Ludwig Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg
Ludwig Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (* 25. Januar 1942 in Osterwick) ist ein deutscher Waldbesitzer und Unternehmer.
Leben und Wirken
Sayn-Wittgenstein-Berleburg stammt aus dem ehemaligen Adelsgeschlecht der Familie Sayn-Wittgenstein. Er wurde als viertes Kind von Ludwig Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1910–1943) und seiner Frau Friederike Juliane geb. Prinzessin zu Salm-Horstmar (1912–2000) geboren. Seine Großeltern waren väterlicherseits[1] Fürst Richard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1882–1925) und Madeleine geb. Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (1895–1976), mütterlicherseits Fürst Otto II. zu Salm-Horstmar (1867–1941) und Rosa geb. Gräfin zu Solms-Baruth (1884–1945).
Nach seinem Abitur im Landheim Schondorf am Ammersee studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Forst- und Betriebswirtschaft.
1971 erlangte er den Master of Business Administration an der Business School Insead in Fontainebleau/Frankreich. Nach einer Anstellung an der Banque de Paris et des Pays Bas wurde er ab 1974 selbständiger Unternehmensberater. Ab 1981 führte er sein inzwischen erloschenes Unternehmen Louis Sayn Direktvertrieb als geschäftsführender Gesellschafter, bevor er das Forstgut Ditzrod übernahm und verwaltete.[2] Von 1966 bis 1986 war er stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats der Fürst Wittgenstein´schen Waldbesitzergesellschaft GbR, aus der er inzwischen austrat. Seit 2014 ist er Mitglied im Kuratorium der Handelshochschule Leipzig.[3]
Nach dem Orkan Kyrill im Jahr 2007, der auch Teile seines bewirtschafteten Waldes niederlegte, beschäftigte sich Wittgenstein mit Windenergie und investierte in Windkraftanlagen.[4]
Mit der Gründung des Unternehmens Wittgenstein New Energy Holding GmbH (WNE Group), das sich mit der Beratung, Planung, Realisierung und dem Betrieb von Windkraftanlagen beschäftigt, übernahm Wittgenstein die Geschäftsführung. Die Außendarstellung des Unternehmens und seines Geschäftsführers wurde teilweise von Marcus Ewald, Vorsitzender des Bundesvorstands des Jungen Wirtschaftsrats und Gast des Wirtschaftsrats der CDU, übernommen.
Der erste Windpark der WNE Group im Gemeindegebiet Bad Laasphe, besser bekannt als Windpark Hesselbach, wurde im September 2013 mit sechs Anlagen eröffnet. Im Jahr 2014 und 2017 erfolgte jeweils die Erweiterung um zwei weitere Windräder. Die Nabenhöhe beträgt in etwa 140 m, die Rotordurchmesser liegen bei 112 bzw. 126 Meter.[5]
Inzwischen wurden von der WNE insgesamt zehn Windkraftanlagen der Marke Vestas, Typ V 112 und V 126 in den Gemarkungen Banfe und Hesselbach gebaut. Zwei weitere sind in Planung.
Vier weitere Windkraftanlagen vom Typ Vestas V 112 sind im Bereich Volkholz und Benfe mit einer Nabenhöhe von 119 Metern geplant, stoßen jedoch auf Widerstand der dort wohnenden Bevölkerung sowie des Bundeswehrstandortes Erndtebrück, an dem sich ein Radarsystem für die Luftraumüberwachung befindet.[6][7][8][9]
Nicht unerhebliches öffentliches Aufsehen erregt ein Erbstreitverfahren, das ab 2017 beim Amtsgericht Bad Berleburg anhängig war. Hier hielt sich der Unternehmer für berechtigt, das damals 74 Jahre alte Testament seines Onkels, Gustav Albrecht zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg in seinem Sinne auszulegen und eigene Ansprüche geltend zu machen.[10] Hier unterlag er jedoch in erstinstanzlicher Entscheidung.[11][12] Auch in zweiter Instanz hatte das Oberlandesgericht Hamm am 23. Juli 2020 (Az. 10 W 84/19) die Entscheidung des AG Bad Berleburg bestätigt.[13] Das Amtsgericht Bad Berleburg erteilte am 30. Oktober 2020 einen Erbschein für seinen Antragsgegner, Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg.[14] Die gerichtliche Auseinandersetzung um das Fürstenerbe geht nach einem Fachbeitrag von Gerhard Otte in der Juristenzeitung in die deutsche Rechtsgeschichte ein.[15]
Familie
Sayn-Wittgenstein-Berleburg heiratete 1975 die Schwedin Yvonne geb. Gräfin Wachtmeister af Johannishus (* 1951).
Er lebt mit seiner Familie in Bad Laasphe. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, darunter die Journalistin Anna von Bayern (* 1978) und der Schauspieler August Wittgenstein (* 1981).
Weblinks
Einzelnachweise
- Philipp Dickel: Stammtafel des mediatisierten Hauses Sayn und Wittgenstein. Wernigerode 1907, Die Linie Berleburg, Tafel 6. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1907, Heimat-Verlag und Antiquariat, Angelika Wied, Bad Laasphe 2009, Nr. 9/100.
- Handelsregister AG Siegen, HRA 7130, Firma erloschen.
- Marcus Ewald, Firma Ewald & Rössing GmbH & Co. KG: Gelebte Nachhaltigkeit: Fürst von Sayn Wittgenstein investiert in die Zukunft. Großformatige Anzeige in Form eines Berichts in der Frankfurter Rundschau vom 27. November 2018.
- Ewald & Rössing GmbH & Co. KG, Marcus Ewald In: Focus online vom 17. Oktober 2017: Großformatige Anzeige in Form eines Berichts: Das Erbe von Wittgenstein und die Windenergie.
- Angaben laut Homepage der Wittgenstein New Energy Holding; letzter Zugriff am 14. Januar 2019, 14.10 h.
- Lars-Peter Dickel: Artenschutz gefährdet Windkraftpläne in Benfe. Westfalenpost vom 9. Januar 2013
- Eberhard Demtröder: Benfe kämpft gegen vier Windräder. Westfalenpost vom 30. Juni 2016.
- Lars-Peter Dickel: Bundeswehr erwägt Klage gegen Windkraftanlagen bei Benfe. Westfalenpost vom 13. Januar 2017
- Windräder auf dem Benfer Rücken. Antrag auf Berufung. Siegener Zeitung vom 10. Januar 2018.
- Lars-Peter Dickel: Familienstreit im Fürstenhaus beschäftigt das Amtsgericht. Streitwert wird auf eine halbe Milliarde Euro taxiert. Hintergrund ist eine Auseinandersetzung um ein 76 Jahre altes Testament. Westfalenpost vom 5. Februar 2019, Seite PBB 1.
- AG Bad Berleburg (Az. 2 Lw 3/17)
- Westfalenpost (PBB) vom 7. Mai 2019: Erste Entscheidung um Fürstenerbe.
- NRW-Justiz: OLG Hamm: OLG Hamm bestätigt Beschluss des Landwirtschaftsgerichts Bad Berleburg in einer Erbstreitigkeit. Abgerufen am 7. August 2020.
- Lars-Peter Dickel: Streit ums Fürstenerbe ist beendet. Westfalenpost, Lokalteil Wittgenstein vom 6. November 2020.
- Juristenzeitung, Ausgabe 8 / 2021, Leitsatz der Redaktion, S. 413–420, Anmerkung Gerhard Otte, S. 421–423.