Müller Fleisch
Die Müller Fleisch GmbH (zugleich führendes Unternehmen der Müller Gruppe bzw. Müller Group) ist ein fleischverarbeitendes Unternehmen mit Hauptsitz in Birkenfeld bei Pforzheim. Geschäftsfelder sind die Schlachtung und Zerlegung von Rindern bzw. Kälbern und Schweinen, der Großhandel mit Frischfleisch, der Im- und Export sowie die Direktvermarktung an Großabnehmer (Metzger, Gastronomie usw.).
Müller Fleisch GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1938 |
Sitz | Birkenfeld, Deutschland |
Leitung | Martin Müller und Stefan Müller |
Mitarbeiterzahl | 485[1] |
Umsatz | 606 Mio. EUR[1] |
Branche | Lebensmittel |
Website | www.mueller-fleisch.de |
Stand: 30. Juni 2018 |
Die Gruppe zählt zu den größten mittelständischen Unternehmen der süddeutschen Fleischwirtschaft und ist sowohl einer der zehn größten Rinder- als auch der zehn größten Schweineschlachtbetriebe in Deutschland.
Geschichte
Bereits seit 1938 bestand ein von Emil Müller geführtes Viehhandelsunternehmen am städtischen Schlachthof in Pforzheim. 1959 gründete Horst Müller in Weiler das Schlacht- und Fleischhandelsunternehmen, das er 1962 an den Pforzheimer Schlachthof verlegte. 1970 wurde ein Schlachthaus- und Verwaltungsbau am heutigen Hauptsitz Birkenfeld eröffnet, 1976 ein Zerlegegebäude mit (1984 und 2000 erweiterten) Kühlräumen und Versand.
Ab 1987 erfolgten Schlachtungen am städtischen Schlacht- und Viehhof Ulm, bis 1992 nach Erwerb der Firma Karl Schäfer KG die Tochtergesellschaft Ulmer Fleisch GmbH gegründet wurde, die 1999 den Schlacht- und Viehhof von der Stadt Ulm übernahm. Ulmer Fleisch lässt die einzelnen Verarbeitungsschritte dort heute über mehrere Subunternehmer erledigen.
2003 wurde der Großverbrauchermarkt Fleischmarkt Donautal neu errichtet, 2005 der Firmensitz erneut mit einem Erweiterungsbau ergänzt. 2006 erfolgte der Einstieg in die Produktion von selbstbedienungsgerecht verpacktem Fleisch (SB-Fleisch) für den Einzelhandel (Discounter).
Im Juli 2007 entstand unter der Firmierung „Bayreuther Fleisch GmbH“ ein Gemeinschaftsunternehmen von Müller Fleisch als Mehrheitsgesellschafter (51 %) mit der Erzeugergemeinschaft Vieh- und Fleisch Franken. Die Schlachtung und Zerlegung erfolgte am städtischen Schlachthof in Bayreuth, der 2010 privatisiert[2] und von Müller-Fleisch übernommen wurde. Mittlerweile gehört die Bayreuther Fleisch GmbH vollständig zur Müller-Gruppe.[1] Im Jahre 2013 erweiterte die Ulmer Fleisch GmbH ihre Kapazitäten mit der Inbetriebnahme einer hochmodernen Schweinezerlegung. 2015 übernahm die Müller-Gruppe einen kleinen Fleischzerlegungsbetrieb in Ingolstadt. Er wird als nicht selbstständige Betriebsstätte der Ulmer Fleisch GmbH mit der Firmenbezeichnung „Ingolstädter Fleisch“ geführt.[3]
Struktur und Kennzahlen
Verarbeitungsstandorte sind in Birkenfeld (Müller Fleisch GmbH), Ulm (Ulmer Fleisch GmbH), Bayreuth (Bayreuther Fleisch GmbH) und Ingolstadt (Ingolstädter Fleisch). Im Ausland besteht eine Im- und Exporttochter in Athen/Griechenland (Müller Fleisch Hellas E.P.E).
Der jährliche Umsatz der Gruppe liegt bei über 606 Millionen Euro (Stand Mitte 2018). Das Unternehmen beschäftigt an vier Standorten zusammen gut 485 Mitarbeiter.
Ungefähr 80 % der Schlachttiere stammen von regionalen Vertragslieferanten aus dem Umfeld der Standorte in Süddeutschland. Das Schlachtvolumen bei Müller Fleisch liegt bei ca. 129.000 Rindern und 226.000 Schweinen pro Jahr. Die Zerlegekapazität für Rinder bzw. Kälber liegt bei rund 500 Tonnen in der Woche, für Schweine bei rund 550 Tonnen in der Woche. Seit dem Bezug neuer Anlagen im Frühjahr 2008 werden bei Ulmer Fleisch mehr als 20.000 Schweine wöchentlich geschlachtet. Bei Bayreuther Fleisch werden ca. 72.000 Rinder und ca. 150.000 Schweine pro Jahr (Stand 2020) geschlachtet.[4] In den drei Schlachtbetrieben zusammen werden wöchentlich über 5.500 Stück Großvieh und etwa 20.000 Schweine geschlachtet und zerlegt, entsprechend einer Frischfleischproduktion von etwa 4.000 Tonnen pro Woche. Die Auslieferung an die Kunden erfolgt zu einem großen Teil über einen betriebseigenen Fuhrpark.
Produkte
Produziert werden vom Rind und Schwein Teilstücke, auch vakuumiert, sowie SB-verpacktes Fleisch (mit Schwerpunkt im Discountbereich) und Innereien. Müller nutzt die Eigenmarken Süddeutsches Schweinefleisch, Bell Carna, Müller’s Simmentaler Rindfleisch, Simmentaler Viande de Boeuf de Bavière und Müller’s Jungbullenfleisch.[5]
Die Veterinärkontrollnummer von Müller Fleisch ist DE BW 03550 EG.
Kritik
In die Schlagzeilen kam Müller Fleisch 2013, als ungarische Arbeiter vor den Werkstoren für ihren Lohn demonstrierten. Ein ungarischer Subunternehmer hatte die Zahlungen nicht an die Arbeiter weitergeleitet.[6]
Das Unternehmen ist wegen der vielen Leiharbeiter und der Art, wie sie untergebracht sind, seit Jahren in der Kritik.[7][8] Die Unternehmensleitung sprach im April 2020 für den Stammbetrieb in Birkenfeld von insgesamt rund 1100 Beschäftigten, wovon 450 eigene Mitarbeiter seien.[9]
Im Verlauf der COVID-19-Pandemie in Deutschland wurden zunächst rund 300 Beschäftigte von Müller positiv auf das SARS-CoV-2-Virus getestet, rund 240 davon wurden in Quarantäne-Einrichtungen eingewiesen.[10] Im Mai 2020 wurden über 80 weitere Virusinfektionen festgestellt.[11] Hierbei handelte es sich jeweils vor allem um Leiharbeiter, welche beispielsweise über ungarische Subunternehmen für Müller tätig seien. In diesem Zusammenhang wurde die Unterbringung dieser Arbeitskräfte kritisiert, die aufgrund der hygienischen Zustände die Verbreitung des Virus' begünstige.[12]
Weblinks
Einzelnachweise
- Konzernabschluss zum 30. Juni 2018 im elektronischen Bundesanzeiger
- Redaktion: Bayreuth privatisiert seinen Schlachthof. In: fleischwirtschaft.de, 30. März 2010
- Ruth Stückle: Müller-Gruppe übernimmt Geschäftsbetrieb der Fleischzerlegung Ingolstadt (FZI). In: Donaukurier. 21. August 2015, abgerufen am 11. Mai 2020.
- Nicht jeder Schlachthof ist ein Hotspot. In: Nordbayerischer Kurier vom 4./5. Juli 2020, S. 7.
- Eigenmarken. In: mueller-fleisch.de. Abgerufen am 2. Mai 2020.
- lsw: Ungarische Schlachter protestieren. Main-Post, 3. September 2013, abgerufen am 30. Juni 2017.
- Edith Kopf: Coronavirus bei Müller-Fleisch: Unterbringung von Leiharbeitern in der Kritik. In: Pforzheimer Kurier, 22. April 2020
- Kommentar: Nährboden. In: Badische Neueste Nachrichten, 23. April 2020
- Bernd Mutschler: Corona-Ausbruch in Firma: Jetzt sprechen die Chefs. In: Schwarzwälder Bote. 30. April 2020, abgerufen am 12. Mai 2020.
- Enzkreis will Müller-Fleisch an Kosten für Corona-Quarantäne beteiligen. In: bnn.de. 27. April 2020, abgerufen am 28. April 2020.
- Rund 400 Mitarbeiter in Fleischfabrik sind infiziert. In: rnz.de. 12. Mai 2020, abgerufen am 12. Mai 2020.
- Coronavirus bei Müller-Fleisch: Unterbringung von Leiharbeitern in der Kritik. In: bnn.de. 22. April 2020, abgerufen am 28. April 2020.