Mahjong-Schule
Eine Mahjong-Schule (chinesisch 麻將館 / 麻将馆, Pinyin májiāngguǎn, Jyutping maa4zoeng3gun2, kant. 麻雀館 / 麻雀馆, máquèguǎn, Jyutping maa4zoek3gun2 – „besser Mahjong-Spielstätte, Mahjong-Spielsalon“, jap. 雀荘 jansō, selten 麻雀館 mājankan) ist eine lizenzierte Stätte in Hongkong, an der Personen über 18 Jahre Mahjong spielen können.[1][2][3][4]
麻將館 / 麻将馆
Seit 1871 ist privates Glücksspiel in Hongkong verboten. Da jedoch Mahjong ein derart populäres Spiel ist, wurden Stätten, in denen Mahjong gespielt wird, seitens der Hongkonger Regierung geduldet. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die damalige britische Kolonialregierung solche Stätten dazu aufgefordert Mahjong-Schullizenzen bzw. Tin-Kau[5]-Lizenzen zu erwerben mit der Auflage, dass derartige Geschäfte unter der rechtsenglischen Bezeichnung Mahjong Schools (麻雀學校)[6] betrieben werden – einer sogenannten „white lie“ (deutsch etwa „Notlüge, fromme Lüge, Schwindelei“), um das Verbot zu umgehen. In Anlehnung zur Anzahl der Spielsteine eines Mahjong-Spiels wurden 1956 144 Betriebslizenzen vergeben. Für die 1956 vergebenen 144 Lizenzen war das Police Licensing Office, kurz PLO, (警察牌照課 – „Lizenzierungsbüro der Polizei“)[7] zuständig.
Heutige rechtliche Lage
Obwohl die Mahjong-Schulen technisch gesehen „Schulen“ sind, werden die Lizenzen der Mahjong-Schule bzw. Tin-Kau-Lizenzen heute von der Hongkonger Fernseh- und Unterhaltungslizenzbehörde (englisch Television and Entertainment Licensing Authority, kurz TELA, 影視及娛樂事務管理處, kurz 影視處)[8] ausgestellt. Die ursprünglich vom Police Licensing Office ausgestellten „alten“ Betreiberlizenen sind alle unbefristet und auf Lebenszeit des Lizenzbesitzers gültig. Sie haben juristisch einen einmaligen Ausnahmecharakter und neue Betreiberlizenzen gleicher Art wird es künftig nicht geben. Demnach kann das Betriebsrecht zwar auf eine neue Person übertragen werden oder „weitervererbt“ werden, wenn der Lizenznehmer verstirbt. Jedoch hat die neue Lizenzbehörde TELA beim Übertrag der „alten“ Lizenzen auf eine neue Person das Recht neue Betriebs- und Lizenzierungsbedingungen festzulegen, so dass auf lange Sicht praktisch immer weniger solcher privat betriebenen Mahjong-Spielstätten geben wird. Derzeit (Stand 2006) gibt es insgesamt noch etwa 60 Mahjong-Schulen in Hongkong. Die lizenzierten Mahjong-Schulen in Hongkong sind praktisch in jedem Distrikt Hongkongs zu finden, überwiegend jedoch in den dichtbesiedelten Stadtgebieten wie Tsuen Wan, Mong Kok, Yaumatei, Sham Shui Po, North Point und Wan Chai.
Regeln
Wenn ein Spieler Mahjong in einer Mahjong-Schule spielt, muss er einen Anteil seines Gewinns bezahlen, wenn er ein Spiel gewinnt. Diese Beteiligung am Gewinn (ugs. kant. 抽水, Jyutping cau1seoi2 – „Gewinnabzug, Provision“)[9] ist die Haupteinnahmequelle einer Mahjong-Schule. Um Spieler anzuziehen, bieten die Mahjong-Schulen freie Drinks, freies Essen, Karaoke und manchmal auch Hóngbāo („Rote Umschläge“). Zusätzlich zu Haus-Schiedsrichtern, haben moderne Mahjong-Schulen Überwachungskameras, um Betrug und Diebstahl abzuschrecken.
Es gibt nur 0 fan Hand und 1 fan Hand „番“[10]. Höhere Hand-Punkte zählen als 1 fan. Daher ist das Spieltempo ziemlich hoch, da die Spieler nicht viel Zeit darauf verschwenden hohe Punktezahlen zu erzielen.
Weblinks
Einzelnachweise und Anmerkungen
- 长安街知事 – Straßenkomiteevorsteher von Cháng'ān Jiē („Chang'an-Straße“): “麻将馆禁令”引争议后 江西玉山警方重发通知 – Diskussion über Verbot der Mahjong-Schulen – Die Polizei von Yushan in Jiangxi erneuert die behördliche Mitteilung. In: sina.com.cn. Sina Corporation, 21. Oktober 2019, abgerufen am 23. September 2020 (chinesisch).
- 麻雀館明天重開 業界稱每牌局前清潔客人須戴口罩 – Wiedereröffnung der Mahjong-Schulen – Branche versichert Desinfektion vor jeden Spiel, Mundschutzmasken für Gäste ist Pflicht. In: rthk.hk. Radio Television Hong Kong, 10. September 2020, abgerufen am 23. September 2020 (chinesisch).
- „雀荘 – じゃん・そう, jansō“. Begriff. In: wadoku.de. Wadoku, abgerufen am 23. September 2020 (japanisch).
- „麻雀館 – まー・じゃん・かん, mājankan“. Begriff. In: mapion.co.jp. Abgerufen am 23. September 2020 (ja}).
- Tin Kau (chinesisch 天九, Pinyin tiānjiǔ, Jyutping tin4gau2, kurz von 天九牌, tiānjiǔpái, Jyutping tin4gau2paai4*2), auch chinesisches Domino (中國骨牌 / 中国骨牌, zhōngguó gǔpái, Jyutping zung1gwok3 gwak1paai4*2) genannt. Selten auch Xuanhe-Domino (宣和牌, xuānhèpái, Jyutping syun1wo4paai4*2) genannt, da diese Spielsteine historisch erstmals etwa zur Xuanhe-Ära in der Nördlichen Songzeit (960–1126) in China aufkam.
- Mahjong Schools (麻雀學校 / 麻雀学校, máquè xuéxiào, Jyutping maa4zoek3 hok6haau6 – „Mahjong-Schule“)
- Police Licensing Office, kurz PLO (警察牌照課 / 警察牌照课, jǐngchá páizhàokè, Jyutping ging2caat3 paai4ziu3fo3*1 – „Lizenzierungsbüro der Polizei“)
- Television and Entertainment Licensing Authority, kurz TELA (影視及娛樂事務管理處 / 影视及娱乐事务管理处, yǐngshì jí yúlè shìwù guǎnlǐ chù, Jyutping jing2si6 kap6 jyu4lok6 si6mou6 gun2lei5 cyu3, kurz 影視處 / 影视处, yǐngshì chù, Jyutping jing2si6 cyu3)
- Gewinnabzug, Provision (ugs. kant. 抽水, chōushuǐ, Jyutping cau1seoi2); Das Zeichen shui (水, shuǐ, Jyutping seoi2 – „wörtlich: Wasser“) wird hier umgangssprachlich synonym für Geld verwendet, also ähnlich wie im Deutschen die Begriffe Kohle, Kies, Mäuse, Zaster o. Ä..
- „Hand“ (番, fān, Jyutping faan1), beim Mahjong-Spiel