Margherita Buy
Margherita Buy (* 15. Januar 1962 in Rom) ist eine italienische Schauspielerin. Sie gehört zu den profiliertesten Darstellerinnen des italienischen Kinos. Bei vierzehn Nominierungen wurde ihr fünf Mal der bedeutendste italienische Filmpreis David di Donatello verliehen. Sechs Mal (bei dreizehn Nominierungen) erhielt sie den Nastro d’Argento, den Preis der italienischen Filmjournalisten.[1]
Biografie
Ihre Ausbildung zur Schauspielerin absolvierte sie an der Accademia nazionale d’arte drammatica in Rom, an der sie auch ihren späteren Ehemann traf, den Schauspieler und Regisseur Sergio Rubini (* 1959). Margherita Buy spielte zunächst Theaterrollen, unter anderem in mehreren Stücken von Umberto Marino. Ihr Debüt vor der Kamera hatte sie 1983 mit einer kleinen Rolle in der Komödie Flipper von Andrea Barzini. Ihr erster Kinoauftritt war 1986 die weibliche Hauptrolle in Nino Bizarris atmosphärischem Film La seconda notte, einer „Kammersonate für zwei Instrumente“[2] über Erinnerung und Liebe. Der französische Schauspieler Maurice Garrel spielt darin einen älteren Witwer, der noch einmal ein abgelegenes Kurhotel besucht, in dem er vor Jahren seine verstorbene Frau kennengelernt hat. Als ein von Margherita Buy gespieltes Mädchen in dem Hotel auftaucht und ihn an seine Frau erinnert, macht er ihr anonym durch Briefe den Hof. Die Aufmerksamkeit des Publikums erregte Margherita Buy jedoch erst mit ihren Rollen in den von Daniele Luchetti inszenierten Komödien Von Räubern, Kavalieren und harmonischen Menschen (1988) und La settimana della sfinge (1990), für den sie auf dem Filmfestival von San Sebastián mit dem Preis für die beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde.
1991 spielte sie an der Seite ihres Ehemannes Sergio Rubini in dessen Regiedebüt La Stazione – Der Bahnhof nach einem Theaterstück von Umberto Marino, mit dem Buy und Rubini zuvor auf Bühnen in ganz Italien aufgetreten waren. Rubini ist darin der schüchterne Stationsvorsteher einer Kleinstadt, bei dem eine von Buy dargestellte junge Frau Zuflucht sucht vor ihrem wütenden verlassenen Verlobten.[3] Für diesen Film erhielt Margherita Buy ihren ersten David und ihren ersten Nastro d’Argento als beste Hauptdarstellerin, Rubini wurde mit dem David für den besten neuen Regisseur ausgezeichnet.[4]
Mit den folgenden Komödien Chiedi la luna (1991) und Hätt’ ich dich bloß niemals kennengelernt (1992) wurde Margherita Buy in ihrer Heimat zum „Star des populären Kinos“[5] und festigte ihr damaliges Image als „neurotische, scheue, etwas linkische Frau“.[6] Danach spielte sie „Rollen von wenig bis gar keiner Relevanz, die eindeutig nicht zu ihr passten“:[6] In Arriva la buffera (1993) gab sie eine „durchtriebene Erbin“, in Cominció tutto per caso (1993) „eine Synchronsprecherin in einer Ehekrise“ und in Prestazione straordinaria (1994) „eine Top-Managerin, die ihre männlichen Untergebenen sexuell belästigt“.[6]
In Cristina Comencinis Drama Geh’, wohin Dein Herz Dich trägt (1995), einer sich über Jahrzehnte erstreckenden Familiengeschichte nach dem gleichnamigen Roman von Susanna Tamaro, teilten sich Margherita Buy (als Olga das Mädchen) und Virna Lisi (als Olga die Großmutter) die Hauptrolle.[7] Ebenfalls zu ihren „besten Darstellungen“[6] zählen die Rollen als Kellnerin, die sich in der romantischen Komödie Cuori al verde (1996) für eine Karriere als Callgirl entscheidet, und als Nonne, die in dem Drama Nicht von dieser Welt (1999) Zweifel an ihrer Berufung befallen. Für diesen Film erhielt sie ihren zweiten David und ihren zweiten Nastro. Einen weiteren Nastro sowie eine David-Nominierung brachte ihr 2001 die Rolle in Ferzan Özpeteks Drama Die Ahnungslosen als eine auf die Behandlung von AIDS-Patienten spezialisierten Ärztin ein, die nach dem Unfalltod ihres Gatten erfährt, dass er sie mit einem Mann betrogen hat.[8]
2002 teilte sich Margherita Buy den Nastro d’Argento für die beste Nebendarstellerin mit ihren Partnerinnen Virna Lisi und Sandra Ceccarelli in Cristina Comencinis Familiendrama Der schönste Tag in meinem Leben, einer „Analyse der verschiedenen Aspekte der Liebe“, über „die Beziehung zur Treue, zum eigenen Körper, zum Sex“.[9] 2004 erhielt sie einen Nastro und einen David für ihre Nebenrolle in Paolo Virzìs Komödie Caterina va in città. 2004 spielte sie in zwei für das Fernsehen produzierten Verfilmungen von Fällen des Kommissar Maigret (von Georges Simenon) dessen Frau Louise. Im selben Jahr spürte sie als Polizistin in dem Thriller Il siero della vanità mehreren spurlos verschwundenen TV-Persönlichkeiten nach und erntete dafür 2005 eine weitere Nominierung für den Nastro d’Argento. Für die in zwölf Kategorien nominierte Liebeskomödie Handbuch der Liebe wurde ihr im selben Jahr auch der David als beste Nebendarstellerin verliehen. Für I giorni dell'abbandono (2005), in dem Margherita Buy als von ihrem Mann verlassene Frau in Depressionen verfällt, war sie 2006 erneut für einen Nastro nominiert.
2006 spielte sie in Nanni Morettis Politsatire Der Italiener die Frau eines Filmproduzenten, der die Lebensgeschichte des italienischen Ministerpräsidenten und Medienmoguls Silvio Berlusconi verfilmen will. Der Film gewann den David in sechs von dreizehn Kategorien, in denen er nominiert war. Margherita Buy war als beste Nebendarstellerin nominiert und erhielt für die Rolle 2007 einen weiteren Nastro. Im selben Jahr spielte sie in dem von Ferzan Özpetek inszenierten Drama Saturno Contro – In Ewigkeit Liebe und war wiederum unter den Nominierten für einen Nastro und den David als beste Darstellerin. 2008 erhielt sie den David für ihre Hauptrolle in Silvio Soldinis Drama Tage und Wolken (2007) über den sozialen Absturz einer Mittelstandsfamilie in Zeiten der Wirtschaftskrise.[10]
Im März 2009 kam Enzo Monteleones Verfilmung von Cristina Comencinis Theaterkomödie Due partite in die italienischen Kinos. Buy spielt darin eine der acht weiblichen Hauptrollen und wurde mit ihren sieben Kolleginnen für den Nastro nominiert.[11] Ebenfalls 2009 war sie in Francesca Comencinis Lo spazio bianco, der Verfilmung von Valeria Parrellas Debütroman Zeit des Wartens, zu sehen; zudem spielte sie in der von ihrem früheren Ehemann Sergio Rubini inszenierten Komödie L'uomo nero.
2015 gewann sie bei der Verleihung des Nastro d’Argento erneut in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin für Mia Madre, wieder unter der Regie von Nanni Moretti.
Ihre Ehe mit Sergio Rubini wurde vor Jahren geschieden. Margherita Buy lebt seit 1999 an der Seite eines Chirurgen, mit dem sie eine Tochter (* 2001) hat.[12]
Filmografie (Auswahl)
Kino
- 1983: Flipper
- 1986: La seconda notte
- 1988: Von Räubern, Kavalieren und harmonischen Menschen (Domani accadrà)
- 1988: Stray Days – Heiß auf Liebe (I giorni randagi)
- 1990: La Stazione – Der Bahnhof (La stazione)
- 1990: La settimana della Sfinge
- 1990: Nulla ci può fermare
- 1991: Chiedi la luna
- 1992: Cominciò tutto per caso
- 1992: Hätt’ ich dich bloß niemals kennengelernt (Maledetto il giorno che t’ho incontrato)
- 1993: Arriva la bufera
- 1993: Condannato a nozze
- 1994: Prestazione straordinaria
- 1994: Der Lieblingssohn (Le fils préféré)
- 1995: Il cielo è sempre più blu
- 1995: Geh’, wohin Dein Herz Dich trägt (Va' dove ti porta il cuore)
- 1995: Facciamo paradiso
- 1996: Cuori al verde
- 1997: Augenzeuge in Gefahr (Testimone a rischio)
- 1998: Die süße Kunst des Müßiggangs (Dolce far niente)
- 1999: Nicht von dieser Welt (Fuori dal mondo)
- 1999: Tutto l’amore che c’è
- 2001: L’ombra del gigante
- 2000: Controvento
- 2000: Non ho tempo
- 2001: Die Ahnungslosen (Le fate ignoranti)
- 2001: Der schönste Tag in meinem Leben (Il più bel giorno della mia vita)
- 2002: Ma che colpa abbiamo noi
- 2003: Il siero della vanità
- 2003: Caterina va in città
- 2004: L’amore ritorna
- 2005: I giorni dell’abbandono
- 2005: Handbuch der Liebe (Manuale d’amore)
- 2006: Der Italiener (Il caimano)
- 2006: Die Unbekannte (La sconosciuta)
- 2006: Commediasexi
- 2007: Saturno Contro – In Ewigkeit Liebe (Saturno contro)
- 2007: Tage und Wolken (Giorni e nuvole)
- 2009: Due partite
- 2009: Lo spazio bianco
- 2009: L’uomo nero
- 2012: Il rosso e il blu
- 2012: La scoperta dell'alba
- 2013: Viaggio sola
- 2014: La gente che sta bene
- 2015: Mia Madre (Mia madre)
- 2015: Für immer eins (Io e lei)
- 2016: Nemiche per la pelle
- 2016: La vita possibile
- 2016: Come diventare grandi nonostante i genitori
- 2016: Questi giorni
- 2017: Piccoli crimini coniugali
- 2018: Io c'è
- 2018: Moschettieri del re – La penultima missione
- 2020: Tutti per 1 – 1 per tutti
- 2021: Tre piani
- 2021: Il silenzio grande
- 2021: 7 donne e un mistero
Fernsehen
- 1986: Diciottanni – Versilia 1966 (2 Folgen)
- 1987: Eine große Liebesgeschichte (Una grande storia d’amore)
- 1999: La vita che verrà (Folge 1x02)
- 2002: Incompreso
- 2004: Maigret: La trappola
- 2004: Maigret: L’ombra cinese
- 2008: Amiche mie (12 Folgen)
- 2008: Pinocchio
- 2019: Made in Italy (8 Folgen)
Weblinks
- Margherita Buy in der Internet Movie Database (englisch)
- Biografie (italienisch)
- Margherita Buy in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- IMDb: Auszeichnungen für Margherita Buy
- ninobizzarri.it: La seconda notte (Memento des Originals vom 29. Juli 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Der Bahnhof. In: prisma. Abgerufen am 14. Juli 2021.
- IMDb: Auszeichnungen für La stazione
- Margherita Buy. In: prisma. Abgerufen am 14. Juli 2021.
- Rai online: Biografia Margherita Buy (Memento des Originals vom 12. Oktober 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Geh’, wohin dein Herz dich trägt (Memento vom 3. Januar 2018 im Internet Archive) im Dirk Jasper FilmLexikon
- IMDb: Plot summary von Die Ahnungslosen
- Interview mit Cristina Comencini zu Der schönste Tag in meinem Leben (Memento vom 31. August 2009 im Internet Archive)
- kino-zeit.de: Tage und Wolken
- Due partite, un film di Enzo Monteleone
- cinema.ilsole24ore.com: Biografia Margherita Buy