Mützschefahl
Mützschefahl, auch: Metzfall, Mispalt, Mützfall[1], Mützschefall, Mutzschefal, Mützeval oder Mitzschefal, ist der Name eines erloschenen niedersächsischen Uradelsgeschlecht, dass sich früh nach Thüringen, vor allem im Soldatenberuf auch nach Schlesien und Mecklenburg ausbreiten konnte.[2]
Geschichte
Die Mützschefahl sollen sich ursprünglich Seulingen nach ihrem Stammhaus Seulingen im Amt Gieboldehausen, im Fürstentum Grubenhagen genannt haben. Der Sage nach soll Caspar von Seulingen um 1130 das Rittergut Mitschefall (Mützschefahl) an sich gebracht haben, womit der spätere Familienname entstand.
Das Geschlecht tritt urkundlich nachweislich erstmals mit Heinrich von Mützschefahl in den Jahren 1251 bzw. 1276 auf.[3] 1525 war ein Bernhard Abt im Kloster Ilfeld.[4] Nicht wenige Söhne des Geschlechtes entschieden sich zum Soldatenberuf. So dienten die Brüder Caspar Wilhelm († 1632) und Jost Heinrich von Mützschefahl bis 1631 als Oberste in der schwedischen Armee. Der preußische Oberst und Chef des Garnisonregiments „von Thümen“, nachmalige Generalmajor und Erbherr auf Tschistey, Sandewalde und Klein Beltsch im Kreis Wohlau, Friedrich Julius von Mützschefall (1693–1761), erhielt am 4. Oktober 1752 das schlesische Inkolat.
Karoline Wilhelmine von Mützschefall aus dem Hause Barsikow-Ruppin († vor 1787) war die erste Ehefrau des preußischen Generalmajors Peter Ewald von Malschitzky (1731–1800).[5] Die Familie wurde mit dem in Eisenach geborenen Karl Friedrich Christian von Mützschefahl (1733–1803) Regierungsrat und Herr auf Pluskau letztmals besitzlich genannt.[6] Eine Tochter war die Schriftstellerin[7] Henriette von Mützschefahl (1773–1853), geschiedene Gräfin von Schlabrendorf, seit 1802 Gemahlin des Sachsen-Meininger Präsidenten Friedrich Christian August Schwendler (1772–1844; geadelt 1825). Sie war Mutter des Staatsministers Carl von Schwendler (1812–1880) und Freundin, zeitweilig die Geliebte des Dichters Jean Paul (1763–1825).[8] Ihre jüngere Schwester Antonie von Mützschefahl war die Freundin des Schriftstellers Johann Ernst Wagner (1769–1812) und pflegte ihn bis zuletzt.[9] Friedrich von Mützschefahl (1843–1907), preußischer Hauptmann und zuletzt Kompaniechef im 2. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 28, hatte am 12. Januar 1884 seinen Abschied genommen.[10] Im September wurde ihm das Recht an der Militäruniform und der Offizierstitel aberkannt, das Eiserne Kreuz II. Klasse sowie seine Pensionsansprüche konnte er jedoch behalten. Der Sohn des schlesischen Kreisgerichtsrats Heinrich von Mützschefahl (1799–1883) kam zu Beginn des Jahres 1885 mit anderen Deutschen nach China, um dort als Lehrer in der chinesischen Militärschule Tianjin tätig zu sein. Gegen Ende des Jahres kehrte er aber mit anderen Instrukteuren nach Deutschland zurück.
Besitz
Entsprechend ihrem Ursprung in der Grafschaft Hohnstein hatten die Mützschefahl ihren frühen Besitz vor allem im thüringischen Amt Klettenberg. Im Kreis Nordhausen besaßen sie weiterhin die Güter Branderode, Liebenrode, Stöckey sowie Groß- und Kleinwechsungen. In brandenburgischen Kreis Ruppin gehörte Barsikow zum Besitz der Familie. In Schlesien besaßen sie neben den Gütern im Kreis Wohlau weiterhin Ostrawe und Pluskau im Kreis Guhrau.[6]
Wappen
Darstellungen und entsprechend die Blasonierungen des Wappens variierten im Lauf der Zeit. Das Stammwappen, wie es im Genealogischen Handbuch des Adels beschrieben ist, und wie es auch im Siebmacher von 1605, Abteilung Sachsen, abgebildet ist, zeigt in Blau drei mit Kugeln gekrönte silberne Spitzsäulen; auf dem Helm mit blau-silbernen Decken eine der Säulen.[11]
Lehsten blasoniert 1864: „Im blauen Felde nebeneinander drei silberne Säulen, von denen die mittlere etwas höher ist. Auf dem gekrönten Helm eine silberne Säule zwischen vier blauen Straussfedern. Helmdecken silbern und blau.“ Er erwähnt aber auch, dass im Siebmacher drei „Kegel“ und auf dem Helm über einem Wulst ein solcher Kegel „ohne Federn“ angegeben sind, und dass nach Grotes Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs Hannover und des Herzogthums Braunschweig (1852) die Säule auf dem Helm „mit einem Pfauenwedel zwischen zwei silbernen Fahnen besteckt“ ist. Ledebur hingegen gebe zwei mit Kugeln gekrönte Spitzsäulen an.[2]
Historische Wappenbilder
- Wappen der Mutzschefal wie im Siebmacher von 1605, Abteilung Ritterschaft und Adel in Sachsen
- Wappen derer von Mützschefahl im Königreich Hannover (nach Grote, um 1850)
Bekannte Familienmitglieder
- Heinrich Mutzefall (1266) Ritter und Stadtvogt von Duderstadt[12]
- Christoph Friedrich von Mützschefahl, Premierleutnant (Regiment von Braunschweig),[13] Ritter des Ordens Pour le Mérite[14]
- Friedrich Julius von Mützschefahl (1693–1761), preußischer Generalmajor, Ritter des Ordens Pour le Mérite
- Friedrich von Mützschefahl (1770–1823), Landschaftsdirektor und Landrat von Oels
- Arthur von Mützschefahl (1819–1899), preußischer Generalleutnant
- Maximilian von Mützschefahl (1844–1915), preußischer Generalleutnant
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band IX, Band 116 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1998, ISSN 0435-2408, S. 284.
- Johann Christian von Hellbach: Adels-Lexikon. Ilmenau 1826, Band 2, S. 130.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Leipzig 1865, Band 6, S. 421.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Deutscher Uradel. 1922. Dreiundzwanzigster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1921, S. 600 f.
Weblinks
- Familie von Mützschefahl im Schlossarchiv Wildenfels
- Oberst Caspar Wilhelm von Mützschefahl auf Der Dreißigjährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten
Einzelnachweise
- Bernd Warlich: Der Dreißigjährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten. Metzfall (Mütschefall, Müttschefahl, Mutschefahl), Caspar Wilhelm von; Obrist, als Major zunächst in dänischen Diensten, Metzfall (Mitschefall, Mitschefal, Mitzschefal, Mützfall, Mispalt), Wilhelm Kaspar von; weimarisch-schwedischer Obrist (hingerichtet am 18. Oktober 1632 in Neuburg a. d. Donau), Metzfall (Mutschefall), Hans von; braunschweig-lüneburgischer Obrist (- 1640)
- Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1775). Rostock 1864, S. 180.
- Urkundenbuch des Klosters Walkenried.
- Johann Friedrich Gauhen: Des Heil. Röm. Reichs genealogisch-historisches Adels-Lexicon. Leipzig 1740, S. 1387.
- Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 3, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, o. O. [Hamburg], o. J. [1937], DNB 367632780, S. 46–47, Nr. 964.
- Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie. Berlin 1856, Band 2, S. 134.
- Konrad Kratzsch: Klatschnest Weimar: Ernstes und Heiteres, Menschlich-Allzumenschliches aus dem Alltag der Klassiker. Würzburg 2002, S. 132.
- A. L. Corin (Hrsg.): Hundert Briefe von Johann Ernst Wagner an Jean Paul Fr. Richter und August von Studnitz. Lüttich 1942. (Digitalisat)
- Militär-Wochenblatt. Nr. 6. vom 19. Januar 1884, S. 120.
- Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon Band IX, Band 116 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1998, ISSN 0435-2408, S. 284.
- Johann Wolf: Eichsfeldisches Urkundenbuch nebst der Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel. Göttingen 1819 (Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel, als Beitrag zu dessen Geschichte.) Seite 16
- Königlich Preußische Ranglistenmiszellen 1700 bis 1770.
- Die Ritter des Ordens Pour le Mérite 1740-1807. Virtuelles Register der Träger der preußischen Tapferkeitsauszeichnung