Manson Family
The Manson Family war die Bezeichnung für eine Gruppe junger Frauen und Männer um Charles Manson, die am 9. und 10. August 1969 sieben Morde in Los Angeles beging.
Manson nutzte laut den Ergebnissen der Gerichtsverhandlungen den kollektiven Drogenkonsum, sein Charisma und sexuelle Gewalt, um seine Anhänger gefügig zu machen. Gleichzeitig wurde die Family öffentlich als rassistische Hippie-Kommune wahrgenommen.
Geschichte
Charles Manson hatte im Frühjahr 1967 eine siebenjährige Haftstrafe verbüßt und wurde auf Bewährung entlassen. Er hatte im Gefängnis Gitarrespielen gelernt und reiste nach seiner Entlassung als Straßenmusiker durch die USA. Im Sommer 1967 kam er in die Hauptstadt der Hippiebewegung, San Francisco. Dort scharte er mehrere junge Leute um sich, meist Ausreißer mit labiler Persönlichkeit. Die Gruppe wuchs und schon bald wurde Mansons VW-Bus zu klein für die „Family“. So erwarb er einen schwarz angestrichenen Schulbus und durchstreifte damit die Westküstenregion der USA.
Die Größe der Gruppierung variierte; die zumeist weiblichen Mitglieder waren zwischen 13 und 28 Jahre alt, viele davon mit problematischem familiären Hintergrund. Zur Family gehörten auch einige Kinder. Die Gruppe bestand aus einem festen Kern (rund 20 überwiegend weibliche Mitglieder), dem sich viele für kürzere Zeiträume oder auch regelmäßig wiederkehrend anschlossen. Alle Gruppenmitglieder bekamen Spitznamen.
Manson führte die Gruppe mit autoritären und manipulativen Methoden, er entwickelte außerdem eine ganz eigene Weltsicht, die er mit Elementen aus Liedtexten, bevorzugt aus den Alben der Beatles, begründete. So entstand Mansons apokalyptische Vorstellung eines „Helter Skelter“ (nach dem gleichnamigen Lied auf dem Weißen Album): eskalierende Rassenunruhen zwischen Schwarzen und Weißen. Die Manson Family verübte Ende der 1960er mehrere Morde, unter anderem an der Filmschauspielerin Sharon Tate und mehreren Freunden („Tate-Morde“) sowie an dem Supermarktkettenbesitzer Leno LaBianca und dessen Frau Rosemary.
Die Manson Family wurde 1969 nach den Tate-LaBianca-Morden auf der Barker Ranch im Death Valley (Kalifornien) verhaftet. Fünf Mitglieder der Manson Family wurden dieser Morde angeklagt und zunächst zur Todesstrafe verurteilt. Dieses Urteil wurde durch eine Gesetzesänderung später in lebenslange Haft abgeändert. Alle „Lebenslänglichen“ der Manson Family kämpfen bis heute um eine Revision ihrer Strafe oder um eine Entlassung auf Bewährung. Nach dem Tod Mansons am 19. November 2017[1] befinden sich im Jahr 2021 noch Charles Watson, Patricia Krenwinkel, Leslie Van Houten, Bobby Beausoleil und Bruce Davis in Haft. Entlassungsempfehlungen von der Bewährungskommission erhielten bislang nur Davis (sieben seit 2010), Van Houten (vier seit 2016) und Beausoleil (eine im Jahr 2019). Nach Widerspruch der jeweiligen Gouverneure von Kalifornien kam jedoch keiner von ihnen frei. Im Jahre 1985 wurde Steve Dennis Grogan als bisher einziger begnadigt. Susan Atkins verstarb 2009 im Alter von 61 Jahren an einem Hirntumor im Gefängnis.
Bekannte Mitglieder
Etwa 100 Mitglieder der Gruppierung und ihres sozialen Umfelds sind der Polizei namentlich bekannt. Zu ihnen gehören die folgenden, in alphabetischer Reihenfolge aufgelisteten Personen:[2]
- Charles Manson alias „Jesus Christ“, Anführer der Manson Family
- Maria Alonzo alias „Crystal“
- Susan Atkins alias „Sadie Mae Glutz“
- Edward Arthur Bailey
- Ella Jo Bailey alias „Yellerstone“
- Laurence Edward Bailey alias „Larry Jones“
- Madaline Joan Cottage alias „Linda Baldwin“, „Little Patty“
- Susan Phyllis Bartell alias „Country Sue“
- Bobby Beausoleil alias „Cupido“
- Mary Brunner alias „Mother Mary“, „Mary Manson“
- Priscilla Cooper
- Sherry Ann Cooper alias „Sherry“, „Simi Valley Sherri“
- James Craig
- Larry Cravens
- Bruce Davis alias „Bruce McMillan“
- Daniel Thomas de Carlo alias „Danny“, „Donkey Dan“
- John Leo Flynn alias „Juan Flynn“
- Lynette Fromme alias „Squeaky“
- Catherine Irene Gillies alias „Cappy“
- Sandra Collins Good alias „Sandy“
- William Goucher
- Steve Dennis Grogan alias „Clem“, „Tufts“
- John Philip Haught alias „Zero“
- Barbara Hoyt alias „Barbara Rosenburg“
- Linda Kasabian
- George Knoll alias „86 George“
- Patricia Krenwinkel alias „Katie“, „Big Patty“
- Dianne Lake alias „Snake“
- Robert Lane alias „Soupspoon“
- Charles Allen Lovett
- Kathryn Lutesinger alias „Kitty“
- Michael Monfort
- Dean Moorehouse
- Ruth Ann Moorehouse alias „Ouish“, „Rachel Susan Morse“
- Nancy Laura Pitman alias „Brenda McCann“, „Cydette Perell“
- Brooks Poston
- Joel Pugh
- Dennis Rice
- Mark Ross
- Stephanie Schram
- Suzanne Scott alias „Stephanie Rowe“
- Catherine Share alias „Gypsy“, „Manon Minette“
- Collie Sinclair alias „Beth Tracy“
- Claudia Leigh Smith alias „Sherry Andrews“
- Hugh Rocky Todd alias „Randy Morglea“
- Harold True
- Leslie Van Houten alias „LuLu“, „Leslie Marie Sankston“, „Leslie Owens“
- Thomas Walleman alias „T.J. the Terrible“
- Paul Alan Watkins[3]
- Charles Watson alias „Tex“, „Charles Montgomery“, „Texas Charlie“
- Joan Wildebush alias „Juanita“
Rezeption
Die Manson Family ist zu einem viel thematisierten Gegenstand der Populärkultur geworden und hat zahlreiche künstlerische Werke inspiriert. Die Ereignisse rund um die Manson Family verarbeiteten beispielsweise Louis Paul Boon (Die Jesses-Mädchen, 1977) und Emma Cline (The Girls, 2016) in Romanen.
Zu den musikalischen Stücken, die durch die Manson Family inspiriert wurden, gehören Neil Youngs Revolution Blues auf dem Album On the Beach (1974), Sonic Youths Death Valley ’69 aus dem Jahr 1985,[4] Ozzy Osbournes Song Bloodbath in Paradise auf dem Album No Rest for the Wicked (1988) und Slipknots 742617000027 auf dem Album Slipknot von 1999.
Der 1973 erschienene Dokumentarfilm Manson gewährt Einblicke in das Leben der Manson Family. Die Verbrechen der Manson Family werden in dem Fernsehfilm Helter Skelter – Nacht der langen Messer aus dem Jahr 1976 verarbeitet. In einer Episode der Serie Family Guy werden Bezüge zur Manson Family hergestellt.[4]
Quentin Tarantino thematisiert die Manson Family und ihre Morde 2019 in seinem Film Once Upon a Time in Hollywood.
Filmmaterial
Dokumentarfilme
- 1973: Manson
- 2007: Inside the Manson Gang
- 2007: Cease to Exist
- 2009: The Six Degrees of Helter Skelter
- 2012: Born to Kill – Als Mörder geboren? (Born to Kill?), Dokuserie, Staffel 2, Folge 1: The Manson Family
- 2014: Life After Manson
Spielfilme/Fernsehserie
- 1976: Helter Skelter – Nacht der langen Messer (Helter Skelter, Fernsehfilm)
- 1997: The Manson Family
- 2004: Helter Skelter (Fernsehfilm)
- 2014: House of Manson
- 2015: Manson Family Vacation
- 2015: Aquarius (Fernsehserie)
- 2016: Wolves at the Door
- 2019: Charlie Says
- 2019: Once Upon a Time in Hollywood
- 2019: The Haunting of Sharon Tate
- 2019: Mindhunter (Serie)
Literatur
- Vincent Bugliosi, Curt Gentry: Helter Skelter. Die wahre Geschichte des Serienmörders Charles Manson. Aus dem Englischen von Anke und Eberhard Kreutzer. riva Verlag, München 2017, ISBN 978-3-7423-0249-6; Original: Helter Skelter. The True Story of the Manson Murders. W. W. Norton & Company, New York, NY 2001, ISBN 978-0-393-32223-1.
- Carol Greene: Der Fall Charles Manson. Mörder aus der Retorte. Dr. Böttiger Verlags-GmbH, Wiesbaden-Nordenstadt 2001, ISBN 3-925725-13-X; Originaltitel: Test-Tube Murders: The Case of Charles Manson.
- Dianne Lake, Deborah Herman: Member of the Family. Manson, Murder and Me. HarperCollins, London 2018, ISBN 978-0-00-827476-4.
- Ed Sanders: The Family. Die Geschichte von Charles Manson und seiner Strand-Buggy-Bande. Aus dem Englischen von Edwin Ortmann, Hella Knappertsbusch & Dirk Otten. Fuego Verlag, Bremen 2016, ISBN 978-3-86287-146-9; Original: The Family. Thunder’s Mouth Press, New York, NY 2002, ISBN 1-56025-396-7.
Weblinks
- Charles Manson – The True Story Internetseite mit Informationen zu Manson, Mitgliedern der Manson Family, ihren Opfern und dem Gerichtsverfahren. (englisch)
- Fotogalerie der Manson Family
- Manson Family Mugshots und Namensliste
Einzelnachweise
- US-Sektengründer und Serienmörder: Charles Manson ist tot. In: spiegel.de. 20. November 2017, abgerufen am 21. November 2017.
- Vincent Bugliosi, Curt Gentry: Helter Skelter. 2017, S. 14–19.
- Paul Watkins Tochter ist die Schriftstellerin Claire Vaye Watkins, geboren 1984.
- Roisin O’Connor: Charles Manson dead: How the cult leader was referenced in popular culture. In: The Independent. 20. November 2017, abgerufen am 27. Oktober 2018.