MOIA
Moia (Eigenschreibweise: MOIA) ist ein eigenständiges Unternehmen des Volkswagen-Konzerns mit Standorten in Berlin und Hamburg, das in Hamburg und Hannover ein eigenes Ridepooling-Angebot betreibt. Das Unternehmen wurde 2016 gegründet und entwickelt Mobilitätsdienstleistungen selbständig oder partnerschaftlich mit Städten und den bestehenden Verkehrssystemen.[1] Der Schwerpunkt liegt auf dem sogenannten Ridepooling und der ganzheitlichen Entwicklung der Soft- und Hardware dafür. Moia deckt die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Ridepooling ab.[2] Moia beschäftigt aktuell rund 1.300 Menschen, von denen 200 in der Entwicklung tätig sind.[3] CEO der MOIA GmbH ist seit September 2019 Robert Henrich.[4]
MOIA | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2016 |
Sitz | Berlin |
Leitung | Robert Henrich |
Mitarbeiterzahl | 1.300 (Dezember 2020) |
Branche | Personenbeförderung |
Website | www.moia.io |
Geschichte
Moia wurde 2016 als eigenständiges Unternehmen unter dem Dach des Volkswagen-Konzerns gegründet. Im Oktober 2017 startete Moia in Hannover ein Pilotprojekt zur Erprobung eines Ridepooling-Dienstes, das im Juli 2018 in den öffentlichen Betrieb überführt wurde.[5] Im April 2019 nahm Moia in Hamburg den emissionsfreien Ridepooling-Dienst mit Fahrzeugen vom Typ E-Crafter in Betrieb.[6] In London war das Unternehmen zwischen 2019 und 2020 als Technologie-Lieferant an einem Ridepooling-Pilotprojekt der Londoner Verkehrsbehörde Transport for London beteiligt. Kooperationspartner war das Verkehrsunternehmen RATPDev.[7]
Aktuell betreibt Moia seine Ridepooling-Dienste in Hamburg und Hannover mit einer Sondergenehmigung nach der Experimentierklausel im § 2 Abs. 7 des Personenbeförderungsgesetzes, die die praktische Erprobung neuer Verkehrsarten wie Ridepooling auf Zeit gestattet.[8] Im März 2021 hat der Bundesrat einstimmig die Novelle des Personenbeförderungsgesetzes beschlossen, durch die Ridepooling-Angebote wie MOIA eine rechtssichere Basis erhalten und zukünftig gesetzlich verankert sowie reguliert sind.[9]
Im September 2021 hat Moia zusammen mit Volkswagen Nutzfahrzeuge und Argo AI Pläne für autonomes Ridepooling vorgestellt. Ziel des gemeinsamen Projekts ist es, in Hamburg bis 2025 ein autonomes, international skalierbares Ridepooling-System zu entwickeln.[10]
Betrieb, Fahrgäste und Nutzung
Moia betreibt das Fahrangebot eigenwirtschaftlich mit eigenen Apps, Fahrern und Fahrzeugen. Gleichzeitig betreibt das Unternehmen eigene Betriebshöfe und die dazugehörige Ladeinfrastruktur für die emissionsfreien Flotten.[11]
Laut einer Begleitstudie in Kooperation von Moia und KIT handelt es sich bei den Fahrgästen um eine heterogene Gruppe, die über die Early Adopter hinausgeht, die Moia in seiner Frühphase als Zielgruppe angesprochen hat. Fahrgäste sind überdurchschnittlich mobil und reisen häufiger multimodal als Nicht-Nutzer, d. h. sie nutzen häufiger mehrere Verkehrsmittel auf einem Weg. Die befragten Nutzer nennen die Bequemlichkeit, die Fahrer und die Privatsphäre als wichtige Gründe, Moia zu nutzen. Die Fahrten finden häufig abends und spät abends statt. Die Buchungsspitzen liegen bei etwa 19 und 22 Uhr (Stichprobe aus Hamburg, 6.320 Fahrten im November und Dezember 2019).[12] Die meisten Fahrten dienen Freizeitzwecken (siehe Tabelle).
Wegezweck | Anteil Fahrten |
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Freizeit | 60 % |
Zubringer zu Bahn/Flugzeug | 11 % |
Pendelweg | 10 % |
beruflicher Weg | 9 % |
Hol-/Bringweg | 3 % |
Sonstige | 7 % |
Stichprobe: 6.417 Fahrten in Hamburg (November und Dezember 2019)[12]
Produkt
Beim App-gesteuerten Ridepooling teilen sich Personen ein Fahrzeug, deren Start- und Zielposition in ähnlicher Richtung liegen. Zunächst sendet der Kunde über eine App eine Fahrtanfrage. Ein Algorithmus ordnet sie einer neuen oder einer bereits bestehenden Fahrt zu. Der Fahrer wird über eine App informiert und zum Kunden navigiert, um ihn an einem festgelegten Haltepunkt abzuholen. Fahrgäste, die sich bereits im Auto befinden, werden über ein Display informiert, dass ein weiterer Fahrgast zusteigt. Die Wagen steuern virtuelle Haltepunkte auf einer dynamischen Route an. Nur an diesen Haltepunkten können die Fahrgäste ein- und aussteigen. Der Fahrpreis liegt zwischen dem des öffentlichen Nahverkehrs und dem eines Taxis und richtet sich nach der Entfernung sowie nach dem Wochentag und der Uhrzeit. Er kann in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage variieren.[8][13]
Fahrzeug
Für sein Angebot entwickelte MOIA ein eigenes Fahrzeug. Der elektrisch betriebene Kleinbus basiert auf dem VW Crafter und wurde gemeinsam mit Volkswagen Osnabrück eigens für die Anforderungen des Ridepoolings entwickelt und gebaut. Der MOIA +6 verfügt über sechs Fahrgastplätze, hat eine maximale Geschwindigkeit von 90 km/h und erzielt eine Reichweite von etwa 300 km. Die leere Batterie kann innerhalb von 30 Minuten auf etwa 80 Prozent der Kapazität geladen werden.[14] Die vollelektrischen Fahrzeuge sind mit sechs Einzelsitzen, Leselampen, USB-Ports, WLAN, einer Einstiegshilfe und einer Ablagefläche für Gepäck ausgestattet.[13]
Verfügbarkeit
Hannover
In Hannover startete Moia im Oktober 2017 zur Erprobung des Service ein Pilotprojekt mit einer eingeschränkten Nutzerzahl und einem Bediengebiet von 90 km². Seit Juli 2018 betreibt das Unternehmen den Service im Regelbetrieb.[15] Im Februar 2019 erweiterte Moia das Geschäftsgebiet und es umfasst seither das gesamte Stadtgebiet.[16] Nach der vorübergehenden Einstellung des Service im Zuge der Corona-Pandemie wurde die Flotte beim Neustart im August 2020 auf die eigens entwickelten Elektrofahrzeuge umgestellt.[17] Als Reaktion auf die Corona-Pandemie pausierte der reguläre Service seit dem 24. Dezember 2020 erneut.[18] Am 1. Juli 2021 hat MOIA den Betrieb wieder gestartet.[19]
Hamburg
Im April 2018 erhielt Moia die Genehmigung für einen vollelektrischen Ridepooling-Service für vier Jahre mit bis zu 500 Fahrzeugen. Der Betrieb wurde am 15. April 2019 aufgenommen. Zu Beginn bediente das Unternehmen ein Gebiet von 200 km² mit etwa 100 Fahrzeugen.[11] Bis März 2020 wuchs die Flotte auf 330 Fahrzeuge. Gleichzeitig wurde das Bediengebiet nördlich der Elbe auf rund 320 km² ausgeweitet.[20] Es verfügt über mehr als 15.000 virtuelle Haltepunkte.[21] Seit Start hat Moia 2,9 Millionen Fahrgäste in der Hansestadt befördert (Stand: Dezember 2020).[22] Moia ist nach § 2(7) PBefG konzessioniert und darf seine Dienstleistung bis Ende 2022 anbieten.[23][24] Im Juni 2020 wurde Moia als erster Ridepooling-Anbieter in die hvv-switch-App der Hamburger Hochbahn integriert. Nutzer können über die hvv switch App Tickets des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) kaufen und auch ein Moia buchen und bezahlen.[25]
Zwischen dem 1. April 2020 und 24. Mai beteiligte sich Moia an den Maßnahmen der Stadt Hamburg, mit denen die Stadt während der Corona-Pandemie die Grundversorgung mit Mobilität bedarfsgerecht sicherstellen wollte. Im Auftrag der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation bot Moia zwischen 0 und 6 Uhr Nachtfahrten an.[26] Der reguläre Service wurde als Reaktion auf die Corona-Pandemie zum 1. April 2020 vorübergehend eingestellt und nach der Wiederaufnahme des Betriebs im Mai 2020 erneut zum 24. Dezember 2020 ausgesetzt. Vom 7. April bis 16. Mai 2021 bot MOIA im Auftrag der Stadt Hamburg abermals Nachtfahrten zwischen 0 und 6 Uhr an, da im Zuge der Ausgangsbeschränkungen der Nachtservice des öffentlichen Nahverkehrs vorübergehend eingestellt wurde. Das Angebot mit bis zu 120 Fahrzeugen umfasste das gesamte Stadtgebiet und richtete sich an Personen, die trotz der nächtlichen Ausgangsbeschränkungen auf Mobilität angewiesen waren.[27][28] Am 1. Juni 2021 hat MOIA seinen regulären Betrieb in einem angepassten Geschäftsgebiet von 200 km² mit einer Flotte von maximal 190 Fahrzeugen wieder aufgenommen.[29]
Einzelnachweise
- Benjamin Auerbach: Volkswagen gründet Unternehmen für Mobilitätsdienste. Springer Professional, abgerufen am 12. Februar 2021.
- Gregor Soller: Moia präsentiert E-Fahrzeug für Ride-Pooling. Vision Mobility, abgerufen am 12. Februar 2021.
- MOIA. Website von Volkswagen, abgerufen am 12. Februar 2021.
- Stefan Menzel: Volkswagens Mobilitätsdienst Moia bekommt einen neuen Chef. Handelsblatt, abgerufen am 12. Februar 2021.
- Kim Rixecker: Ridesharing-Dienst Moia startet in Hannover regulären Betrieb. t3n, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Emil Nefzger: So funktioniert VWs Volksfahrdienst. Der Spiegel, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Kooperation mit öffentlichem Nahverkehr: Moia nimmt an Ridepooling-Test in London teil . Automobilwoche, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Genehmigungsverfahren für neuen Fahrdienst abgeschlossen. Offizielles Stadtportal der Hansestadt Hamburg, abgerufen am 15. Februar 2021.
- dpa: Auf dem Taxi- und Fahrdienstmarkt kommen neue Regeln. Focus, abgerufen am 29. März 2021.
- dpa: Hamburg: Erste Stadt mit fahrerlosen Elektro-Sammeltaxis. Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 8. November 2021.
- Folko Damm: "Gekommen, um zu bleiben". Zeit Online, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Nadine Kostorz, Eva Fraedrich, Martin Kagerbauer: Usage and User Characteristics—Insights from MOIA, Europe’s Largest Ridepooling Service. In: Sustainability. Band 13, Nr. 2, 19. Januar 2021, ISSN 2071-1050, S. 9 ff., doi:10.3390/su13020958 (mdpi.com [abgerufen am 26. April 2021]).
- Ridesharing-Dienst MOIA in Hamburg. Offizielles Stadtportal der Hansestadt Hamburg, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Werner Pluta: Moia startet in Hamburg. Golem, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Tilman Wittenhorst: Ridesharing: VW-Tochter Moia startet regulären Betrieb in Hannover. Heise Online, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Sascha Priesemann: Moia-Busse fahren jetzt durch die gesamte Stadt. Neue Presse, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Stefan Menzel: VW-Tochter Moia steht vor einem schwierigen Neustart in Hannover. Handelsblatt, abgerufen am 15. Februar 2021.
- dpa: Sammeltaxi-Anbieter Moia stellt Dienst ab Weihnachten ein. t-online, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Sebastian Schaal: Moia kündigt Neustart in Hannover an. electrive.net, abgerufen am 27. Juli 2021.
- In diesen Hamburger Stadtteilen fährt MOIA künftig auch. Hamburger Morgenpost, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Martin Kopp: MOIA fährt Kunden in Hamburg jetzt auch ins Krankenhaus. Hamburger Abendblatt, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Zwischenbilanz MOIA Ridepooling in Hamburg. Website von MOIA, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Christoph Aberle: Mobility as a Service: ein Angebot auch für Einkommensarme? GIS-basierte Betrachtung vierer Ridepooling-Angebote in Hamburg. In: Urban Mobility Symposium Proceedings. Berlin 11. Oktober 2019, S. 19–23, doi:10.15480/882.2395 (tuhh.de [abgerufen am 19. Oktober 2019]).
- Christian Hinkelmann: Wann kommt Moia auf Hamburgs Straßen zurück? In: NahverkehrHAMBURG. 15. Februar 2021, abgerufen am 26. April 2021 ([Paywall]).
- Ulrich Gaßdorf: Neue "HVV Switch App" soll die Mobilitätswende einleiten. Hamburger Abendblatt, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Taxis und MOIA ergänzen Bus & Bahn. Offizielles Stadtportal der Hansestadt Hamburg, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Hamburg stellt Nachtfahrten von Bussen und Bahnen bis zum 18. April ein. Offizielles Stadtportal der Hansestadt Hamburg, abgerufen am 27. Juli 2021.
- Nächtlicher HVV-Regelbetrieb wird in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai wieder aufgenommen. Offizielles Stadtportal der Hansestadt Hamburg, abgerufen am 27. Juli 2021.
- Sammeltaxi fährt nicht mehr nur Nachts: Moia nimmt wieder regulären Betrieb auf. Hamburger Morgenpost, abgerufen am 27. Juli 2021.