Luternau

Die Familie v​on Luternau i​st ein Schweizer Adelsgeschlecht.

Berner Münster, Kirchenortschild Hans Rudolf von Luternau

Die Herren v​on Luternau w​aren eine kyburgische u​nd habsburgische Ministerialenfamilie. Ursprungsort u​nd namensgebende Gemeinde i​st Luthern i​m Kanton Luzern i​n der Schweiz. Ab d​er frühen Neuzeit gehörten d​ie Luternau z​um Berner Patriziat, i​hre Titulatur lautete s​eit 1669 w​ie bei d​en anderen fünf altadeligen Geschlechtern wohledelvest.

Geschichte

1226 w​ird die Familie m​it Werner I. v​on Luternau erstmals urkundlich erwähnt, a​ls er zusammen m​it einem Ritter Elmigrin d​as Kloster St. Urban überfiel, übel d​arin hauste u​nd auch dessen Güter i​n Langenthal verheerte. Der Bischof v​on Konstanz, Konrad II. v​on Tegerfelden, w​arf ihn i​n den Kirchenbann, worauf e​r reuig w​urde und s​ich mit d​em Konvent versöhnte. Seine Ehefrau Ata von Grünenberg, d​eren Eltern n​icht gewiss sind, schenkte d​er Abtei z​ur Sühne d​as Gut Schlatt b​ei der Kaltenherberge b​ei Roggwil BE, d​as dem Ausbau d​es Wässersystems i​m Langetental n​och hinderlich gewesen war. Trotzdem k​amen das Kloster u​nd die vorherrschenden Grundherren, d​ie Freiherren v​on Grünenberg, n​icht zur Ruhe. Werners Söhne Burkhard, Rudolf I. u​nd Werner II. akzeptierten d​ie Versöhnung i​hrer Eltern m​it dem Kloster nicht, überfielen u​nd brandschatzten 1255 St. Urban erneut. Erst 1277 verkauften s​ie den Zisterziensern sämtliche Rechte u​nd Güter i​n Langenthal, d​er Marktort w​urde fortan v​om Kloster u​nd den Freiherren v​on Grünenberg einvernehmlich verwaltet. Der Konflikt u​m die Vorherrschaft i​n Langenthal gründete a​uf Ansprüche a​m Erbe d​er ausgestorbenen Freiherren v​on Langenstein: e​in urkundlich n​icht fassbarer Heinz v​on Luternau s​ei mit e​iner Idda v​on Langenstein verheiratet gewesen.[1]

Rudolf u​nd Ulrich von Balm, Ulrich u​nd Markward v​on Grünenberg, Cuno v​on Rüti u​nd Werner u​nd Rudolf v​on Luternau schenkten 1259 d​em Johanniterhaus Thunstetten i​hren Kirchensatz z​u Lotzwil, d​en sie gemeinsam besassen.[2]

Im 13. u​nd 14. Jahrhundert s​tand die Familie i​m Dienst d​er Kyburger u​nd der Habsburger. Sie besass Grundherrschaften i​m heutigen Luzerner Hinterland. Rudolfs I. Enkel Petermann (* 1385; † 1430) k​am durch s​eine Heirat m​it Margaretha v​on Liebegg z​u den Herrschaften Liebegg u​nd Schöftland.

Anfang d​es 15. Jahrhunderts w​ar die Familie i​m Besitz d​er Burgrechte i​n Aarau, Zofingen, Willisau, Sursee u​nd Luzern. 1429 erhielt d​ie Familie d​as Burgrecht i​n Bern.

1602 verkaufte d​ie Familie i​hren Stammsitz Liebegg u​nd 1653 d​ie Herrschaft Schöftland. Im 17. Jahrhundert erlosch d​er Zweig i​n Biel. Der ältere Hauptzweig b​lieb bis z​um Franzoseneinfall 1798 i​m Berner Grossen Rat vertreten. Einige Familienmitglieder übernahmen Offizierspatente i​n Bern, Holland, Frankreich u​nd Piemont.

1901 s​tarb das Geschlecht m​it dem Tod v​on Friedrich v​on Luternau i​n Bern aus. Ein Zweig d​er Familie l​ebt heute i​n Texas.

Personen

  • Werner von Luternau, der 1226 erstmals urkundlich erwähnte Namensträger
  • Petermann (1385–1430), Burger von Luzern, Herr zu Kasteln, Liebegg und Schöftland

Älterer Hauptzweig (Liebegg / Belp)

  • Rudolf von Luternau († 1467), Burger von Bern, Herr zu Liebegg, Mitherr zu Kasteln
  • Henmann von Luternau († 1480), Deutschordenskomtur von Sumiswald
  • Hans Rudolf von Luternau († 1511/15), Herr zu Liebegg
  • Andreas von Luternau († 1521), Propst Mauritiusstift Zofingen
  • Augustin von Luternau (1527–1563), Freiherr zu Belp, 1527 im Grossen Rat von Bern, 1536 bis 1540 Landvogt in Chillon, 1547 bis 1552 Landvogt in Gex
  • Friedrich von Luternau (1624–1673), Hauptmann Erster Villmergerkrieg, 1651 Grosser Rat Bern, 1657 bis 1663 Landvogt von Romainmôtier, 1669 Mitglied Kleiner Rat Bern
  • Sebastian von Luternau (1620–1692), Teilnahme Schlacht bei Rocroi, Major Schweden bis 1648, 1658 Regiment Weiss, 1657 Grosser Rat Bern, 1675 bis 1681 Landvogt Oron
  • Johann Rudolf von Luternau, 1729 Mitglied Kleiner Rat Bern
  • Rudolf von Luternau (1769–1849), 1798 Artillerieoffizier Schlacht von Neuenegg, 1804 Oberst Berner Artillerie, 1809 eidg. Generalinspektor Artillerie, 1816 bis 1831 Kleiner Rat Bern
  • Friedrich von Luternau (1802–52), Mitglied Grosser Rat Bern
  • Friedrich von Luternau (1834–1901), Registrator eidgenössisches Kriegskommissariat
  • Karl Heinrich Gottfried von Luternau (1842–1919), Pfarrer, Auswanderung nach Elmhurst (Illinois)

Jüngerer Hauptzweig (Schöftland)

  • Johann Ulrich von Luternau (1433–1474), Herr zu Kasteln und Schöftland[3]
  • Sebastian von Luternau (1450–1511), Herr zu Kasteln, Schöftland und Villnachern, mehrmals Schultheiss von Aarau
  • Hieronymus von Luternau († 1594), Seckelmeister von Solothurn
  • Beat von Luternau, Schultheiss zu Aarau
  • Christoph von Luternau (1582–1658), Herr zu Schöftland (verkauft an Wolfgang von Mülinen), Oberst
  • Valentin von Luternau (1583–1634), Seckelmeister von Biel

Siehe auch

Commons: Familie von Luternau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Plüss 1900: S. 11 Anmerkung 3.
  2. Staatsarchiv des Kantons Bern, Urkunden Aarwangen, 30. April 1259
  3. Grabplatte 1 (Grafikdatei) des 1474 verstorbenen Johann Ulrich von Luternau und der Ursula von Friedingen auf Grabplatten. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Stadtkirche Aarau. Reformierte Kirchgemeinde Aarau, archiviert vom Original am 15. Juli 2015; abgerufen am 24. September 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ref-aarau.ch

Literatur

  • Steffen Osoegawa-Roth: Rudolf Samuel Karl von Luternau. Ein Liberaler als Begründer des Landschaftsparks in Bern, in: Stadtlandschaften. Schweizer Gartenkunst im Zeitalter der Industrialisierung, Zürich 2006, S. 48–55.
  • August Plüss: Die Freiherren von Grünenberg in Kleinburgund. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde eingereicht der hohen philosophischen Fakultät der Universität Bern. In: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern. Band XVI, Heft 1. Stämpfli, Bern 1900 (Digitalisat bei E-Periodica).
  • Rodt: Genealogien 3, 345–363
  • Schweizerisches Geschlechterbuch 1, 261–267
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