Manheim
Manheim war ein Stadtteil von Kerpen im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Manheim lag in der Abbauzone des Tagebaus Hambach und musste diesem nach den Plänen von RWE bis zum Jahr 2022 weichen. Als Ersatz entstand der Umsiedlungsort Manheim-neu[2][3] westlich von Kerpen.
Manheim Stadt Kerpen | |
---|---|
Höhe: | ca. 90 m |
Fläche: | 11,74 km² |
Einwohner: | 42 (31. Dez. 2021)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 4 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 50170 |
Vorwahl: | 02275 |
Lage von Manheim und Manheim-neu im Rheinischen Braunkohlerevier | |
Lage
Manheim lag in der Jülich-Zülpicher Börde zwischen der Steinheide und dem Bürgewald. Nachbarorte waren südlich Buir und Blatzheim, und westlich Morschenich. Die Siedlung Tanneck (Stadt Elsdorf) befand sich im Norden des Ortes, diese wurde bereits abgebaggert. Zu Manheim gehörten das Haus Forst, welches nicht abgebaggert wurde, sowie Haus Bochheim und die Waldhöfe. Bis zur Verlegung der Bundesautobahn 4 verlief diese zwischen Haus Bochheim und Manheim, seit der Verlegung verläuft sie südlich der Ortslage.
Geschichte
Manheim wurde das erste Mal urkundlich im Jahre 898 erwähnt. Dabei handelt es sich um eine Schenkungsurkunde, mit der König Zwentibold dem Stift Essen Besitz unter anderem im Ort Manheim (damals Mannunhem) überträgt.
1027 ging die Grundherrschaft an das Erzbistum Köln über.
Ab 1954 bildeten die Gemeinden Buir und Manheim einen gemeinsamen Amtsbezirk.
Bis 1974 war Manheim eine eigenständige Gemeinde, bevor der Ort dann durch das Köln-Gesetz mit Wirkung vom 1. Januar 1975 der neuen Stadt Kerpen zugeordnet wurde.[4]
Beteiligung am Bürgewald
Manheim gehörte zu den am Bürgewald beteiligten Orten, die Rechte am Wald besaßen. Der Legende nach schenkte der hl. Arnold von Arnoldsweiler den umliegenden Gemeinden den Wald, der vorher unter kaiserlichem Wildbann stand. Als Dank mussten die Gemeinden jährlich am Pfingstdienstag den Wachszins an die Pfarrkirche von Arnoldsweiler abliefern. Eine Urkunde vom 18. März 1360, die Herzog Wilhelm I. von Jülich unterschrieb, bestätigte den Wachszins. Manheim wird hierin nicht explizit erwähnt, jedoch alle umliegenden Dörfer. In der Urkunde steht, dass dat kerspel von Blaitzheim mit seinem Zubehoer eine Kerze von 12 Pfund Wachs abliefern musste. Manheim gehörte damals zur Pfarre Blatzheim, mit Zubehoer wird also auch Manheim gemeint sein. Dafür spricht auch, dass Manheim im Jahr 1775, als der bislang gemeinschaftlich genutzte Bürgewald unter den Gemeinden aufgeteilt wurde, ebenfalls mit der Manheimer Bürge einen Teil des Waldes erhielt.[5]
Kirche
Bevölkerungsentwicklung
Die Einwohnerzahl von Manheim war zwischen 1974 und dem Beginn der Umsiedlung 2012 nur leicht rückgängig (−12 %). Wegen des näher rückenden Tagebaus Hambach ist die gegenwärtige Entwicklung durch die Umsiedlung von Manheim-alt nach Manheim-neu bzw. Wegzüge begründet.
Jahr | 1816 | 1867 | 1910 | 1939 | 1956 | 1974 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 |
Ew | 517 | 821 | 952 | 1198 | 1598 | 1761 | 1754 | 1741 | 1711 | 1693 | 1647 | 1659 | 1648 | 1600 | 1586 |
Jahr | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
Ew | 1576 | 1578 | 1454 | 1189 | 862 | 702 | 588 | 359 | 187 | 50 | 39 | 42 |
Zukunft
Manheim wird seit 2012 sukzessive umgesiedelt. Dazu wurde 2007 der Antrag auf Aufstellung des Braunkohlenplans Hambach, sachlicher Teilabschnitt Umsiedlung Manheim erstellt und beim Bergamt eingereicht. Die Genehmigung wurde am 8. Juni 2011 von der Landesregierung NRW erteilt. Ab etwa 2022 soll die Ortsfläche dann bergbaulich in Anspruch genommen werden.
Für die Umsiedlung hatten die Manheimer Einwohner drei mögliche Standorte für (Neu-)Manheim zur Wahl; Kerpen-West, Kerpen-Dickbusch und den Südwestteil Buirs. Bei einer Abstimmung am 16. Dezember 2007 entschieden sie sich bei einer Wahlbeteiligung von 71,75 % und nur einer ungültigen Stimme mit 81,05 % für Kerpen-Dickbusch, nordwestlich von Langenich. Der Bebauungsplan sieht überwiegend freistehende Einfamilienhäuser vor.[6]
In einer weiteren Befragung vom 11. Februar bis 16. März 2008 konnten die Manheimer Bürger angeben, wie groß der Bedarf an Grundstücken ist. Daraus wurde die Größe Manheims am neuen Standort in Kerpen-Dickbusch ermittelt. Am 18. März 2010 fand eine Informationsveranstaltung zur Grundstücksbefragung statt.[7]
In Manheim wohnten in den Jahren 2016 bis 2018 übergangsweise bis zu 400 Flüchtlinge.[8]
Infrastruktur
Manheim-alt liegt zwischen der ehemaligen A4 und der im September 2014 freigegebenen neuen A4 in direkter Nähe der ehemaligen Autobahnabfahrt Buir (8), westlich der Kreisstraße 53 (ehemalige B 477) und nördlich der Bahnlinie Köln-Aachen.
Der Ort verfügt über folgende öffentliche Einrichtungen:
- Kindergarten Pusteblume (ehem. Maria Goretti) mit zwei Gruppen
- Gemeindehaus (nicht mehr genutzt)
- Kath. öffentliche Bücherei
- Erftlandring
Ortsgemeinschaft
Die Aktivitäten der Ortsgemeinschaft finden am Umsiedlungsort in Manheim-neu statt. Verblieben ist der Kartclub Rennsportfreunde Wolfgang Graf Berghe von Trips e. V., Kart-Club Kerpen-Manheim.
Besondere Ereignisse
In der Nacht vom 30. auf den 31. Juli 1943 stürzte eine Short Stirling, die EF 427 'A Apple', am Ortsrand von Manheim ab. Nur ein Bordschütze überlebte den Absturz und landete am Fallschirm im Garten eines Einwohners.
Am 1. August 1995 fand im Gemeindehaus des Ortes die standesamtliche Trauung von Michael Schumacher und Corinna Betsch statt. Ursprünglich war die Trauung im Standesamt Kerpen geplant. Wegen des unerwünschten großen Medienrummels wurde sie kurzfristig nach Manheim verlegt.
Persönlichkeiten
In Manheim lebten folgende bekannte Persönlichkeiten:
- Ignaz Pfefferkorn (1726–1798), in Neuspanien tätiger Jesuit, Missionar und Naturforscher
- Johannes F. Lambertz, ehem. Vorstandsvorsitzender der RWE Power AG
Für die in Hürth geborenen Michael Schumacher und Ralf Schumacher sowie andere ehemalige Formel-1-Rennfahrer war der in Manheim gelegene Erftlandring die „Hausstrecke“.
Weblinks
- Manheimer Infoportal & Community
- Bezirksregierung Köln / Leistungen / Abteilung 3 / Dezernat 32 / Braunkohlenplanung / Braunkohlenpläne / Braunkohlenplan Umsiedlung Manheim 13 kB, abgerufen am 26. Dezember 2015
- Ortsvorsteherin Manheim
- Seite der Stadt Kerpen zur Umsiedlung Manheims
- Informationen zur Umsiedlung Manheims
- Private Filmdokumentation über Manheim
- Serie: Unser Dorf zieht um: Das große Abenteuer Umsiedlung von Susanne Schnabel; auf wdr.de
Einzelnachweise
- Verteilung auf die Stadtteile im Jahr 2020. In: Internetseite der Stadt Kerpen. Abgerufen am 8. Januar 2022.
- Gestaltungsplan von Manheim-neu = Kerpen-Dickbusch, Maßstab 1:2000, Stand 14. Januar 2010 2,568 MB, abgerufen am 22. April 2011
- Stadt Kerpen Gutachterverfahren Umsiedlung Manheim, Stand September 2009 2,804 MB, abgerufen am 22. April 2011
- Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
- Rudolf A. H. Wyrsch: Der heilige Arnold von Arnoldsweiler. Legende und Geschichte der Verehrung eines rheinischen Heiligen. In: Forum Jülicher Geschichte Heft 9, Jülich 1994, S. 18 f. und S. 73 f.
- Gestaltungsplan von Manheim-neu = Kerpen-Dickbusch, Maßstab 1:2000, Stand 14. Januar 2010 2,51 MB, abgerufen am 18. April 2010
- Seite der Stadt Kerpen zur Umsiedlung Manheims, abgerufen am 18. April 2010
- Niklas Maak: Wo Flüchtlinge wohnen. Neues Deutschland in FAZ vom 3. Februar 2016