Marianne Stokes
Marianne Stokes auch Mrs. Adrian Stokes, geborene Preindlsberger (* 19. Januar 1855 in Graz; † 13. August 1927 in London) war eine österreichisch-britische Malerin.
Leben
Marianne Preindlsberger studierte zunächst Kunst an der Münchner Akademie bei Wilhelm von Lindenschmit. Unter dem Einfluss der Münchner Schule entstanden Frühwerke wie das Gemälde Träumendes Mädchen aus dem Jahr 1875. Später wechselte sie mit einem Stipendium an die École des Beaux-Arts in Paris und nahm Unterricht bei Pascal Adolphe Dagnan-Bouveret. Die Malerin arbeitete in Paris und der Umgebung und fand im Naturalismus der Gemälde von Jules Bastien-Lepage und Jean-François Millet neue Vorbilder. 1883 lernte sie bei einem Aufenthalt in Pont-Aven in der Bretagne den englischen Maler Adrian Scott Stokes (1854–1935) kennen. Ihn heiratete sie 1884 und zog mit ihm nach England. Marianne Stokes dort entstandenes Gemälde Reflection stellte sie im selben Jahr im Pariser Salon aus. Nach einer erneuten Präsentation des Gemäldes 1885 in der Royal Academy of Arts kaufte es die Walker Art Gallery in Liverpool an. 1886 folgten Marianne and Adrian Stokes den Ruf des irischen Malers Stanhope Forbes, dem Gründer der Künstlerkolonie Newlyn School, nach St Ives in Cornwall, wo sie von Helene Schjerfbeck längeren Besuch erhielten. Hier entstanden überwiegend ländliche Genreszenen. Im gleichen Jahr besuchte das Paar auch die Künstlerkolonie in Skagen an der Nordspitze Dänemarks. (Michael Anchers Gemälde „Kindstaufe“ und eine Reihe von Fotos belegen diese Beziehung zu den Skagenmalern). Später lebten Adrian und Marianne Stokes an verschiedenen Orten in England. Neben regelmäßigen Ausstellungen in der Royal Academy, nahm sie 1893 auch mit einigen Gemälden an der World Columbian Exposition in Chicago teil, wo sie mit einer Medaille ausgezeichnet wurde.
In den 1890er Jahren wandte sich Marianne Strokes in ihrem Werk häufig mittelalterlichen, religiösen und mythischen Motiven zu. Der Einfluss und die Tradition der britischen Präraffaeliten und vom Jugendstil tritt hierbei deutlich hervor. Um die Jahrhundertwende entfalteten Marianne and Adrian Stokes eine weite Reisetätigkeit. Einer gemeinsamen Reise des Ehepaars Stokes nach Ždiar in den Karpaten folgte das 1909 in London erschienene Buch Hungary, dessen von Marianne Stokes stammende Porträtstudien slowakischer Bergbäuerinnen auch volkskundliche Bedeutung haben. 1923 wurde Marianne Stokes Mitglied der Royal Society of Painters in Water Colours, der späteren Royal Watercolour Society.
Werke der Künstlerin befinden sich unter anderem in der Londoner Tate Gallery, im Kölner Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud und in den öffentlichen Sammlungen von Pittsburgh, Manchester und Wolverhampton.
Ausgewählte Werke
- On the Way to the Fields
- Träumendes Mädchen
- Madonna and Child
- Aucassin and Nicolette
- Angels Entertaining the Holy Child
- Romanian Children bringing Water to be Blessed in the Greek Church, Desze
- Maria Lichtmess
- Hungarian portrait
- Hungarian boy
- A Rumanian Bridesmaid
- An Angel
Literatur
- Adrian Stokes: Hungary: painted by Adrian & Marianne Stokes London 1909
- Atholl Hill: Aspects of Victorian art London 1971
- Ausstellungskatalog London: Peintres de l'ame London 1984
- John Christian (Hrsg.): The last romantics: the romantic tradition in British art, Burne-Jones to Stanley Spencer London 1989 ISBN 0-85331-552-3
- Magdalen Evans: Hungarian journeys: landscapes and portraits, 1905–1910, Marianne & Adrian Stokes London 1996 ISBN 095292210X
- Magdalen Evans: Utmost Fidelity. The painting lives of Marianne and Adrian Stokes, Wolverhampton Art Gallery (Ausstellungskatalog 30. Jänner bis 3. April 2009), Sansom & Co, Bristol 2009
Weblinks
- Marianne Stokes bei Victorian Art in Britain (englisch)
- Wiener Zeitung: Robert Schediwy - Marianne Stokes, eine vergessene steirische Malerin (Memento vom 5. Februar 2006 im Internet Archive)
- Artikel in Kleine Zeitung, Graz 2009. Kleine Zeitung, 23. Februar 2009, archiviert vom Original am 12. Oktober 2014 .
- Das Warten im Wald. Bild der 4. Woche - 24. bis 31. Januar 2000. Zu "Schneewitchen", Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
- Prinzessin im Walde. Bild der 33. Woche - 13. bis 20. August 2001. Zu "Melisande", Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud