Marienkalender
Marienkalender waren eine vor allem im späten 19. Jahrhundert weit verbreitete Form von Volkskalendern vor dem Hintergrund der römisch-katholischen Heiligenverehrung, bei der Maria, die Mutter Jesu, eine zentrale Rolle einnimmt.
Ursprung und Eigenart
Die Marienverehrung hat in der katholischen Kirche eine lange Geschichte, wobei Marienkalender als ein Ausdruck der Volksfrömmigkeit gesehen werden können. Eine Ursache für die starke Verbreitung[1] dieser Kalender im späten 19. Jahrhundert war die am 8. Dezember 1854 von Papst Pius IX. proklamierte Bulle Ineffabilis Deus, die die Unbefleckte Empfängnis zum Dogma erhob.
Marienkalender enthalten neben einem Kalendarium vor allem bildliche, aber auch textliche Inhalte, die sich auf Maria und ihre Bedeutung für das Glaubensleben beziehen. Des Weiteren beinhalten viele Marienkalender allgemein lebenspraktische Elemente, die vor allem der bäuerlichen Lebensart entstammen. Dazu gehören zum Beispiel Mondphasen oder Bauernregeln. Während diese Kalender in der Zeit ihrer Hochblüte im deutschen Sprachraum eine Auflage von 400.000 Stück[2] erreichten, gibt es heute im deutschen Sprachraum nur mehr einen regelmäßig erscheinenden Marienkalender.[3]
Bekannte historische Marienkalender im deutschsprachigen Raum (alphabetisch geordnet)
- Duderstädter Marienkalender[4] (1880 bis Ende der 1880er-Jahre, Deutschland)
- Eichsfelder Marienkalender[5] (1873–2003, Deutschland)
- Einsiedler Marienkalender[6] (Benziger’s Marienkalender – teilweise mit Texten von Karl May, Deutschland/Schweiz)
- Großer Marien-Kalender auf das Jahr[7] (1893–1918, Verlag Adalbert Horvath, Österreich)
- Kevelaer Marien-Kalender (1903–1907, Deutschland)
- Kleiner Marien-Kalender für das katholische Volk[7] (1890–1918, Verlag Adalbert Horvath, Österreich)
- Luxemburger Marienkalender (1877–2017, zuletzt erschienen im Verlag Editions Saint-Paul, Luxemburg)
- Marien-Kalender des Volksmissionars (1933–1958, Hofbauer-Verlag GmbH, Deutschland/Österreich)
- Marienkalender für das Eichsfeld[4] (1872 – Ende 1880er Jahre, Verlag Anton Julius Höfener, Deutschland)
- Marienkalender für Mitteldeutschland (1950–1952, Verlag Cordier, Deutschland)
- Marien-Kalender zur Förderung des christlichen Lebens (1923, Rumänien)
- Maria, Mutter Gottes: der neue Marienkalender (2005–2007, St.-Benno-Verlag, Deutschland)
- Neuer illustrirter Marien-Kalender zu Ehren unserer Lieben Frau von Lourdes (1889–1917, Deutschland)
- Regensburger Marienkalender (1866–?, erschienen im Verlag Pustet, Deutschland)
- Riograndenser Marien-Kalender (1918–1936, Deutschland/Brasilien)
- Tiroler Marienkalender[8] (1874–1877, 1883–1888, 1890–1891, 1893–1898, 1900–1915, 1917–1920, Österreich)
Aktuell erscheinende Marienkalender im deutschsprachigen Raum
- Österreichischer Marienkalender (österreichische Marienbildnisse, seit 2002, Österreich)[9]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Mellmann, Katja, Reiling, Jesko: Vergessene Konstellationen literarischer Öffentlichkeit zwischen 1840 und 1885. Berlin 2016, ISBN 978-3-11-047877-8.
- Fritz Pustet: Firmengeschichte. In: Webseite. Verlag Friedrich Pustet GmbH & Co. KG, 2018, abgerufen am 26. August 2018.
- marienkalender.at – Der österreichische Marienkalender. Abgerufen am 26. August 2018.
- Manuel Müller: Duderstädter Pestbuch.
- Günther Wiegand: Die heimatkundlichen Zeitschriften des Eichsfeldes. (PDF) In: Webseite. MECKE DRUCK UND VERLAG, abgerufen am 26. August 2018.
- Benziger’s Marienkalender. In: Karl-May-Wiki. Abgerufen am 26. August 2018.
- Karl Semmelweis: Die ältesten Kalenderdrucke aut dem Gebiete des Burgenlandes und die Kalenderliteratur des burgenländisch-westungarischen Raumes. In: Burgenländische Heimatblätter. Band 43, 1981, S. 18–37 (zobodat.at [PDF; abgerufen am 26. August 2018]).
- Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann: Zeitungen und Zeitschriften. In: Webseite. Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann, abgerufen am 26. August 2018.
- marienkalender.at – Der österreichische Marienkalender. Abgerufen am 26. August 2018.