Luzifersternkolibri
Der Luzifersternkolibri (Calothorax lucifer) ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Das Verbreitungsgebiet dieser Art umfasst Teile der Vereinigten Staaten und Mexikos. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.
Luzifersternkolibri | ||||||||||||
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Luzifersternkolibri ♀ | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Calothorax lucifer | ||||||||||||
(Swainson, 1827) |
Merkmale
Der Luzifersternkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 9 bis 10 cm bei einem Gewicht von ca. 2,9 bis 3,5 g. Diese mittelgroße Kolibriart hat einen langen gebogenen schwarzen Schnabel. Beide Geschlechter sind auf der Oberseite grün. Die Männchen sind am vorderen Oberkopf nur matt grün. Der große schillernde Kragenspiegel reflektiert einen purpurn rosa bis magentafarbenen Schimmer, der seitlich etwas verlängert wird. Dieser ist an den Seiten und im unteren Bereich weiß gesäumt. Der Rest der Unterseite ist grün mit kleinen rotbraunen Flecken an den unteren Flanken. Der Schwanz ist lang gegabelt, die äußeren Steuerfedern besonders lang, schwarz und schmal. Diese laufen am Ende spitz zu. Die inneren Steuerfedern sind kurz und grün. Die Unterseite des Weibchens ist blass gelbbraun bis zimtfarben. Die Mitte des Bauchs ist weiß. Die Brustseiten weisen oft grüne kleine Flecken auf. Der Schwanz ist doppellappig. Die inneren Steuerfedern sind grün, die Außenfahne zimtfarben. Der Rest schwärzlich mit weißen Flecken. Jungvögel ähneln im Aussehen den Weibchen, doch entwickeln männliche Jungtiere im Sommer etwas Farbe an der Kehle.[1]
Verhalten und Ernährung
Den Nektar bezieht der Luzifersternkolibri von unterschiedlichen Pflanzen. In Texas ist er meist an rot blühenden Kräutern und Büschen wie die zu den Bartfaden gehörende Art Penstemon havardii, die zu den Castilleja gehörende Art Castilleja lanata oder die zu den Akanthusgewächsen gehörende Art Anisacanthus linearis. Im Hochsommer holen sie ihre Nahrung an der gelb blühenden Agave havardiana, sofern diese nicht bereits von Fledertieren, Tauben oder Trupiale abgeerntet wurden. In Mexiko-Stadt wurden sie an Rötegewächsen der Art Bouvardia caracasana, an Echtem Korallenbaum, an Opuntien, an der zu Salbei gehörenden Art Salvia mexicana, an Wunderblumen und der zu den Agaven gehörenden Art Manfreda brachystachya beobachtet. Wenig ist bekannt, welche Pflanzen sie im Winter und während des Migration nutzen. Im Flug fangen sie kleinere fliegende Insekten, auf die sie sich von ihren Sitzen aus stürzen.[1]
Lautäußerungen
Der Balzflug des Männchens startet damit, dass sie sich den Weibchen nähern. Dabei pendeln sie in ca. 2 Meter Entfernung horizontal zum Weibchen vor und zurück. Es folgt ein Aufstieg in Höhen bis 35 Meter mit einem plötzlichen abtauchen direkt vor die Umworbene. Während der ersten Annäherung geben die Flügel und der Schwanz einen flatternden Ton vo sich, der sich beim spreizen des Schwanzes ein unterschiedlich wie wack-wack-wack klingt. Der Gesang während der Nahrungsaufnahme und im Schwebeflug beinhaltet eine Reihe von dumpfen tschip Lauten. Diese werden oft zwei- bis dreifach ausgestoßen. Auch geben sie ein schwaches hellklingendes und lebhaftes brtsi-brtsi von sich. Bei Verfolgungsjagden geben sie ein hellklingendes piepsiges Zwitschern von sich. Im Flug klingt ihr Flügelschlag bienengleich, schwebend aber wie ein hell piepsiges Rütteln.[1]
Fortpflanzung
In Texas ist die Brutzeit von April bis August, kann aber wenn der Sommerregen beginnt auch verspätet im Mai oder Juni erfolgen. In Mexiko-Stadt brüten sie von Mai bis September. Die Nester häufen sich manchmal, so dass man bis zu fünf Stück in einem Radius von 200 Metern finden kann. Für den Nestbau bevorzugen sie felsige Hänge mit wenig Vegetation, die in der Nähe von üppigen Wasserläufen an Schluchten liegen. Trotzdem nutzen sie fast nie ufernahe Vegetation. Für den Bau der Nester in Texas nutzen sie oft Flockenblumen wie Centaurea mexicana oder Mexikanischer Stachelmohn. Die Weibchen nehmen sich eine Woche Zeit um ein kelchartiges Nest zu bauen. Dabei sammeln sie baumwollartiges Material, kleinere Blätter und Blumenköpfe und befestigen diese mit Spinnweben. Ein Gelege besteht aus zwei Eiern, die innerhalb von zwei Tagen gelegt werden. Die Brutzeit dauert ca. 15 Tage und erfolgt durch das Weibchen. Die Küken sind die ersten neun Tage außer am Rücken nackt. Stoppelfeder wachsen mit etwa 10 bis 12 Tagen. Die Zeit, bis sie flügge werden, dauert zwischen 19 und 24 Tagen. Die Jungtiere bleiben für 2 bis 3 Wochen nahe am Nest. Oft sitzen sie im Schatten von dichten Gebüschen und werden vom Weibchen weiter gefüttert. In Mexiko-Stadt kann es bis zu zwei Jahresbruten kommen, in Texas wahrscheinlich zu weniger aufgrund mangelnder Blüten als Nahrungsangebot.[1]
Verbreitung und Lebensraum
Der Luzifersternkolibri lebt bevorzugt in trockenem Gestrüpp, in Schluchten und an tiefer gelegenen Berghängen. Im Norden der Chihuahua-Wüste trifft man ihn hauptsächlich in den Schluchten und den Gebirgsausläufern und weniger in offenem Gefälle. Nahe Mexiko-Stadt ist er häufig in eher niederen Höhen um 2200 Meter in Anbaugebieten, auf den Ebenen und an vulkanischen Berge zu finden. Im Winter sind sie meist unter 1800 Meter präsent, doch nicht an den Küstengebieten. Ihr typisches Habitat beinhaltet Dornenwälder, tropisch laubabwerfende Wälder und trockene subtropisches Gestrüpp.[1]
Migration
Die Brutpopulationen nahe Mexiko-Stadt und entlang der US-mexikanischen Grenze gelten als Zugvögel. Das Zugverhalten von Bewohnern der östlichen Ausläufer der Sierra Madre Occidental und der zentralen Chihuahua-Wüste ist nicht bekannt. Im Norden kommen die Vögel im frühen April an und verlassen das Gebiet im September. In Mexiko-Stadt kommen sie von März bis April an und verschwinden wieder in der Zeit von Oktober bis November. Über die Ziele der Vögel ist nichts bekannt, aber viele Exemplare überwintern im Binnenland des zentralen und südwestlichen Mexiko in Höhen zwischen 800 und 1800 Meter. Hier kommen sie in Jalisco, Guanajuato, Querétaro südlich bis Guerrero und Oaxaca vor. Gelegentlich sieht man sie westlich bis Sinaloa. In der Sierra de Manantlán sind sie von Mai bis Juni ein Sommergast. Sehr selten wurden von April bis August auch Exemplare im Süden Arizonas entdeckt.[1]
Unterarten
Die Art gilt als monotypisch.[2]
Etymologie und Forschungsgeschichte
William Swainson beschrieb den Luzifersternkolibri unter dem Namen Cynanthus Lucifer. Das Typusexemplar stammte von den Tafelbergen bei Temascaltepec und wurde von William Bullock und seinem Sohn William Bullock, Junior gesammelt.[3] 1840 führte George Robert Gray die Gattung Calothorax u. a. für den Luzifersternkolibri ein[4][A 1]. Der Begriff »Calothorax« leitet sich aus den griechischen Worten »calos καλος« für »wunderschön, schön« und »thōrakos θωρακος« für »Brustschild« ab.[5] Der Name »lucifer« ist ein lateinisches Wortgebilde aus »lux, lucis« für »Licht« und »-fera, ferre« für »-tragend, tragen«.[6]
Literatur
- Peter Evans Scott, Peter Boesman: Lucifer Hummingbird (Calothorax lucifer). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona (englisch, hbw.com).
- James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
- William Swainson: A Synopsis of the Birds discovered in Mexico by W. Bullock, F.L.S and H.S., and Mr. William Bullock, jun. In: The Philosophical magazine: or Annals of chemistry, mathematics, astronomy, natural history and general science. Band 1, Nr. 85, 1827, S. 433–442 (biodiversitylibrary.org).
- George Robert Gray: A list of the genera of birds: with their synonyma an indication of the typical species of each genus / compiled from various source. R. and J.E. Taylor, London 1840 (biodiversitylibrary.org).
- René Primevère Lesson: Histoire naturelle des oiseaux-mouches, ouvrage orné de planches desinées et gravée par les meilleurs artistes et dédié A S. A. R. Mademoiselle 81 Tafeln (Jean-Gabriel Prêtre, Antoine Germaine Bévalet, Marie Clémence Lesson nach Louis Pierre Vieillot, Antoine Charles Vauthier nach William Swainson, Pancrace Bessa, Elisa Zoé Dumont de Sainte Croix). Arthus Bertrand, Paris (biodiversitylibrary.org – 1829–1830).
- Les Trochilidées ou les Colibris et Les Oiseaux-Mouches Suivis d’un index général dans lequel sont décrites et classées méthodiquement toutes les races et espèces du genere Trochilus. Ouvrage orné de planches dessinées et gravées par les meilleurs artistes 66 Tafeln (Prêtre, Antoine Germaine Bévalet). Arthus Bertrand, Paris (biodiversitylibrary.org – 1832–1833).
Weblinks
- Calothorax lucifer in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2018.1. Eingestellt von: BirdLife International, 2016. Abgerufen am 6. November 2018.
- Factsheet auf BirdLife International
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Lucifer Hummingbird (Calothorax lucifer) in der Internet Bird Collection
- Luzifersternkolibri (Calothorax lucifer) bei Avibase; abgerufen am 6. November 2018.
- Calothorax lucifer im Integrated Taxonomic Information System (ITIS). Abgerufen am 2018-11-06.
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Lucifer Hummingbird (Calothorax lucifer)
- Luzifersternkolibri (Calothorax lucifer) in der Encyclopedia of Life. Abgerufen am 6. November 2018 (englisch).
Einzelnachweise
- Peter Evans Scott u. a.
- IOC World Bird List Hummingbirds
- William Swainson, S. 442.
- George Robert Gray, S. 18.
- James A. Jobling, S. 86.
- James A. Jobling, S. 232.
Anmerkungen
- Außerdem ordnete er L'Oiseau-Mouche Barbe-Bleue (Ornismya cyabopogon Lesson, RP, 1829). 1832 nannte Lesson eine Gattung Les Lucifers.