Marc Friedrich
Marc Friedrich (* 1975 in Waiblingen) ist ein deutscher Sachbuchautor im Bereich Wirtschaft und Finanzen.
Leben
Friedrich studierte an der Hochschule Aalen internationale Betriebswirtschaftslehre. Danach arbeitete er für verschiedene Unternehmen in Argentinien, USA und Großbritannien.[1] 2001 erlebte er in Argentinien einen Staatsbankrott und dessen Folgen.
Mit seinem Geschäftspartner Matthias Weik gründete er 2009 die Friedrich & Weik Vermögenssicherung UG. Sie halten gemeinsam Vorträge zu Themen wie Industrie 4.0, Digitalisierung, Kryptowährung oder Blockchain.[2] Friedrich und Weik sind Autoren bei und der von Dirk Müller gegründeten Plattform Cashkurs[3]. Ebenso sind sie als Experten bei Focus Online tätig[4] und als Redner des Handelsblattes gelistet.[5]
Seit 2017 sind die beiden Partner im Geschäft mit Investmentfonds aktiv. Zusammen betreiben sie den „Friedrich & Weik Wertefonds“.[6] Im Oktober 2020 gab Marc Friedrich via Youtube die Gründung einer "neuen Firma" und somit die de Facto Trennung von seinem Geschäftspartner Weik bekannt.[7]
Sachwertefonds
Friedrich und Weik gehen davon aus, dass das Papierzeitalter zu Ende geht und das Zeitalter der Sachwerte beginnen würde. Weil man Sachwerte nicht drucken könne wie Geld, und Sachwerte immer Krisen überstanden hätten,[8] gründeten sie Deutschlands ersten offenen „Sachwertfonds“.
Von der Börse Hamburg wurden sie 2017 zweimal in Folge als „Aktionsfonds des Monats“ ausgezeichnet.[9] Das Verbrauchermagazin Finanztest kam im Januar 2020 hingegen zu der Bewertung, dass der Fonds am gemessenen Anspruch der Autoren „unzureichend“ sei. Der Fonds wurde Anfang 2017 aufgelegt und hatte bis Anfang 2020 eine Rendite von 4,4 Prozent erzielt. Im gleichen Zeitraum stiegen die globalen Aktienmärkte um etwa 38 Prozent und der Goldpreis um etwa 29 Prozent. Der Fonds sei in Bezug auf die Managementgebühren zudem „relativ teuer“.[10][11][12][13][14]
Positionen
Wirtschaft
Laut Friedrich und Weik habe das Finanzsystem nur eine mathematisch begrenzte Lebensdauer und sei „seit 2008 auf der Intensivstation“. Die Politiker würden sich nicht trauen, sich gegen das Geld- und Finanzsystem zu stellen und es würde somit künstlich am Leben gehalten werden. Dies würde durch immer neues Geld, das die EZB in das System pumpe, verschuldet und der Crash würde damit in die Zukunft verschoben werden. Im Vergleich zur Weltwirtschaftskrise sei die heutige Situation noch fragiler und unsicherer. So gäbe es heute viel mehr Schulden und das Geld würde sich unreguliert im System befinden.[15]
In einem Spiegel-Gespräch von Anfang April 2020 mit dem Ökonomen Peter Bofinger und anlässlich der Corona-Pandemie empfahl er: „Das System als ganzes ist marode, aber Sie trauen sich nicht, den Stecker zu ziehen. Ich würde den Patienten friedlich einschlafen lassen. … Warum soll man einen Patienten am Leben erhalten, der nur noch Schmerzen hat?“[16]
Rezeption
Einordnung und Kritik
Friedrich wird von verschiedenen Wirtschaftsjournalisten als „Crash-Prophet“ eingeordnet.[17][18] Laut Werner Grundlehner von der NZZ gäbe es fünf typische Merkmale für solche Crash-Propheten, zu denen er auch Friedrich zählt: „Ihre Argumente sind simpel und auf den ersten Blick logisch; ihre Prophezeiungen sind Teil ihres Geschäftsmodells; in Fachkreisen nimmt sie keiner ernst; sie sind Medienstars; ihre Lösungen sind scheinbar einfach.“ Grundlehner vergleicht dies mit einer Strategie beim Roulette: „Ich setzte jedes Mal auf die grüne Null und verliere meistens. Wenn dann aber die Kugel auf der Null liegen bleibt, veranstalte ich einen Riesenhallo und erzähle allen von der Verfünfunddreissigfachung des Einsatzes. Zahlreiche Besucher im Kasino werden mich als erfolgreichen Spieler in Erinnerung behalten.“[19] Laut Harald Freiberger von der Süddeutschen Zeitung wäre der Ton solcher Crash-Propheten, zu denen er auch Friedrich zählt, „illiberal“. Es gäbe zudem „eine Nähe zu Rechtspopulismus und Verschwörungstheorien, manchmal auch zu Nationalismus“. Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung warf Friedrich „Demagogie und Schwarzmalerei“ vor, seine Thesen entbehrten jeder wissenschaftlichen Grundlage.[20] Der Journalist Andreas Pflüger schreibt in der Stuttgarter Zeitung, dass Friedrich und Weik Fachleute seien, welche ihre Behauptungen mit Daten, Zahlen und Fakten belegen. Ebenso seien weite Teile ihrer Prognosen schon eingetroffen, wie „die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank, Strafzinsen auf Sparkonten, die Garantiezinssenkung bei Lebensversicherungen, der Brexit, Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten, die Selbstdemontage der Volksparteien oder das Erstarken extremer politischer Kräfte.“[21]
Faktenchecks
Markus Neumann kam im Nachrichtenmagazin Focus in einem Faktencheck zu dem Ergebnis, dass die Vorhersagen der „Crash-Propheten“ Weik und Friedrich „einer näheren Überprüfung nicht stand“ halten. Er untersuchte 2020 das erste Buch der beiden Autoren aus dem Jahr 2012. Dort sagten sie etwa ohne konkrete Zeitangabe, aber mit den Schätzungen „zwei Wochen, zwei Monate oder zwei Jahre“ den größten Crash aller Zeiten voraus. Auch sieben Jahre später war das noch nicht eingetreten. Sie sagten aus, dass die Staatsschulden weiter ansteigen würden. Laut dem Internationalen Währungsfond sanken diese hingegen. Sie sagten auch deutlich höhere Inflationsraten in der Euro-Zone voraus, tatsächlich sank die Inflationsrate. Sie rieten vom Kauf von Indexfonds ab und bezeichneten diese als „Irrsinn“. Tatsächlich konnten Anleger mit MSCI-World-Indexfonds in dieser Zeit eine Rendite von 170 Prozent erzielen. Wer hingegen, wie von den Autoren empfohlen, sein Geld in Gold anlegte, verlor 11,5 Prozent seines Kapitals.[22]
Publikationen
- Der größte Raubzug der Geschichte, Bastei Lübbe, Köln 2012, ISBN 978-3-404-60804-1.
- Der Crash ist die Lösung: Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten, Lübbe, 2015, ISBN 978-3-404-60858-4.
- Kapitalfehler: Wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen, Eichborn, Köln 2016, ISBN 978-3-8479-0605-6.
- Sonst knallt’s!: Warum wir Wirtschaft und Politik radikal neu denken müssen, Eichborn, Köln 2017, ISBN 978-3-8479-0634-6.
- Der größte Crash aller Zeiten: Wirtschaft, Politik, Gesellschaft. Wie Sie jetzt noch Ihr Geld schützen können, Eichborn, Köln 2019, ISBN 978-3-8479-0669-8.
Weblinks
- Marc Friedrich in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Interview – „Kapitalismus an sich ist ja nicht schlecht“. Abgerufen am 29. März 2020.
- Marc Friedrich – 1 Buch – Perlentaucher. Abgerufen am 29. März 2020.
- Dirk Müller: Matthias Weik und Marc Friedrich. Abgerufen am 29. März 2020.
- FOCUS Online: Experten – Finanzen. Abgerufen am 29. März 2020.
- Friedrich und Weik – Handelsblatt Redner Agentur. Abgerufen am 29. März 2020.
- Ist der Wertefonds sein Geld wert? ARD, 17. Januar 2020, abgerufen am 17. Januar 2020.
- Ich bin wieder da! Jetzt geht es richtig los (ERKLÄRUNG). Abgerufen am 18. Oktober 2020.
- Erstes Sachwertfonds in Sachwertmagazin
- Aktionsfonds des Monats in wallstreet:online
- Fonds von Finanzcrash-Gurus liefert lausige Rendite. Spiegel (Magazin), 17. Januar 2020, abgerufen am 17. Januar 2020.
- Wertefonds schwächelt nicht nur bei Rendite. Stiftung Warentest, 17. Januar 2020, abgerufen am 17. Januar 2020.
- Die Welt: Stiftung Warentest zerpflückt „Wertefonds“ der Crash-Propheten, vom 22. Januar 2020
- Stern: Stiftung Warentest zerreißt Finanzcrash-Fonds von Bestseller-Autoren, vom 20. Januar 2020
- Handelsblatt: Verbraucherschützer wettern gegen „Wertefonds“ von Crash-Propheten, vom 22. Januar 2020
- FOCUS Online: Crash-Propheten warnen: Weltwirtschaft rast Richtung Abgrund. Abgerufen am 29. März 2020.
- Der Spiegel, 4. April 2020, S. 18–20: Spiegel-Streitgespräch.
- Die Masche der Crash Propheten in faz.net
- Crashpropheten haben immer Recht in welt.de
- Das Geschäft mit der Angst in nzz.ch
- Crash-Propheten im Crash-Test in sueddeutsche.de
- Andreas Pflüger: Friedrich und Weik hätten gerne unrecht in Stuttgarter-Zeitung.de 11. November 2019, abgerufen 11. Januar 2020
- Markus Neumann: Crash-Propheten Weik und Friedrich: Ihre Thesen im Check. In: Focus Online. 10. Januar 2020, abgerufen am 11. Januar 2020.