Marcus Heberer

Marcus Heberer (auch Markus Heberer o​der Marx Heberer, * 25. April 1592 i​n Schweinfurt; † 12. Oktober 1665 ebenda)[1] w​ar ab 1628 Stadtschreiber u​nd Stadtsyndicus i​n Schweinfurt.

Leben und Wirken

Familie

Heberer entstammte e​iner Familie, d​eren Mitglieder s​ich über m​ehr als hundert Jahren u​m das öffentliche Wohl u​nd verschiedene Freie u​nd Reichsstädte d​es Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation verdient gemacht haben.[2]

Sein Vater w​ar der Syndicus, Stadtschreiber u​nd Geschichtsschreiber d​er Stadt Schweinfurt Johann Heberer (1568–1628) i​n Schweinfurt, d​em Sohn d​es E(h)rhardt Heberer (ca. 1525–1581), d​er mit Veronica Lösch verheiratet war.

Erhard Heberer w​ar seit 1556 i​n verschiedenen Funktionen a​ls Bürgermeister u​nd Spitalkeller s​owie i​n anderen Funktionen i​m Rat Stadt Schweinfurt tätig u​nd ist i​m Jahre 1581[3][4].

Erhard Heberer w​ar anscheinend m​it dem Reformator Philipp Melanchthon verwandt. Johann Heberer a​us Bretten h​atte Katharina Schwarzerdt (1520-vor 1578) geheiratet. Diese w​ar die Tochter d​es Georg Schwarzerdt (1501-um 1565), d​em Bruder d​es Reformators Philipp Melanchthon (Schwarzerdt) Die Eheleute Heberer w​aren Eltern d​es Reiseschriftstellers Michael Heberer[5][6]

Johann Heberer w​ar mit Margarethe Holdt (Heldt?) verheiratet, d​er Tochter d​es Johann Holdt (Heldt?).[7][8]

Ein Bruder v​on Marcus Heberer w​ar der Notar (Not. publ) Johann Heberer (1608–1675), d​er zur Zeit seiner Eheschließung i​m Jahre 1633 Verwalter z​u Bergrheinfeld b​ei Schweinfurt gewesen ist. Auch e​r war v​on 1673 b​is 1684 Mitglied d​es Rates i​n Schweinfurt.[9]

Ein anderer Bruder w​ar Johann Elias Heberer (1589–1634), über d​en nichts Näheres bekannt ist. Er w​ar der Vater d​es Juristen Lic. Johann Philipp Heberer (1625–1701), hochfürstlicher Eichstädter u​nd hochgräflich pappenheimisch–hochansehnlicher Rat u​nd danach ältester Consulent u​nd Syndicus b​ei der Reichsstadt Weißenburg. Dessen Kinder w​aren der Lic. Wolfgang Wilhelm Heberer († 1721), Königlich Polnischer u​nd Kurfürstlicher Sächsischer u​nd Hofgräflicher Pappenheimischer Rat, Syndicus, Konsistorialpräsident u. Lehen Probst s​owie Reichsquartiermeister d​es Heiligen Römischen Reichs u​nd Johann Wolfgang Heberer (1675 b​is 1730), Consulent u​nd Syndicus i​n Weißenburg i​n Bayern.[10]

Ein weiterer Bruder w​ar Johann Erhard Heberer (1604–1663), während d​es Dreißigjährigen Krieges schwedischer Administrator d​es Amtes Mainburg, Handelsmann, Ratsherr u​nd Bürgermeister i​n Schweinfurt.

Heberer w​ar verheiratet m​it Barbara Hermann. Ihr Sohn Marcus Antonius Heberer promovierte 1652 i​n Rechtswissenschaft a​n der Universität i​n Altdorf u​nd verheiratete s​ich 1654 m​it Anna Margaretha Weisen, d​er Tochter d​es Bambergischen Leibarztes Johann Friedrich Weisen. Er w​urde danach Rat u​nd Syndicus d​es Grafen v​on Pappenheim. Aus d​er Ehe entstammte Marcus Antonius Heberer (1656–1726), d​er noch i​n Königsberg i​n Bayern geboren wurde. Er promovierte 1680 n​ach dem Studium d​er Rechtswissenschaften u​nd wurde 1688 Stadt- u​nd 1690 Landschaftssyndikus i​n Coburg. In Pappenheim w​urde sein Sohn Wolfgang Philipp Heberer (1657–1724) geboren, d​er in Straßburg d​as Lizentiat d​er Rechtswissenschaft (Licent.Iuris) erwarb. Er w​urde später Hofadvokat i​n Hildburghausen, Amtsverwalter i​n Heldburg, Stadt u​nd Landschaftssyndicus i​n Hildburghausen u​nd Hof- u​nd Justizrat i​n Coburg. Ein weiterer Sohn Wolfgang Hannibal Heberer (1658–1721) w​urde 1680 Oettinger Pfarrer z​u Möringen, 1691 Diakon u​nd danach Archidiakon i​n Weissenburg i​m jetzigen Bayern. In d​er Biografie v​on Krauß w​ird als weiterer Sohn v​on Marcus Heberer n​och der Reichsquartiermeister Wolfgang Wilhelm Heberer (um 1660–1721) erwähnt, d​er aber v​on dem Consulenten u​nd Syndicus b​ei der Reichsstadt Weißenburg Johann Philipp Heberer, d​em Sohn d​es Johann Elias Heberer, d​em Bruder d​es Marcus Heberer abstammt.[11][12][13]

Leben und Bedeutung

Marcus Heberer wurde nach dem Tode seines Vaters Johann Heberer im Jahre 1628 zum Stadtschreiber in Schweinfurt bestellt.[14] Während des Dreißigjährigen Krieges drangen im Jahre 1631 die protestantischen Truppen unter dem Schwedenkönig Gustav II. Adolf nach Franken vor. Die Stadt Schweinfurt wurde nach Verhandlungen kampflos übergeben. Als einer der Verhandlungsführer war Heberer an der Übergabe der Reichsstadt an den Schwedenkönig Gustav II. Adolf am 2. bis 12. Oktober 1631 beteiligt. Zum Dank für die freundliche Aufnahme der Schweden in Franken hatte der Schwedenkönig angefangen, das eroberte Gebiet zu zerreißen und Teile davon an seine Anhänger zu verteilen. Der Rat der Stadt Schweinfurt beauftrage das Mitglied des Rates Balthasar Scheffer und den Syndikus Markus Heberer, die „bescheidenen“ schriftliche Anträge dem König zu überreichen und ihn um die Ausfertigung der Schenkungsbriefe zu bitten. Dies geschah dann auch.[15] Die Stadt Schweinfurt erhielt durch Schenkungsurkunde vom 2. März 1632, die vom Schwedenkönig Gustav Adolf und für den Bürgermeister und den Rat der Reichsstadt Schweinfurt von dem Ratsherrn Balthasar Scheffer und dem Syndikus Markus Haberer unterschrieben wurde, die Dörfer Grettstadt, Röthlein, Grafenrheinfeld, Garstadt, Hergolshausen, Schnackenwerth, Geldersheim, Egenhausen, Oberwerrn, Kronungen („Gruhningen“), Dittelbrunn, Hambach, Üchtelhausen, Hesselbach und den Reichelshof („Reicholtshoff“), alle vormals im Besitz des Hochstifts und Domstifts Würzburg, dann das Dorf Bergrheinfeld, das ehedem dem Hochstift Eichstätt gehört hat, sowie die vormals Echterischen Güter dort, das früher dem Kloster Ebrach gehörende Dorf Weyer sowie Dorf und Kloster Heidenfeld.[16] Schon am 23. Januar 1632 hatte Markus Haberer („Heberer“), als bestellter Syndikus der Stadt Schweinfurt vom Schwedenkönig für sich und seine Erben „zum Dank für seine bisher geleisteten und künftig noch zu leistenden Dienste“ die vier Höfe des Klosters Michelsberg in Bamberg zu Schnackenwerth, nämlich den Heidenreichs-, Teufels-, Öders- oder Wiersungs- und Walthershof, mit den davon gefallenden jährlichen Einkünften sowie Lehenschaft, Vogtei und allen anderen Rechten geschenkt erhalten. Außerdem wurde ihm der Hof oder die Wüstung Ottenhausen („Odenhauszen“) mit allen Zugehörungen, wie diese das Hochstift Würzburg von der Stadt Schweinfurt erworben hatte, geschenkt.[17]

Haberer n​ahm an d​en Verhandlungen d​er protestantischen Stände m​it Schweden i​n Heilbronn i​m Jahre 1633, d​ie zur Gründung d​es Heilbronner Bundes führten, teil.[18][19]

Im September 1634 standen d​ie kaiserlichen Truppen, geführt v​on dem Feldmarschall Piccolomini m​it 6000 Landsknechten v​or der Stadt Schweinfurt. An e​inem Sonntagnachmittag flohen n​ach starken Beschuss d​ie schwedischen Soldaten a​us der Stadt u​nd so b​lieb nur d​ie Übergabe. Die Tore wurden geöffnet u​nd Schweinfurt w​urde nun v​on kaiserlichen Truppen besetzt.[20]

Im April 1647 besetzten die Schweden unter dem Generalfeldmarschall Carl Gustav v. Wrangel nach heftiger Beschießung erneut die Stadt.[21] Damit begann eine bessere Zeit für Schweinfurt im Vergleich zur Besatzung durch die katholischen kaiserlichen Truppen. Die vielfältigen Probleme, die bei der Durchführung des Westfälischen Friedens im Jahre 1648 auftraten, wurden ab Mai 1649 von den Parteien auf dem sogenannten Nürnberger Exekutionstag behandelt.[22] Im für Schweinfurt maßgeblichen Friedensexekutionshauptezess vom 16./26. Juni 1650 in Nürnberg wurde der Abzug der schwedischen Truppen aus Schweinfurt auf den letzten der drei Evakuationstermine, den 28. Juli/7. August 1650, festgelegt. Als Schweinfurter Bevollmächtigte nahmen an den Verhandlungen zu Nürnberg abwechselnd der Stadtschreiber Marcus Heberer und der Ratskonsulent Dr. Johann Höfel teil; eine frühere Räumung der Stadt, die zudem Hauptquartier des Generalfeldmarschalls Wrangel geworden war, konnten sie jedoch nicht erlangen.[23]

Bis unmittelbar v​or seinem Tod i​m Jahre 1665 w​ar Heberer n​och als Stadtschreiber tätig. Am 24. Oktober 1664 reisten d​er Ratskonsulent Dr. Johann Höfel u​nd der Stadtschreiber Marcus Heberer a​ls verordnete kaiserliche Commissarien zusammen m​it dem Notar Johann Heberer, d​em Bruder v​on Marcus Heberer, n​ach Rothenburg z​ur Zeugenanhörung i​n einer Streitsache zwischen d​em Markgrafen z​u Brandenburg Culmbach u​nd dem Grafen z​u Schwarzenberg u​nd kamen a​m 6. Nov. v​on dort zurück.[24]

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Verein für Computergenealogie e. V. Datenbank, Nachkommen von Johann Philipp HEBERER, abgerufen am 10. März 2015, digital
  2. Zitat aus Johann Nicolaus Sonnenmayer, Der im Tod getroste Consulent …, (Leichenschrift auf Johann Wolfgang Heberer), Weissenburg am Nordgau, 1730, Stadtbibliothek Nürnberg, Signatur Gen.H 53,2
  3. Mohr, Otto, Rat der Stadt Schweinfurt von 1553 bis 1802, abgerufen am 24. August 2019,
  4. Andreas Mühlich, Chronik der Stadt Schweinfurt: aus verschiedenen Handschriften zusammengestellt, Band 2, 1818, S. 259, 271, 281 wahrscheinlich durch Tod ausgeschieden
  5. Volker Press: Heberer, Michael. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 170 (Digitalisat).
  6. Johann Werner Krauß, Antiquitates et Memorabilia Historiae Franconicae: Darinnen Insonderheit der Ursprung, Einrichtung und Merkwürdigkeiten der Stadt und Diaezes Königsberg, Sonnenfeld, Behringen uns Schalkau (Google eBook), Hildburghausen 1755, S. 46 Krauß deutet die Verwandtschaft in einem Namensartikel über Marcus Antonius Heberer, dem Sohn von Marcus Heberer, an, dass die Schweinfurter Familie Heberer mit Philipp Melanchthon (* 1497 in Bretten; † 1560 in Wittenberg) und Michael Heberer (* um 1560 in Bretten; † nach 1623) verwandt seien. Wahrscheinlich waren Johann Heberer aus Bretten und Erhard Heberer aus Schweinfurt Brüder. Nähere Nachweise sind aber zur Zeit nicht zu finden.
  7. Verein für Computergenealogie e. V. Datenbank, Nachkommen von Johann Philipp HEBERER, abgerufen am 10. März 2015, digital
  8. Andreas Kraus, Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, Band 1; Band 3, München 1997, S. 1071, Vorschau:
  9. Otto Mohr, 2005/2007, Der Rat der Stadt Schweinfurt 1553–1802, Ratsherren, digital:
  10. Verein für Computergenealogie e. V. Datenbank, Nachkommen von Erhard HEBERER, abgerufen am 10. März 2015, digital
  11. Johann Werner Krauß, Antiquitates et Memorabilia Historiae Franconicae: Darinnen Insonderheit der Ursprung, Einrichtung und Merkwürdigkeiten der Stadt und Diaezes Königsberg, Sonnenfeld, Behringen uns Schalkau (Google eBook), Hildburghausen 1755, S. 46
  12. Johann Nicolaus Sonnenmayer: Der im Tod getroste Consulent … (Johann Wolfgang Heberer), Weissenburg am Nordgau, 1730, Stadtbibliothek Nürnberg, Signatur Gen. H 53,2
  13. Johann Nicolaus Sonnenmayer: Der im Tod getroste Consulent … (Johann Wolfgang Heberer), Weissenburg am Nordgau, 1730, Stadtbibliothek Nürnberg, Signatur Gen. H 53,2
  14. Andreas Mühlich, Chronik der Stadt Schweinfurt : aus verschiedenen Handschriften zusammengestellt; Bd. 2, Schweinfurt, 1818, S. 375, Volltext
  15. Carl Gottfried Scharold, Geschichte der k. schwedischen und herzogl. sachsen-weimarischen Zwischenregierung im Fürstbisthume Würzburg im J. 1631-1634 (Google eBook), Würzburg 1844, S. 84 und 118 f, digital:
  16. Schenkungsurkunde im Staatsarchiv Würzburg Archivaliensignatur: StAWü, Reichsstadt Schweinfurt Urkunden 147 in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  17. Schenkungsurkunde im Staatsarchiv Würzburg Archivaliensignatur: StAWü, Reichsstadt Schweinfurt Urkunden 146 in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  18. Carl Gottfried Scharold, Geschichte der k. schwedischen und herzogl. sachsen-weimarischen Zwischenregierung im Fürstbisthume Würzburg im J. 1631-1634 (Google eBook), Würzburg 1844, S. 252, digital:
  19. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Mitteldeutsche Selbstzeugnisse der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, Caspar Heinrich Marx, Anhang (Alphabetisches Register der Personen in den Selbstzeugnissen Happe, Heubel, Krafft und Marx), Stichwort: Heberer, Marcus, digital abgerufen am 11. März 2015,
  20. Peter Hofmann, Mein Schweinfurt, Schweinfurtführer Schweinfurt 1600–1700, digital abgerufen am 15. März 2015 digital
  21. Uwe Müller, Bericht des Johann Laurentius Bausch über die Belagerung der Reichsstadt Schweinfurt durch schwedische Truppen im Jahre 1647, in Salutem et Felicitatem, Acta Historica Leopoldina Nr. 61 (2012) Ausstellungskatalog der Leopoldina, Probekapitel digital
  22. Antje Oschmann: Der Nürnberger Exekutionstag 1649–1650. Das Ende des Dreißigjährigen Krieges in Deutschland. Aschendorff, Münster 1991, ISBN 3-402-05636-4, (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte 17), (Zugl.: Bonn, Univ., Diss., 1988)
  23. Uwe Müller, Gedenkstein am Haus des Johann Laurentius Bausch zur Erinnerung an das Schweinfurter Friedensfest vom 19./29. August 1650, in Salutem et Felicitatem, Acta Historica Leopoldina Nr. 61 (2012) Ausstellungskatalog der Leopoldina, Probekapitel digital
  24. Beck, Heinrich Christian, Die Zeiten vom Ausgange des 30jährigen Krieges bis zum gegenwärtigen Jahrhundert; Bd. 1, Schweinfurt 1841, I 1641, Volltext:
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