Making a Murderer
Serie | |
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Originaltitel | Making a Murderer |
Produktionsland | Vereinigte Staaten |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2015, 2018 |
Produktions- unternehmen |
Synthesis Films |
Länge | 47–66 Minuten |
Episoden | 20 in 2 Staffeln |
Genre | Dokumentarserie, Gerichtsserie |
Idee | Laura Ricciardi Moira Demos |
Produktion | Laura Ricciardi Moira Demos Lisa Nishimura Adam Del Deo |
Musik | Kevin Kiner Gustavo Santaolalla |
Erstveröffentlichung | 18. Dezember 2015 & 19. Oktober 2018 auf Netflix |
Deutschsprachige Erstveröffentlichung |
18. Dezember 2015 & 19. Oktober 2018 auf Netflix |
Making a Murderer ist eine US-amerikanische Dokumentar-Serie des US-Video-on-Demand-Anbieters Netflix aus dem Jahr 2015.[1] Die über einen Zeitraum von 10 Jahren produzierte Serie schildert die Ereignisse um Steven Avery aus dem US-Bundesstaat Wisconsin, der 18 Jahre unschuldig in Haft saß.[2][3] Nach seiner Haftentlassung 2003 verklagte er die für seine Verurteilung Verantwortlichen auf 36 Millionen US-Dollar Schadensersatz. Kurze Zeit später wurde er 2005 des Mordes an der 25-jährigen Teresa Halbach beschuldigt und für schuldig befunden, obwohl er erneut auf unschuldig plädierte.[2] Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und sitzt zurzeit im Waupun Correctional Gefängnis (Stand Dezember 2015).
Der Fall Avery wurde, speziell nach der Ausstrahlung der Netflix-Serie, kontrovers im Manitowoc County (in dem der Fall stattfand) sowie im In- und Ausland diskutiert, da die zur Verurteilung Averys vorgebrachten Beweise und Indizien zweifelhaft sind.[1][4]
Handlung
Die Serie setzt sich aus Aufnahmen aus Gerichtsprozessen und Interviews zusammen sowie aus Videoaufzeichnungen von Polizeiverhören und mitgeschnittenen Anrufen aus Gefängnissen.[2] Erzählt wird die Geschichte von Steven Avery aus Wisconsin, der 1985 wegen Vergewaltigung zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, obwohl er sich unschuldig bekannte und Indizien gegen seine Schuld sprachen. 2003, nach 18-jähriger Haft, wurde durch eine DNA-Analyse Averys Unschuld bewiesen, der daraufhin aus der Haft entlassen wurde.[3] Avery verklagte in der Folge den Manitowoc County und weitere für seine Verurteilung Verantwortliche.
Am 31. Oktober 2005 kam die 25-jährige Teresa Halbach auf das Anwesen des Avery Autoschrottplatzes, um sich mit Steven Avery zu treffen und um Fotos von einem zum Verkauf stehenden Minivan zu machen. Halbach wurde danach nicht mehr lebend gesehen. Avery wurde danach der Vergewaltigung und des Mordes an Halbach beschuldigt und am 11. November 2005 festgenommen.[2] Avery beteuerte erneut seine Unschuld und warf den Behörden vor, ihm den Mord anzuhängen, um nicht Schadensersatz an ihn bezahlen zu müssen.
Im Laufe der Ermittlungen wurde der 16-jährige Neffe Averys, Brendan Dassey, durch Polizisten verhört, ohne dass sein Anwalt oder seine Mutter Barb Tadych anwesend waren. Dassey gab an, mit seinem Onkel Halbach vergewaltigt, ermordet und verbrannt zu haben. Später widerrief Dassey sein Geständnis und gab an, den Polizisten gesagt zu haben, was sie hören wollten.[1] In einem Telefonat mit seiner Mutter gab Dassey an, „die Antworten im Verhör geraten zu haben, denn so würde er es auch in der Schule machen“. Seine Frage, ob er nach einem Geständnis nach Hause gehen könne, beantworteten die Polizisten mit Ja.
Len Kachinsky, der Pflichtverteidiger von Dassey, ließ seinen Ermittler ein weiteres Geständnis von Dassey abringen – anstatt Dasseys Unschuld zu beweisen. Dassey beantragte daraufhin bei Richter Patrick Willis, einen neuen Pflichtverteidiger zugestellt zu bekommen. Dieser lehnte ab. Erst bei einer zweiten Anfrage wurde Kachinsky seiner Aufgabe entbunden.[5]
Auf Grund Dasseys Geständnis wurde Avery 2007 zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit auf frühzeitige Entlassung verurteilt.[1] Dassey wurde zu einer 32-jährigen Haftstrafe verurteilt.
Dasseys erster Anwalt, Kachinsky, wurde durch Dasseys neue Anwälte Steven Drizin, Robert Dvorak und Laura Nirider vor Gericht geladen mit dem Vorwurf, dass er seinen Pflichten als Verteidiger nicht nachgekommen sei.[5] Drizin, Dvorak und Nirider versuchten – inzwischen erfolgreich (Stand Januar 2016) –, den Fall vor ein Bundesgericht zu bringen und den Fall Dassey neu aufzurollen.
Im August 2016 ordnete ein Richter in Milwaukee an, Dassey innerhalb von 90 Tagen freizulassen, sofern es keinen Einspruch von staatlicher Seite gibt. Er begründete das mit der Verhörführung der ermittelnden Beamten und den Versprechungen, welche in Folge zu einem Geständnis geführt hatten. Steve Avery selbst wurde aber gerade aufgrund dieses Geständnisses verurteilt.[6]
Dargestellte Personen
Familie Avery
- Steven Avery – Hauptangeklagter
- Allan Avery – Steven Averys Vater
- Dolores Avery – Steven Averys Mutter
- Brendan Dassey – Nebenangeklagter, Steven Averys Neffe
- Bobby Dassey – Brendan Dasseys Bruder
- Barb Tadych – Brendan Dasseys Mutter und Steven Averys Schwester
- Scott Tadych – Brendan Dasseys Stiefvater, Barb Tadychs Ehemann
Opfer
- Penny Beernsten – Vergewaltigungsopfer, Verurteilung und später Freispruch für Steven Avery
- Teresa Halbach – Mordopfer, Verurteilung für Steven Avery
Anwälte der Verteidigung
- Len Kachinsky – Rechtsanwalt, Brendan Dasseys erster Anwalt
- Dean Strang – Rechtsanwalt für Steven Avery
- Jerry Buting – Rechtsanwalt für Steven Avery
- Steven Drizin – Rechtsanwalt für Brendan Dassey (Nach-Verhandlung)
- Robert Dvorak – Rechtsanwalt für Brendan Dassey (Nach-Verhandlung)
- Laura Nirider – Rechtsanwältin für Brendan Dassey (Nach-Verhandlung)
- Kathleen Zellner – Rechtsanwältin für Steven Avery
Anwälte der Anklage
- Ken Kratz – Special Prosecutor und District Attorney des Calumet County, Wisconsin
- Denis Vogel – Manitowoc County District Attorney
- Peg Lautenschlager – Generalstaatsanwalt von Wisconsin
Richter
- Patrick Willis – Richter in Averys and Dasseys Fällen
- Fred H. Hazlewood – Richter im Halbach Mordfall
Polizei
- James Lenk – Lieutenant des Manitowoc County Sheriffs Department
- Andrew Colborn – Sergeant des Manitowoc County Sheriffs Department
- Kenneth Peterson – Manitowoc County Sheriff während des Halbachs Mordfalls
- Tom Fassbender – Ermittler des Wisconsin Department of Justice
- Mark Wiegert – Sergeant des Calumet County Sheriffs Department
- Gene Kusche – Manitowoc County Chief Deputy Sheriff
- Tom Kocourek – Manitowoc County Sheriff in den 1980ern
- Judy Dvorak – Deputy des Manitowoc County Sheriffs Department
Weitere
- Gregory Allen – Verübte die Vergewaltigung, für die Steven Avery 1985 unschuldig verurteilt wurde
Produktion
Geschrieben und gefilmt wurde die 10-teilige Serie von Laura Ricciardi und Moira Demos, die über einen Zeitraum von 10 Jahren ihre Aufnahmen machten.[3][1] 2005 waren die beiden Film-Abschlussstudentinnen der Columbia University, als sie einen Artikel über den Steven-Avery-Fall in der New York Times lasen.[7] Danach beschlossen sie, darüber eine Dokumentation zu drehen. Anstatt einen 90-minütigen Film zu drehen, der auf einem Filmfestival oder einer Kriminalfälle-Konferenz hätte gezeigt werden können, wollten die beiden eine Serien-Dokumentation erstellen. Sie boten diese HBO, PBS und weiteren Fernsehsendern an, die alle ablehnten.[7] 2013 konnten sie Netflix überzeugen, eine Serie zu produzieren.[8]
Am Ende der Dokumentation hatten Ricciardi und Demos über 500 Stunden Filmmaterial von Interviews und Aufnahmen gemacht, zu denen 180 Stunden Filmmaterial während der Gerichtsverfahren hinzukamen.[7] Die Filmemacherinnen interviewten unter anderem die Eltern Steven Averys, seine Schwester Barb Tadych und deren Sohn Bobby Dassey (Brendan Dasseys Bruder) sowie den Bruder von Teresa Halbach.[7] Ken Kratz, Special Prosecutor und District Attorney des Calumet County ignorierte ihre Interviewanfragen.[7] Mit Steven Avery konnten die Filmemacherinnen nur telefonisch Interviews führen; ein Termin vor Ort wurde ihnen vom Sheriff und den Gefängnisbehörden mit der Begründung, es gäbe ein Sicherheitsrisiko, nicht gestattet.[7] Die Erstausstrahlung der Serie war im Dezember 2015.[8]
Kritiken
Die Kritik war insgesamt positiv. Auf Rotten Tomatoes äußerten sich 96 % positiv (ausgewertet wurden 114 Kritiken).
„Filmed over a 10-year period, Making a Murderer is an unprecedented real-life thriller about a DNA exoneree who, while in the midst of exposing corruption in local law enforcement, finds himself the prime suspect in a grisly new crime.
Über einen Zeitraum von 10 Jahren gefilmt, zeigt Making a Murderer einen beispiellosen aus dem realen Leben entnommenen Thriller über einen durch eine DNA-Analyse Freigesprochenen. Dieser findet sich, in mitten einer korrupten lokalen Polizeibehörde, als Hauptverdächtiger in einem grauenhaften neuen Mordfall wieder.“
„The series presents the two popular explanations for Mr. Avery’s seemingly counterintuitive story. Assuming that he was indeed innocent of the first crime, did the many years he spent wrongfully imprisoned change him into someone who would commit a brutal murder? Or was he made into a murderer — in other words, framed — by the law enforcement officials of Manitowoc County, Wis., who were angered and embarrassed by his exoneration and a subsequent lawsuit he filed against them?
Die Serie präsentiert zwei populäre Erklärungen für Herrn Averys scheinbar nicht eingängige Geschichte. Es stellt sich die Frage, ob er scheinbar unschuldig verurteilt wurde und der Gefängnisaufenthalt aus ihm einen brutalen Mörder machte? Oder ob der Mord aus ihm ein Mörder gemacht – in anderen Worten durch die Polizeibehörde und Beschäftigte des Manitowoc Countys, Wiscounsin, konstruiert wurde, da sie durch das zu Tage kommen der unschuldigen Verurteilung Averys und der damit verbundenen Schadensersatzklage erzürnt und peinlich berührt waren?“
Auf der anderen Seite wurden auch kritische Stimmen laut, wonach die Produzenten die Geschichte und den Prozess um Steven Avery nicht richtig wiedergegeben hätten.[11] Laut dem ehemaligen Bezirksstaatsanwalt von Calumet wurde Averys erstmalige Verurteilung wegen Tierquälerei in der Serie heruntergespielt. Avery behauptete, er habe eine Katze über ein Lagerfeuer geworfen und sie hätte dabei Feuer gefangen. In Wirklichkeit tauchte er das Tier in Benzin und warf es dann ins Feuer.[12]
Petitionen
We The People (Weißes Haus)
Seit 20. Dezember 2015 lief auf petitions.whitehouse.gov eine Online-Petition, die sich für eine Begnadigung Steven Averys und Brendan Dasseys einsetzte. Am 6. Januar 2016, 17 Tage nach Beginn der Petition, wurden die nötigen 100.000 Unterschriften erreicht, um eine Antwort durch das Weiße Haus zu erhalten. Bis zum 7. Januar 2016 hatten fast 130.000 Menschen die Petition unterzeichnet, worauf das Weiße Haus durch sein We The People-Team eine Antwort hinterließ.[13] In dieser wurde darauf hingewiesen, dass Präsident Barack Obama ausschließlich in Fällen gegen die Vereinigten Staaten eine Begnadigung gewähren kann. Averys Fall dagegen liege in der Judikative des Staates Wisconsin.[13]
Change.org
Seit Dezember 2015 läuft auf change.org eine Petition, die an Präsident Obama und an Scott Walker, den Gouverneur von Wisconsin gerichtet ist. Bisher haben über 536.713 Menschen (Stand Juni 2017) diese unterzeichnet.[14]
Weblinks
Einzelnachweise
- Review: ‘Making a Murderer,’ True Crime on Netflix. New York Times, abgerufen am 29. Dezember 2015 (englisch).
- Netflix-Doku "Making a Murderer". Der Spiegel Online, abgerufen am 29. Dezember 2015.
- Making a Murderer: An American Horror Story. theatlantic.com, abgerufen am 29. Dezember 2015 (englisch).
- We Spoke to 'Making a Murderer' Prosecutor Ken Kratz. maxim.com, abgerufen am 4. Januar 2016 (englisch).
- Chicago-Based Lawyers Await Judge's Decision on 'Making a Murderer' Case. nbcchigaco.com, abgerufen am 6. Januar 2016 (englisch).
- Bericht der Richterentscheidung zur Freilassung von Dassey. NBC, 16. August 2016
- Behind ‘Making a Murderer,’ a New Documentary Series on Netflix. New York Times, abgerufen am 4. Januar 2016 (englisch).
- Netflix series brings worldwide spotlight to Steven Avery case. Journal Sentinel, abgerufen am 4. Januar 2016 (englisch).
- Making a Murderer. In: www.rottentomatoes.com. Rotten Tomatoes, 18. Dezember 2015, abgerufen am 4. Januar 2016.
- Review: ‘Making a Murderer,’ True Crime on Netflix. In: www.nytimes.com. New York Times, 16. Dezember 2015, abgerufen am 4. Januar 2016.
- Alison Dirr: Seven details left out of 'Making a Murderer'. In: USA Today. 19. Januar 2016, abgerufen am 5. Februar 2016.
- Lesley Messer: 5 Things to Know About Steven Avery From 'Making a Murderer'. In: ABC News. 5. Januar 2016, abgerufen am 5. Februar 2016.
- A response to your petition on the Teresa Halbach murder case. (Nicht mehr online verfügbar.) We The People (White House), archiviert vom Original am 8. Januar 2016; abgerufen am 7. Januar 2016 (englisch).
- Free Steven Avery. change.org, abgerufen am 9. Juni 2017 (englisch).