um in den USA medizinisch tätig werden zu können. Zwischen 1999 und 2007 hospitierte er an diversen namhaften universitären Einrichtungen im anglo-amerikanischen Raum mit Gastprofessuren an verschiedenen Universitäten. Zu seinen Stationen zählen Pittsburgh, Boston, San Diego, Rochester, New York sowie London und Oxford.
Tingart führt die Zusatzbezeichnungen Spezielle orthopädischen Chirurgie, Sportmedizin, Chirotherapie, Physikalische Therapie und Balneologie und Orthopädische Rheumatologie. Dazu durchlief er im Fachkundebereich eine Ausbildung als „Arzt im Rettungsdienst“ sowie auf dem Gebiet „Strahlenschutz: Notfall- & Röntgendiagnostik gesamtes Skelett“.
Forschungsschwerpunkte
Zu den Forschungsschwerpunkten von Tingart gehören:
- Entwicklung und Evaluation Computer-assistierter und minimalinvasiver Operationstechniken in der Knie- und Hüftendoprothetik
- Genexpression und Mikroarchitektur des trabekulären Knochens bei aseptischer Hüftkopfnekrose und ihre Bedeutung für die Standfestigkeit von Hüftprothesen
- Knochenqualität des proximalen Humerus und ihre Bedeutung für die operative Versorgung von Rotatorenmanschettenrupturen und proximalen Humerusfrakturen
- Alterationen in der Differenzierung mesenchymaler Stammzellen sowie sympathischer und sensorischer Nervenfasern des proximalen Femurs und ihre Bedeutung für die Pathogenese der Femurkopfnekrose
- Nicht-invasives Monitoring der Arthrose-ähnlichen Knorpeldegeneration mittels optischer 3D-Kohärenztomografie
- Entwicklung moderner Simulations- und Modellierungsverfahren zur Erforschung der Pathogenese und Therapie degenerativer Gelenkerkrankungen
- Entwicklung und Optimierung nicht-invasiver Messverfahren zur Wirbelsäulen- und Ganganalyse
- Entwicklung neuartiger Bioaktivierungstechniken keramischer Oberflächen zur Optimierung der Knocheneinheilung medizinischer Implantate
- Individualisierte Implantate in der Knie- und Hüftchirurgie
Mitgliedschaften
- Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie (AGA)
- Orthopaedic Research Society (ORS)
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC)
- Deutsche Assoziation für Fuß und Sprunggelenk e.V. (DAF)
- Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik
Preise
- 2006: Wissenschaftspreis der Gesellschaft für Endoprothetik
- 2006: Shoulder Fellowship der AGA
- 2007: Austrian-Swiss-German Fellowship der DGOOC
- 2008: Albert-Hoffa-Preis 2008 der Norddeutschen Orthopäden Vereinigung
- 2009: Themistocles-Gluck-Preis 2009
- 2009: Sieger Hochschulwettbewerb; Wissenschaftsjahr 2009, Bundesministerium für Bildung und Forschung
Publikationen
Bücher
Tingart ist Mitherausgeber von drei Werken im Bereich der Chirurgie und Orthopädie:
- H. Clusmann, A. Heidenreich, HC. Pape, N. Pallua, M. Tingart (Hg.). Chirurgie in 5 Tagen. Springer Verlag, Berlin, 2011. ISBN 978-3-642-20474-6
- C. Lüring, M. Tingart (Hg.). Operative Zugangswege in Orthopädie und Unfallchirurgie. Springer Verlag, Berlin, 2015. ISBN 978-3-642-38264-2
- D. Rixen, C. Schöpp, M. Tingart (Hg.). Kniechirurgie. Elsevier Verlag, München, 2016.
Fachartikel
Tingart ist an mehr als 260 wissenschaftlichen Publikationen[4] beteiligt, darunter:
- M. Tingart, M. Apreleva, D. Zurakowski, J.J.P. Warner (2003): Pullout Strength of Suture Anchors Used in Rotator Cuff Repair. In: J. Bone Joint Surg. Am., 85A, S. 2190–2198.
- M. Tingart, C. Lüring, H. Bäthis, J. Beckmann, J. Grifka, L. Perlick (2008): Computer-assisted Total Knee Arthroplasty versus the Conventional Technique. How Precise Is Navigation in Clinical Routine? In: Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc, 16, S. 44–50.
- M. Tingart, J. Beckmann, A. Opolka, M. Matsuura, O. Wiech, J. Grifka, S. Grässel (2008): Influence of Factors Regulating Bone Formation and Remodeling on Bone Quality in Osteonecrosis of the Femoral Head. In: Calcif Tissue Int., 82, S. 300–308.
- M. Tingart, J. Beckmann, A. Opolka, M. Matsuura, J. Schaumburger, J. Grifka, S. Grässel (2009): Analysis of Bone Matrix Composition and Trabecular Microarchitecture of the Femoral Metaphysis in Patients with Osteonecrosis of the Femoral Head. In: J. Orthop. Res., 27, S. 1175–1181.
- A. Roth, J. Beckmann, K. Bohndorf, A. Fischer, C. Heiß, W. Kenn, M. Jäger, U. Maus, U. Nöth, K.M. Peters, C. Rader, S. Reppenhagen, U. Smolenski, M. Tingart, I. Kopp, I. Sirotin, S.J. Breusch (2016): S3-Guideline Non-Traumatic Adult Femoral Head Necrosis. In: Arch Orthop Trauma Surg, 136(2), S. 165–174.
Einzelnachweise
- www.ukaachen.de
- www.medizin.rwth-aachen.de (Memento vom 2. September 2021 im Internet Archive)
- www.medizin.rwth-aachen.de
- Publikationen von Tingart unter PubMed