Münzstraße (Berlin)

Die Münzstraße i​n Berlin-Mitte i​n der Spandauer Vorstadt[1] erstreckt s​ich zwischen Rosa-Luxemburg- u​nd Neuer Schönhauser Straße. Der Verlauf d​er knapp 200 Meter langen Straße f​olgt dem früher h​ier vorhandenen Graben d​er Festung Berlin.

Münzstraße
Wappen
Straße in Berlin
Münzstraße
Litfaß-Denkmal in der Münzstraße Ecke Almstadtstraße
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Mitte
Angelegt um 1750
Hist. Namen Contrescarpe (bis 1770)
Anschluss­straßen Memhardstraße (östlich),
Weinmeisterstraße (westlich)
Querstraßen Rosa-Luxemburg-Straße,
Almstadtstraße,
Max-Beer-Straße,
Rochstraße,
Alte Schönhauser Straße,
Neue Schönhauser Straße
Bauwerke siehe: Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Mitte/Spandauer Vorstadt
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV
Technische Daten
Straßenlänge 200 Meter

Der e​rste um 1750 n​ach Beseitigung d​er Festungswerke u​m den Stadtkern v​on Berlin angelegte Verkehrsweg hieß demnach n​och Contrescarpe. Seit d​em 9. Juni 1770 i​st die Straße n​ach dem 1752 v​om Generalmünzdirektor Johann Philipp Graumann h​ier errichteten königlichen Münzgebäude benannt. Das westliche Ende d​er Münzstraße i​st die Fortsetzung d​er Weinmeisterstraße, d​as östliche Ende w​ird hinter d​er Rosa-Luxemburg-Straße a​ls Memhardstraße weitergeführt.

Historische Gebäude

„Mexikanische Geschäftsauslagen“ präsentiert dieses Hutgeschäft in der Münzstraße, inspiriert von den bevorstehenden Olympischen Sommerspielen 1968

Erhalten

(Die Nummerierung d​er Hausnummern erfolgte i​n den 1970er-Jahren neu.)

  • Münzstraße 4 – 1855 errichtete der Drucker Ernst Litfaß an der Ecke Münzstraße und Grenadierstraße (jetzt: Almstadtstraße) seine erste Annonciersäule und startete mit dem zylinderförmigen Werbeträger eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Am 18. Mai 2006 wurde durch die VVR-Berek GmbH, Vermarkter von 3000 Litfaßsäulen in Berlin, eine bronzene Litfaß-Gedenksäule, gestaltet von der Berliner Bildhauerin Felicitas Franck, an dieser Stelle gestiftet.
  • Münzstraße 21/23 – Wohn- und Geschäftsanlage: langes, dem Knick der Contrescarpe folgendes Gebäude mit gestreckter Straßenfront in Neorenaissanceformen aus rotem Klinker und Sandstein.[2] Hier befindet sich eine Gedenktafel für Carl Friedrich Zelter. Das Haus beherbergt den exclusiven Berliner Club Münzsalon.[3] Von 1883 bis 2014 existierte hier auch die bei Anwohnern beliebte Bierbar Alt-Berlin. Im Vorgängerbau Münzstraße 21 gründete Ludwig Cauer (Pädagoge) 1818 die Cauersche Lehr- und Erziehungsanstalt.
  • Zahlreiche inzwischen sanierte und unter Denkmalschutz stehende Wohn- und Geschäftshäuser aus der Gründerzeit.[4]

Nicht erhalten

  • Münzstraße 1 (am heutigen Standort Nr. 23) – Geburtshaus von Carl Friedrich Zelter
  • Münzstraße 20 (alt) – Victoria-Theater, Theatergründer Rudolf Cerf war Vorlage für Wedekinds Der Marquis von Keith
  • Münzstraße 16 – 1899 Otto Pritzkows Theater lebender Photographie unter dem Namen Berliner Abnormitäten-Theater wird als erstes Berliner Filmtheater eröffnet
  • Münzstraße 7–11 (neu) – Wohn- und Sterbehaus von Karl Philipp Moritz[5]
  • Münzstraße 11 – Bücherhalle der Bona Peiser und Wohnhaus von Cioma Schönhaus
  • Münzstraße 10 – Königliche Bildgießerei (Hermann Gladenbeck)
  • Münzstraße 23 (alt, neu 4; Ecke Grenadierstraße) – hier stand die Ziegenbockswache (Bürgerwehr-Angedenkens anno 1848)
  • Münzstraße, Palais von Sydow (1730/31 von Philipp Gerlach, 1774 von Carl Gotthard Langhans umgebaut, 1857 abgerissen)

Personen, die mit der Straße verbunden sind

Literarischer Handlungsort

  • Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen. Roman. Universitas, Berlin 1932
  • Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf. S. Fischer, Berlin 1929
  • Cioma Schönhaus: Der Passfälscher. Die unglaubliche Geschichte eines jungen Grafikers, der im Untergrund gegen die Nazis kämpfte, Mit Zeichnungen des Autors, Bearb., mit einem Nachwort vers. und hrsg. von Marion Neiss. Scherz, Frankfurt am Main 2004

Literatur

  • Ulrike Steglich, Peter Kratz: Das falsche Scheunenviertel. Ein Vorstadtverführer, Fotos: Carsten Jost, Ingrid Berg. Altberliner Bücherstube, Verlagsbuchhandlung Oliver Seifert, Berlin 1994
  • Hans E. Pappenheim: Münzstraße 20. Zur Geschichte eines verkannten Stadtteils. In: Bruno Harms, Walter G. Oschilewski (Hrsg.): Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins. Fünfzehnte Folge 1966. arani, Berlin 1966
Commons: Münzstraße (Berlin-Mitte) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Flächendenkmal Spandauer Vorstadt
  2. Baudenkmal Wohn- und Geschäftshaus (1891/93) mit Gartendenkmal
  3. Ulla Jung: Wo der alte Fritz seine Taler prägen ließ. Auf den Spuren berühmter Berliner: Der Komponist Carl Friedrich Zelter in der Münzstraße. In: Berliner Zeitung, 17. März 2010, S. 6, Immobilienbeilage
  4. Baudenkmal Münzstr. 1–5 (1890/1920), Baudenkmal Treppenhaus Münzstr. 8 (1866), Baudenkmal Münzstr. 10 (1869), Baudenkmal Münzstr. 12 Ecke Max-Beer-Straße (1909/1910)Baudenkmal Münzstr. 14/16 (1883) Baudenkmal Münzstr. 15 (1905), Baudenkmal Münzstr. 18 (1908), Baudenkmal Münzstr. 19 Münzhof (1908/1910), Baudenkmal Münzstr. 20 (1880), Baudenkmal Münzstr. 22 (1880)
  5. Gedenktafel für Moritz enthüllt. In: Berliner Zeitung, 16. September 1998

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