Maria Treben
Maria Treben, geborene Maria Günzel (* 27. September 1907 in Saaz, Österreich-Ungarn als Marie Günzl; † 26. Juli 1991 in Grieskirchen, Österreich) war eine österreichische Kräuterkundige und Autorin. Sie galt als Spezialistin auf dem Gebiet der Pflanzenheilkunde und alternativer Behandlungsmethoden in der Tradition von Sebastian Kneipp. Ihr Buch Gesundheit aus der Apotheke Gottes wurde in mehr als 20 Sprachen herausgegeben und erreichte eine Gesamtauflage von über acht Millionen Exemplaren.
Leben
Maria Treben wurde 1907 als mittlere von drei Schwestern geboren. Der Vater Ignatz Günzl (* 1876) war Eigentümer einer Druckerei, die Mutter Marie Anna geb. Marek (* 1879) Hausfrau. Als das Kind zehn Jahre alt war, starb der Vater durch einen Unfall. Zwei Jahre später zog die Familie nach Prag um. Die 19-Jährige erlernte einen Beruf, in dem sie vierzehn Jahre lang arbeitete. Am 18. Januar 1939 beantragte sie die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Dezember 1938 aufgenommen (Mitgliedsnummer 6.478.037).[1][2] Sie heiratete am 12. August 1939 in Kaptitz den Ingenieur Ernst Gottfried Treben, gab ihre Berufstätigkeit auf und war Hausfrau und Mutter. In Folge einer eigenen lebensgefährdenden Krankheit im Jahr 1947 kam sie zur Beschäftigung mit der Kräuterheilkunde. Treben wohnte nach der Vertreibung in den weiteren Lebensjahren in Bayern und in Österreich.
Tätigkeit in der Kräuterheilkunde
Im Jänner 1947 war Maria Treben in Folge der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei in einem Sammellager auf der Wülzburg (Bayern) untergebracht. Dort bekam sie einen Hautausschlag und nach drei Wochen Aufenthalt Bauchtyphus. Sie wurde aus dem Lager in ein Krankenhaus verlegt, wo es jedoch kriegsbedingt kaum Medikamente gab und keine Aussicht auf Rettung bestand. Die Schwestern verabreichten ihr Schöllkrautsaft, woraufhin sich ihr Zustand sofort verbesserte.[3] Dieses Schlüsselerlebnis brachte sie dazu, sich mit Kräuterkunde zu befassen.
Treben betrieb in den folgenden Jahren ein Selbststudium und befasste sich mit Pflanzenheilkunde (Phytotherapie). Sie praktizierte – ohne anerkannte Heilpraktikerin zu sein – in Österreich und Deutschland. Besondere Bekanntheit erlangten ihre Erfahrungen mit Schwedenbitter (in Spiritus versetzte „Schwedenkräuter“).[4] Diese Praxis basierte auf der Wiederentdeckung eines Rezepts nach dem schwedischen Arzt Claus Samst, der es wiederum auf Urban Hjärne (1641–1724) zurückführte.
Maria Trebens Bücher wurden Bestseller und erlangten anhaltende Verbreitung. Die Schrift Gesundheit aus der Apotheke Gottes – Ratschläge und Erfahrungen mit Heilkräutern erreichte Millionenauflagen.
Kritik
Die Stiftung Warentest äußerte erhebliche Zweifel an der Sachkundigkeit Maria Trebens: Sie empfehle Pflanzen zur Behandlung schwerer Krankheiten bis hin zu Krebs, deren Wirksamkeit für diese Pflanzen nicht nachgewiesen seien.[5] Teilweise verwechsele Treben wichtige Fachbegriffe, beispielsweise den Zucker Inulin mit dem Hormon Insulin, wodurch sie fälschlich Löwenzahn gegen Diabetes mellitus empfehle.[5] „Ihr Schöllkraut-Rezept gegen Leber- und Gallenleiden ist eine Anleitung zur Vergiftung. Der Ratschlag, Ohnmächtigen einen Esslöffel Schwedenbitter einzuflößen, ist lebensgefährlich.“[5]
Die Universitätsklinik Freiburg äußerte in ihrem Ratgeber[6] für Krebspatienten: „(…) gefährlich ist (…) die Grundtendenz, alle Krankheiten als mit Kräutern heilbar darzustellen. Treben behaupte mit Hinweis auf Sebastian Kneipp, dass das Zinnkraut jeden gut- oder bösartigen Tumor zum Stillstand bringt und ihn langsam auflöst. (…) Gegenüber den Ratschlägen und Erfahrungen mit Heilkräutern der Maria Treben ist Skepsis und Zurückhaltung geboten. (…) Gefährlich sind Ratschläge, primär gut operable und damit heilbare Tumoren zuerst versuchsweise mit Kräutern zu behandeln, z. B. Hodenkrebs mit Spitzwegerich-Umschlägen. Damit geht (…) viel Zeit und möglicherweise die Heilungschance verloren. Alle diese Medikamente sind in ihrer Wirksamkeit gegen Krebs unbewiesen.“ Trebens Ratschläge bezüglich Krebs sind ungeprüft und deren Wirksamkeit unbewiesen - teilweise auch lebensgefährlich.[7]
Weitere Empfehlungen Trebens gelten teilweise als wirkungslos, auch gefährlich.[4] So empfahl sie, Bärlappkraut bei einer Leberzirrhose einzunehmen.
Werke (Auswahl)
- Gesundheit aus der Apotheke Gottes – Ratschläge und Erfahrungen mit Heilkräutern. Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, ISBN 3-85068-090-8.
- Maria Treben's Heilerfolge – Briefe und Berichte von Heilerfolgen. Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, ISBN 3-85068-082-7.
- Allergien – vorbeugen – erkennen – heilen / Gesund mit Maria Treben. Ennsthaler Verlag, Steyr 2008, ISBN 978-3-85068-813-0.
- Aus meiner Hausapotheke. Heyne, München 1988, ISBN 3-453-02481-8.
- Streß im Alltag. Vorbeugen, erkennen, heilen / Gesund mit Maria Treben. Ennsthaler Verlag, Steyr 1994, ISBN 3-85068-806-2.
- Kinderkrankheiten – vorbeugen – erkennen – heilen / Gesund mit Maria Treben. Neuherausgabe. Ennsthaler Verlag, 1993.
Literatur
- Annette Kerckhoff: Treben, Maria (1907–1991). In: Anette Kerckhoff: Wichtige Frauen in der Naturheilkunde. Ihr Leben – Ihr Werk – Ihre Schriften. Springer, Berlin 2020, ISBN 978-3-662-60458-8, S. 163–177.
- Jürgen Helfricht: Maria Treben: Die Patin der Schwedenkräuter. In: Der Naturarzt. Jahrgang 138, September 2020, S. 40–42.
Weblinks
- Literatur von und über Maria Treben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/45051103
- Annette Kerckhoff: Wichtige Frauen in der Naturheilkunde. Berlin 2020. S. 166
- Maria Treben: Aus meiner Hausapotheke. S. 48.
- Judith E. Innerhofer: Schlangenfleisch und Opium. In: ZEIT ONLINE. 15. Oktober 2018, abgerufen am 8. Oktober 2020.
- Stiftung Warentest (Hrsg.): Die andere Medizin. Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden. 2. Auflage. Berlin 1992, ISBN 3-924286-70-1, S. 117.
- Dr. med. Hartmut Henß, Dipl.-Psych. Elke Reinert: Komplementäre Verfahren. In: Universitätsklinikum Freiburg. Krebsverband Baden-Württemberg e.V., April 2015, abgerufen am 6. April 2019.
- Theo Dingermann, Rudolf Hänsel, Ilse Zündorf: Pharmazeutische Biologie: Molekulare Grundlagen und klinische Anwendung. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-55943-3, S. 462.