Lostorf
Lostorf ist eine politische Gemeinde im Bezirk Gösgen des Kantons Solothurn in der Schweiz.
Lostorf | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Solothurn (SO) |
Bezirk: | Gösgen |
BFS-Nr.: | 2493 |
Postleitzahl: | 4654 |
Koordinaten: | 638614 / 248336 |
Höhe: | 451 m ü. M. |
Höhenbereich: | 400–937 m ü. M.[1] |
Fläche: | 13,25 km²[2] |
Einwohner: | 3963 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 299 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 11,2 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.lostorf.ch |
Lostorf, vom Engelberg aus gesehen | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Lostorf liegt auf 451 m ü. M., 5 km nordöstlich der Stadt Olten (Luftlinie). Das ehemalige Bachzeilendorf erstreckt sich beidseits des Lostorfer Bachs in einer Talmulde am Jurasüdfuss, am nördlichen Rand der breiten Aareniederung im Solothurner Niederamt.
Die Fläche des 13,3 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt des Jurasüdhangs und weist eine grosse landschaftliche Vielfalt auf. Der südliche Gemeindeteil zeigt nur geringe Reliefunterschiede. Er umfasst einen kleinen Anteil der Aareniederung sowie die daran anschliessende Vorbergzone des Juras mit den Hügeln Balmis (483 m ü. M.), Eihübel (524 m ü. M.) und Buerfeld (bis 470 m ü. M.) mit sanft gegen Süden geneigten Hängen. Diese sind untergliedert durch die Talmulden des Lostorfer Baches und des Eibachs, welche hier in die Aareebene hinaustreten.
Über dieser Jurafusszone erhebt sich die Kette von Dottenberg (auf dem mit 938 m ü. M. der höchste Punkt von Lostorf liegt) und Rebenflue (688 m ü. M.). Zwischen diesen beiden Höhen befindet sich der Durchbruch des Lostorfer Dorfbachs. Der nördliche Gemeindeteil liegt im Quellgebiet des Dorfbachs in einem geologisch kompliziert aufgebauten und in einzelne Schuppen zerlegten Abschnitt des Faltenjuras. Durch einen Bergrutsch im Gebiet Falkenstein, der vor rund einer Million Jahren stattfand, erfuhr das Relief weitere Umgestaltungen. Die nördliche Gemeindegrenze verläuft auf dem Jurahauptkamm, der Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten von Aare und Ergolz, und reicht von der Burgflue (935 m ü. M.) bis zur Höhe des Ban (910 m ü. M.). Im äussersten Westen erstreckt sich der Gemeindeboden bis fast zum Ausflugsrestaurant Froburg. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 10 % auf Siedlungen, 50 % auf Wald und Gehölze und 40 % auf Landwirtschaft.
Zu Lostorf gehören die Siedlung Mahren (476 m ü. M.) im Tälchen des Eibachs am Südfuss des Dottenbergs, das Bad Lostorf (524 m ü. M.) im Talkessel des Lostorfer Bachs hinter der Engstelle zwischen Dottenberg und Rebenflue sowie zahlreiche Einzelhöfe. Nachbargemeinden von Lostorf sind Stüsslingen, Niedergösgen, Obergösgen, Winznau, Trimbach und Wisen im Kanton Solothurn sowie Zeglingen im Kanton Basel-Landschaft.
Bevölkerung
Mit 3963 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020) gehört Lostorf zu den mittelgrossen Gemeinden des Kantons Solothurn. Von den Bewohnern sind 94,6 % deutschsprachig, 1,2 % italienischsprachig und 0,6 % sprechen Serbokroatisch (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Lostorf belief sich 1850 auf 1096 Einwohner, 1900 auf 1247 Einwohner. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl bis 1960 langsam aber kontinuierlich auf 1554 Personen an. Seither wurde eine deutliche Bevölkerungszunahme verbunden mit einer Verdoppelung der Einwohnerzahl innerhalb von 40 Jahren verzeichnet.
Politik
Der Gemeinderat für die Amtsperiode 2013–2017 setzt sich aus Ratsmitgliedern folgender Parteien zusammen: FDP und SP je zwei Sitze, die CVP, die SVP und die Freie Liste je einen Sitz.[5]
Partnergemeinde von Lostorf ist seit 1998 die deutsche Gemeinde Rielasingen-Worblingen.[6]
Wirtschaft
Lostorf war bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ein vorwiegend durch die Landwirtschaft geprägtes Dorf. Früher waren bei Lostorf eine Nagelschmiede und eine Gipsmühle in Betrieb. Die Wasserkraft des Dorfbachs wurde für den Betrieb weiterer Mühlen genutzt. Seit 1930 existiert die Mineralquelle Lostorf AG, welche Mineralwasser abfüllt, Süssgetränke herstellt und vertreibt.
Noch heute haben der Ackerbau, der Obstbau sowie die Viehzucht und die Milchwirtschaft einen gewissen Stellenwert in der Erwerbsstruktur der Bevölkerung. Weitere Arbeitsplätze sind im lokalen Kleingewerbe und im Dienstleistungssektor vorhanden. Seit den 1970er Jahren entstand am südlichen Dorfrand eine Industrie- und Gewerbezone. Hier haben sich Unternehmen der High-Tech-Branche, der Metallverarbeitung und des Apparatebaus niedergelassen. Weitere Betriebe konzentrieren sich auf die Elektrobranche, die Holzverarbeitung und das Baugewerbe. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Dorf dank seiner attraktiven Lage zu einer Wohngemeinde entwickelt. Viele Erwerbstätige sind deshalb Wegpendler, die hauptsächlich in den Regionen Olten und Aarau arbeiten.
Die Lostorfer Mineralquelle, eine Gips- und Schwefelquelle, wurde lange als Thermalbad genutzt. Nach einem Brand 1966 wurde das Thermalbad wieder aufgebaut und als Kongress- und Seminarzentrum genutzt. Das Hotel und das Thermalbad sind seit 2002 geschlossen.
Ferner befindet sich ein Teil des Golfplatzes Heidental auf dem Gemeindegebiet von Lostorf.
Verkehr
Die Gemeinde ist verkehrstechnisch recht gut erschlossen, obwohl sie abseits der grösseren Durchgangsstrassen liegt. Die Hauptzufahrt erfolgt von Obergösgen. Durch die Buslinie des BOGG (Busbetrieb Olten Gösgen Gäu), welche die Strecke von Olten nach Niedererlinsbach bedient, ist Lostorf an das Netz des öffentlichen Verkehrs angebunden.
Geschichte
Das Gemeindegebiet von Lostorf war bereits zur Römerzeit besiedelt; es wurden Spuren eines römischen Gutshofes und einer römischen Warte oberhalb von Bad Lostorf gefunden. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1145 unter dem Namen Loztorf; später erschien die Bezeichnung Losdorf (1265). Der Ortsname geht auf den althochdeutschen Personennamen Hlodo oder Lotto zurück und bedeutet somit Dorf des Hlodo/Lotto.
Seit dem Mittelalter gehörte Lostorf zur kleinen Herrschaft Wartenfels im Buchsgau. Der Ort gehörte zum Gut der Adelsfamilie von Wartenfels, welche unter der Oberhoheit der Habsburger stand. Im Jahr 1465 gelangte Lostorf zusammen mit Wartenfels durch Kauf an die Stadt Solothurn und wurde in der Folge der Vogtei Gösgen zugeordnet. Als Vogteisitz diente das Schloss Wartenfels oberhalb des Dorfes. Nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime (1798) gehörte Lostorf während der Helvetik zum Verwaltungsbezirk Solothurn und seit der Mediation ab 1803 zum solothurnischen Bezirk Gösgen.
Sehenswürdigkeiten
- Weithin sichtbar steht oberhalb des Dorfes auf dem nach Osten abfallenden Sporn des Dottenbergs das Schloss Wartenfels, das im Kern aus einer kleinen Burg aus dem 13. Jahrhundert besteht. Seine heutige Gestalt erhielt das Schloss im 17. und 19. Jahrhundert, als es zu einem Herrschaftshaus im Solothurner Landhausstil umgebaut wurde. Es besitzt auch eine Schlosskapelle mit einer Ausstattung aus der Zeit um 1750 und einen französischen Garten.
- Die römisch-katholische Kirche Sankt Martin befindet sich auf einem Hügel westlich des Dorfes. Sie existierte bereits im Mittelalter, erhielt aber ihr heutiges Aussehen im Rahmen einer grundlegenden Umgestaltung im ausgehenden 18. Jahrhundert. Eine weitere Umgestaltung und Vergrösserung wurde 1936 vorgenommen.
- Die evangelisch-reformierte Kirche wurde 1966 bis 1967 erbaut.
- Neben diesen beiden Kirchen sind auch die Kapelle der Heiligen Philippus und Jakobus (1577 erbaut) beim Bad Lostorf und die 1950 eingeweihte Antoniuskapelle in Mahren zu erwähnen.
Ausserdem ein ehemaliges Pfarrhaus, eine Kornscheune (beide aus dem 17. Jahrhundert) und verschiedene charakteristische Bauernhäuser aus dem 17. bis 19. Jahrhundert aufzuweisen.
Im Weiler «Mahren» steht ein traditioneller Speicher.
Persönlichkeiten
Bilder
- Katholische Kirche
- Katholische Kirche, Innenansicht
- Friedhof
- Reformierte Kirche
- Schloss Wartenfels
- Blick von der katholischen Kirche aus auf das Dorf
- Blick von SE auf Bad Lostorf und die Jurakette, Aquatinta, um 1830
- Bad Lostorf, zwischen 1820 und 1840
Literatur
- Hans Brunner: Lostorf. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Karin Zaugg: Schloss Wartenfels bei Lostorf. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 941, Serie 95). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Bern 2014, ISBN 978-3-03797-124-6.
- Eugen Munzinger: Bad Lostorf im solothurnischen Jura und seine Schwefelquellen. Aarau, Verlag von H. R. Sauerländer, 1865. (Nachdruck der Oltner Nachrichten: Olten 1908)
- Johann Heinrich Schmutziger: Das Bad Lostorf. Aarau 1819, doi:10.3931/e-rara-24690
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Gemeinderatswahlen 2013-2017 und Werkgebäude vom 14. April 2013
- Rielasingen-Worblingen: Partnerschaften
- Chez Graber: Bachelorkonzert. Abgerufen am 14. September 2017.
- Radio Kanal K: Ohrbar. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 18. Mai 2017; abgerufen am 14. September 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Smartvote: Ramon Bischoff. Abgerufen am 14. September 2017.