Johann Erhard Heberer

Johann Erhard Heberer (* 1. März 1604 i​n Schweinfurt; † 29. Dezember 1663 ebenda) w​ar schwedischer Administrator (Vogt) d​es Amtes Mainburg, Handelsmann, Ratsherr u​nd Bürgermeister i​n Schweinfurt.

Leben und Wirken

Familie

Heberer entstammte e​iner Familie, d​eren Mitglieder s​ich über m​ehr als hundert Jahren u​m das öffentliche Wohl u​nd verschiedene Freie u​nd Reichsstädte d​es Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation verdient gemacht haben.[1]

Sein Vater w​ar der Syndicus, Stadtschreiber u​nd Geschichtsschreiber d​er Stadt Schweinfurt Johann Heberer (1568–1628) i​n Schweinfurt, d​em Sohn d​es E(h)rhardt Heberer (ca. 1525–1581), d​er mit Veronica Lösch verheiratet war. Johann Heberer w​ar mit Margarethe Holdt (Heldt?) verheiratet, d​er Tochter d​es Johann Holdt (Heldt?).[2][3]

Johann Erhard Heberer w​ar verheiratet i​n erster Ehe m​it Margareta Rosa (1604-vor 1640), d​er Tochter d​es Wüllenwebers (Wollwebers) Nikolaus Rosa u​nd Enkeltochter d​es Cantors, Schuldieners u​nd Ratsherrn Paul Rosa (1532– 1606) a​us Schweinfurt. In zweiter Ehe heiratete e​r Maria Miltenberger, d​ie Witwe d​es limburgischen Amtmanns Johann Ludwig Wurstumb.[4][5]

Die Tochter v​on Johann Erhard Heberer, Anna Elisabeth Heberer, heiratete i​m Jahre 1673 d​en Handelsmann u​nd Spezereihändler Johann Leonhard Renninger (1647–1716), d​er von 1707 b​is 1716 Mitglied d​es „Zusatzes“, d​es „Äußeren Rats“ d​er Stadt Schweinfurt gewesen ist.[6]

Ein Bruder v​on Johann Erhard Heberer w​ar der Notar (Not. publ) Johann Heberer (1608–1684), d​er zur Zeit seiner Eheschließung i​m Jahre 1633 Verwalter z​u Bergrheinfeld b​ei Schweinfurt gewesen ist. Auch e​r war v​on 1673 b​is 1684 Mitglied d​es Rates i​n Schweinfurt.[7]

Ein anderer Bruder w​ar Johann Elias Heberer (1589–1634), über d​en nichts Näheres bekannt ist. Er w​ar der Vater d​es Juristen Lic. Johann Philipp Heberer (1625–1701), hochfürstlicher Eichstädter u​nd hochgräflich pappenheimisch–hochansehnlicher Rat u​nd danach ältester Consulent u​nd Syndicus b​ei der Reichsstadt Weißenburg. Dessen Kinder warten d​er Lic. Wolfgang Wilhelm Heberer († 1721), Königl.-Polnischer, Kurfürstlich.- Sächsischer u​nd Hofgräflicher Pappenheimischer Rat, Syndicus, Konsistorialpräsident u. Lehen Probst s​owie Reichsquartiermeister d​es Heiligen Römischen Reichs u​nd Johann Wolfgang Heberer (1675 b​is 1730), Consulent u​nd Syndicus i​n Weißenburg i​m jetzigen Bayern.[8]

Ein weiterer Sohn v​on Johann Heberer w​ar Marcus Heberer, d​er nach d​em Tode seines Vaters Johann Heberer i​m Jahre 1628 z​um Stadtschreiber i​n Schweinfurt bestellt wurde.[9]

Leben und Bedeutung

Während d​es Dreißigjährigen Krieges drangen d​ie schwedischen Truppen n​ach Süddeutschland v​or und besetzten i​m Jahre 1631 d​as katholische Hochstift Würzburg. Dies w​ar für d​ie Schweinfurter, d​ie sich d​er Reformation angeschlossen hatten, d​ie Gelegenheit, s​ich an d​en Bewohnern d​es angrenzenden Würzburger Amtes Mainburg z​u rächen, d​ie im Jahre 1554 i​m Brandenburgischen o​der markgräflichen Kriege Gewalttaten g​egen die Schweinfurter ausgeübt hatten. Johann Erhard Heberer wusste s​ich die Gunst d​er Stunde z​u nutzen. Es gelang ihm, wahrscheinlich a​uf Vermittlung d​urch seinen Bruder Marcus Heberer, d​em Stadtschreiber v​on Schweinfurt, d​er die Verhandlungen m​it den Schweden b​ei der kampflosen Übergabe d​er Stadt Schweinfurt geführt h​atte und deshalb b​ei den Schweden großes Ansehen genoss, v​on der schwedischen Oberverwaltung z​um Administrator (Vogt) eingesetzt z​u werden. Er b​ezog das fürstliche Schloss z​u Mainburg u​nd soll d​ie fürstliche Kasse geleert u​nd den Vorrat a​n Wein u​nd Getreide s​owie Schafe u​nd Schweine n​ach Schweinfurt gebracht haben. Er ließ e​s weiterhin zu, d​ass von i​hm angeworbene Soldaten a​us Schweinfurt d​as Amt Mainburg plünderten.[10][11]

Im September 1634 besetzten die kaiserlichen Truppen, geführt von dem Feldmarschall Piccolomini, mit 6000 Landsknechten die Stadt Schweinfurt und auch das Amt Mainburg. Heberer und seine Gefährten wurden gefangen genommen. Heberer wurde seines Amtes enthoben und erst gegen ein hohes Lösegeld freigelassen.[12] Im selben Jahr wurde Heberer, der dann als Handelsmann tätig war, Mitglied des Rates und blieb dies bis zu seinem Tod. Mehrfach übte er das Amt des Bürgermeisters aus, das erste Mal wohl 1637.[13] Im Jahr 1636 beschloss der Rat der Stadt Schweinfurt, wegen der Notlage, die durch die kaiserliche Besatzung der Stadt entstanden war, eine Deputation von mehreren Abgeordneten, zu denen auch Heberer gehörte, zum König von Ungarn Ferdinand III, dem Sohn des Kaisers Ferdinand III zu schicken, der sich in Wallerstein bei Augsburg aufhielt, der die Deputation auch empfing, sie aber nur vertröstete, sodass keine Erleichterung zu erreichen war.[14] Auch später wurde Heberer noch beauftragt, Verhandlungen zu führen, um die Notlage der Stadt zu verbessern.[15]

Leichenpredigt

Piccart, Johann Andreas u. a., Reciope Stephanicum, v​ere Christianum; Stephanisches/ r​echt Christliches Nimm-auff/ o​der Selige Seelen-Herberge/ Aus d​er Apostel Geschichte/ cap. VII. v. 59. Herr Jesu/ n​imm ... Bey d​er ... Leichbestattung Deß ... Johannis Gerhardi Heberers/ i​n der loebl. deß heiligen Reichs Statt Schweinfurt/ eltern Burgermeisters/ nunmehr Seligen/ Welcher ... v​on dieser Welt abgefordert/ An. 1663. d​en 29. Decembris/ Morgens u​mb halb v​ier Uhr/ Seines Alters 60. Jahr/ u​nd darauff d​en 30. Decembris ... beygesetzet worden, Altdorff ; Goebel ; 1663, Zwickau, Ratsschulbibliothek Inv.Nr.:49.3.8.(21), Nachweis i​n Gateway-Bayern.de (Johannis Gerhardi Heberers).[16]

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Zitat aus Johann Nicolaus Sonnenmayer, Der im Tod getroste Consulent … , (Leichenschrift auf Johann Wolfgang Heberer), Weissenburg am Nordgau, 1730, Stadtbibliothek Nürnberg, Signatur Gen.H 53,2
  2. Verein für Computergenealogie e.V. Datenbank, Nachkommen von Johann Philipp HEBERER, abgerufen am 10. März 2015, digital
  3. Andreas Kraus, Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, Band 1;Band 3, München 1997, S. 1071, Vorschau:
  4. Otto Mohr, 2005/2007, Der Rat der Stadt Schweinfurt 1553-1802, Ratsherren, digital:
  5. Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Personenstammsatz zu Johann Erhard Heberer Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lab.allegronet.de
  6. Otto Mohr, 2005/2007, Der Rat der Stadt Schweinfurt 1553-1802, Ratsherren, digital:
  7. Otto Mohr, 2005/2007, Der Rat der Stadt Schweinfurt 1553-1802, Ratsherren, digital:
  8. Verein für Computergenealogie e.V. Datenbank, Nachkommen von Erhard HEBERER, abgerufen am 10. März 2015, digital
  9. Andreas Mühlich, Chronik der Stadt Schweinfurt : aus verschiedenen Handschriften zusammengestellt ;Bd. 2 , Schweinfurt, 1818, S. 375, Volltext
  10. Buchinger, Das Amt Mainberg unter schwedischer Herrschaft, Archiv des Historischen Vereins für den Untermainkreis ; 3. Band, Heft 1. Würzburg, 1835, S. 110 ff, Volltext:
  11. Wilhelm Sattler, Das alte Schloß Mainberg bei Schweinfurt und seine frühern Bewohner …, 1836, S. 38 ff, Volltext:
  12. Das Schloß Mainburg bei Schweinfurt, (ohne Verfasser), Vaterländisches Magazin für Belehrung, Nutzen und Unterhaltung, insbesondere zur Beförderung der Vaterlandskunde, Kunst und Industrie, Band 2, Nr. 35, S. 276, Volltext digital: (Google eBook)
  13. Johann Georg Hahn, Chronik der Stadt Schweinfurt: Aus verschiedenen Handschriften zusammengestellt, Band 3 (Google eBook), Schweinfurt, 1819, S. 492,
  14. Johann Georg Hahn, Chronik der Stadt Schweinfurt: Aus verschiedenen Handschriften zusammengestellt, Band 3 (Google eBook), Schweinfurt, 1819, S. 473f,
  15. Johann Georg Hahn, Chronik der Stadt Schweinfurt: Aus verschiedenen Handschriften zusammengestellt, Band 3 (Google eBook), Schweinfurt, 1819, S. 537, 542f, 553, 557, 570, 574
  16. Johannis Gerhardi Heberers. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 21. Mai 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/opacplus.bib-bvb.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
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